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Gentlemen's Club

Gentlemen's Club

Titel: Gentlemen's Club
Autoren: Primula Bond
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nennen.«
    »Und sie haben sich auch nie als Freier gefühlt. Ich habe den Kleiderschrank voller Klamotten gehabt, habe Urlaube machen und mir sogar ein Auto gönnen können. Und einmal habe ich auf diese Weise auch einen Job bekommen, nein, sogar zwei. Das hat mir die Welt gezeigt.« Chrissie streckte die Beine aus. »Auf mehr Arten, als man glaubt.«
    »Das lässt du deinen Jeremy besser nicht hören«, sagte ich. Sie bedachte mich mit einem giftigen Blick.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, fuhr sie mich an, ließ die Füße wieder sinken und schenkte sich noch ein Glas Wein ein. »Wir sind ein respektables Paar, Jeremy und ich.«
    »Natürlich seid ihr das«, besänftigte ich sie, aber dann hob ich die Schultern und neckte: »Obwohl ich den wunderbaren Jeremy noch nicht kennen gelernt habe. Aber ich meinte was anderes: Mit deiner Vergangenheit kannst du mich nicht wegen meiner Rastlosigkeit kritisieren. Du warst damals viel verwegener als ich.«
    »Vielleicht, aber das war damals. In diesem Alter dreht man gern durch. Aber ich bin nicht so abenteuerlustig wie du, Suki«, antwortete Chrissie nachdenklich. »Nein, wirklich nicht. Ich weiß, dass ich sicherer bin in meiner kleinen Welt, während du ... also, du warst immer schon ein Wildfang, der nicht schnell genug die Flügel ausbreiten konnte.«
    »Ja, und du warst ein Mädchen, hinter dem die Jungs her waren«, sagte ich. »Mich interessierten sie nicht. Ich war damit beschäftigt, den höchsten Baum zu finden, auf den ich klettern konnte.«
    »Ich habe gedacht, dass du lesbisch bist,« Chrissie machte eine Pause, um mir eine Chance zum Dementi oder zum Bekenntnis zu geben. »Bist du?«
    Ich versuchte, einen Moment ernst auszusehen, und überlegte, sie anzuschmieren, aber das schaffte ich nicht. »Darüber habe ich auch mal nachgedacht«, gab ich zu, »aber das lag nur daran, dass ich keinen Jungen haben wollte. Ich konnte die Beine nicht wegen irgendeines Kerls spreizen. Im Gegensatz zu anderen Leuten, die mir bekannt sind.«
    »Eh! Das hat nichts mit mir zu tun. Ich bin ganz anders. Aber wie ist es mit dir? Immer noch der Wildfang, der Jungs für blöde hält?«
    Ich leerte mein Glas und schaute hinaus auf die Stadt. Wieder donnerte eine U-Bahn heran und vibrierte unter uns. Der Himmel war jetzt dunkelblau, aber durch den Smog drangen keine Sterne. Die hellen Positionslichter der Flugzeuge waren die einzigen hellen Funken, die durch die Wolken schienen.
    »Nein, keine Sorge, inzwischen mag ich Jungs. Aber ich glaube, ein bisschen bin ich doch der Wildfang geblieben. Weißt du, unter der heißen Sonne kann eine Menge passieren.«
    »Aber es gibt keinen besonderen Mann in deinem Leben?«
    »Nein. Es stellte sich heraus, dass der Prinz schon zu viele Frauen hatte.«
    Wir lachten wieder.
    »Wir müssen einen Mann für dich finden, da du jetzt wieder in der Stadt bist.« Chrissie richtete die Weinflasche auf mich, als wäre sie ein Mikrofon, mit dem sie mich interviewen wollte. »Aber wer? Und wo?«
    Chrissies Telefon klingelte. Sie lief hinein, während ich über ihre Frage nachdachte. Wer und wo? Verglichen mit dem, woher ich gerade kam, wo alle Männer und Frauen den ganzen Tag am Strand lagen oder mit den Monoskiern die blauen Wellen teilten, wo alles gleißt, wo einem die Augen übergehen, war London in den paar Tagen, die ich dort verbracht hatte, voller blasser, uninteressanter und verängstigt aussehender Typen, die über die Gehwege hetzten und sich in ihren Anoraks versteckten.
    »Tut mir leid«, sagte Chrissie und schlenderte zurück zur Terrassentür. »Der Anruf kam aus meiner Abteilung. Man wollte mich erinnern, dass eine große Konferenz vor mir liegt; die Parfumeinkäufer treffen sich und feiern Silvester in einem feinen Landhaus. Okay - wo waren wir?«
    »Auf Männerjagd.«
    »Ja«, sagte sie und betrachtete mich abschätzend, als sie noch in der Tür stand. Sie konnte bei meinem Anblick nicht verhindern, dass sich ihre Lippen geringschätzig zusammenpressten. »Ich frage mich, ob es helfen würde, wenn wir dich aus diesen Klamotten schälen. Und ob du deine freche, fast aggressiv-männliche Art, die du schon als Kind gehabt hast, einfach mal vergessen kannst.«
    »Aber diese Art hat dazu geführt, dass ich alles, was ich wollte, aus dem Mittleren Osten herausgeholt habe.«
    »Vielleicht, Mädchen. Aber in England ist Herbst. Erinnerst du dich an diese Jahreszeit? Sie ist nicht geeignet, Männer mitten auf dem Piccadilly mit einem gepunkteten
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