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Gemma

Gemma

Titel: Gemma
Autoren: Petra Last
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Überraschung. Wie hast du uns so schnell
gefunden?«, fragte Ranleigh betont fröhlich. Seine Augen glitten zu Rawlins,
aber blitzschnell schlug Bryce mit dem Griffstück seines Degens zu. Rawlins gab
ein Grunzen von sich und lag dann still.
    »Nur wir beide, Ranleigh.« Sein Blick glitt zu Gemma, die am
äußersten Rand der Lichtung kauerte, vom Feuer gerade eben noch erhellt. Noch
immer konnte er die kalte Wut verspüren, die er empfunden hatte, als Ranleigh
sich seiner Frau hatte aufzwingen wollen. Er hatte geglaubt, Gemmas Angst und
Ekel beinahe körperlich spüren zu können.
    Er trat näher in den Kreis, der vom flackernden Feuer erhellt
wurde. Ranleigh zog seinen Degen und salutierte spöttisch, bevor er sich in
Kampfposition begab.
    Mit blankgezogenen Degen standen sich Bryce und Godfroy
gegenüber. Sie umkreisten sich langsam, lauernd, den Gegner nicht aus den Augen
lassend. Zwei kampfbereite Kobras im grazilen, tödlichen Tanz, jederzeit
bereit, bei der kleinsten Schwäche des Gegners zuzustoßen.
    »Sieht ganz so aus, als würde mein Plan doch noch aufgehen, nicht
wahr, geliebter Vetter?«, versuchte Godfroy Bryce zu reizen und aus der
Reserve zu locken. »Wenn ich dich und deine Brut beseitigt habe, steht meiner
Heirat mit der liebreizenden – und reichen – Gemma nichts mehr im Wege.«
    »Glaubst du im Ernst, sie würde dich nehmen?«, lachte Bryce
hämisch. Aus den Augenwinkeln warf er einen kurzen Blick in Gemmas Richtung.
Sie hockte noch immer zusammengekauert im Gras, ihre Babys fest an sich
gedrückt.
    »Vielleicht nicht ganz freiwillig, aber das wollte sie auch damals
nicht.«
    Fragend hob Bryce die Brauen. »Damals?«
    Godfroys Gesicht verzog sich zu einer
hasserfüllten Fratze. »Damals, als du mir dazwischengefunkt hast. Gott, wie
habe ich dich dafür gehasst, dass du meinen so sorgsam durchdachten Plan
zunichte gemacht hast. Das Opium hatte Gemma schon fast gefügig gemacht.« Ohne
Vorwarnung stieß er zu, aber Bryce parierte den Schlag und beide gingen wieder
in Lauerstellung.
    »Ich dachte, es war deine Absicht gewesen, dass ich Gemma
heiraten sollte, um sie dann nach einem Techtelmechtel mir dir als untreue
Ehefrau zurückzulassen, damit ich keinen Erben zeugen würde«, stieß Bryce mit
zornig zusammengekniffenen Augen hervor.
    Godfroy lachte auf. »Ein wahrlich teuflischer
Plan, geliebter Cousin. Ich wusste gar nicht, dass dein aufrechtes Gehirn in
der Lage ist, etwas so Abgefeimtes zu ersinnen. Es tut mir beinahe leid, dass
nicht ich darauf gekommen bin.« Wieder versuchte er einen Ausfall, und wieder
konterte Bryce geschickt. Die Spitze seines Degens wippte.
    »Und warum, geliebter Cousin, warst du so versessen darauf,
meine Frau zu der deinen zu machen?« Vorwarnungslos stieß Bryce zu. Godfroy
zuckte zurück, aber nicht schnell genug. Sein Hemd klaffte am Oberarm auf und
gab den Blick auf einen blutenden Schnitt frei.
    »Sehr gut, Cousin«, lachte Godfroy spöttisch. »Ich sehe schon, ich
werde mich vorsehen müssen.«
    Die beiden Kontrahenten umtänzelten sich weiter. Keiner wollte dem
anderen eine Öffnung bieten, die dieser dazu nutzen konnte zuzustoßen.
    »Wenn deine Frau damals die meine geworden wäre«, setzte Godfroy
das Spiel fort, »wären meine Geldsorgen von einem Tag auf den anderen vergessen
gewesen.«
    »Wieso?«, knurrte Bryce gefährlich leise. »Ich
kann mir kaum vorstellen, dass ihre Tante so gut gezahlt hätte, sie loszuwerden.«
    Godfroys Lachen zerriss die über der Lichtung lastende Stille.
»Ihre Tante?«, prustete er. »Ihre Tante sollte fürstlich von mir dafür entlohnt
werden, dass sie mir Gemma zugeführt hatte. Sag bloß, du weißt nicht, dass die
bezaubernde Gemma eine steinreiche Erbin ist?«
    Bryce' Gesicht verfinsterte sich. Sein Verstand arbeitete fieberhaft
und versuchte, das eben Gehörte mit dem, was er über Gemma wusste, in Einklang
zu bringen. Gemma hatte nie erwähnt, dass sie über eigene Mittel verfügte.
Warum hatte sie damals auf der Dragonfly angeheuert, wenn sie sich eine
Passage auf einem Passagierschiff hätte leisten können?
    Godfroy bemerkte, dass er Bryce irritiert hatte, und reizte ihn
weiter: »Wie oft habe ich mich gefragt«, fuhr er fort, »wie es wohl wäre,
zwischen Gemmas weißen Schenkeln zu ruhen.
    Du hättest dein Gesicht sehen sollen, werter Cousin, als du
uns in der Bibliothek überrascht hast. Schade, dass es mir noch nicht gelungen
war, weiter unter ihre Röcke vorzudringen, aber die Gegenwehr deiner Frau
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