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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
Autoren: Eric Nylund
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trug ein grünes Baumwollkleid, einen abgenutzten Wildledergürtel und Sandalen, die mit Riemchen an ihren Unterschenkeln befestigt waren.
    Die Leute sagten, dass sie sich ähnlich sahen, aber Fiona war 1,65 m, während Eliot immer noch nur 1,60 m groß war. Dafür,
dass sie seine Zwillings schwester war, ähnelte Fiona ihm nicht sonderlich. Sie hatte die schlaffe Körperhaltung einer gekochten Nudel, und das Haar hing ihr in die Augen, wenn es nicht zu einem krausen Pferdeschwanz zurückgebunden war; außerdem kaute sie an den Fingernägeln.
    Sie trat in genau derselben Sekunde wie Eliot auf den Flur hinaus. Es war Absicht. Fiona tat immer so, als funktionierten sie synchron, einfach nur, um ihn zu ärgern. Einem Ammenmärchen zufolge dachten Zwillinge immer das Gleiche, wiederholten die Bewegungen des anderen spiegelbildlich und waren im Grunde genommen dieselbe Person.
    Sie musste an der Tür gewartet und gelauscht haben, ob er seine öffnete. Jedenfalls nahm er ihr nicht ab, dass es Zufall war.
    »Du siehst krank aus«, sagte Fiona; ihre Stimme troff vor geheucheltem Mitgefühl. » Naegleria fowleri ?«
    »Ich war nicht schwimmen«, antwortete er. »Vielleicht bist du ja diejenige, der Amöben das Gehirn zerfressen.«
    Auch er hatte Seltener und unheilbarer Parasitenbefall, Band 3 gelesen.
    »Lochsmere«, sagte er und musterte sie verächtlich.
    Sie zog vor Konzentration die Stirn kraus.
    Er hatte es ihr schwer gemacht – eine Anspielung auf eine Gestalt aus den Chroniken von Twixtbury des Vanden Du Bur aus dem 13. Jahrhundert. Lochsmere war ein pestkranker Zwerg, böse und so abscheulich, dass er Welpen ertränkte.
    Die Chroniken lagen auf dem obersten Regal des Bücherschranks im Flur und waren von einer Staubschicht bedeckt. Fiona konnte sie einfach nicht gelesen haben.
    Seine Schwester fing Eliots Blick auf, folgte ihm und lächelte.
    »Du verwechselst mich mit dem edlen G’meetello«, sagte sie, »Lochsmeres Herrn – denn Lochsmere selbst bist offensichtlich du.«
    Also hatte sie die Chroniken gelesen. In Ordnung. Es herrschte immer noch Gleichstand.
    Fiona musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und murmelte: »Manchmal, kleiner Bruder, finde ich dich geradezu
aufreizend geistreich. Es wäre besser für uns alle, wenn man dich nach Tristan da Cunha verfrachten würde.«
    Tristan da Cunha? Das kannte er nicht.
    »Du darfst keine Ausdrücke aus Fremdsprachen benutzen, das ist unfair!«
    Fiona hatte ein Sprachtalent, über das er nicht verfügte. Aber sie hatten eine Abmachung: Sie durfte in ihren Vokabelbeleidigungsspielen keine Wörter aus Fremdsprachen verwenden, er dafür keine erfundenen. Eliot hatte nämlich ein ganz besonderes Talent dafür, farbenprächtige, aber sinnlose Ausdrücke zu erfinden, die in überhaupt keinem Wörterbuch auftauchten.
    »Keine Fremdsprache«, sagte sie und strahlte vor Zufriedenheit.
    Er glaubte ihr. Bei Vokabelbeleidigungen logen sie nie.
    Eliot versuchte, das Rätsel zu lösen. Tristan, wie der legendäre Ritter? Vielleicht eine Burg? Fiona las ständig Reiseberichte. Das musste es sein.
    »Ja«, sagte er und heuchelte Ironie, so gut er konnte. »Das wäre gar nicht so übel. Die Mauern von Tristan da Cunha bewahren mich wenigstens davor, dein Gesicht sehen zu müssen.«
    Fiona blinzelte. »Netter Versuch, aber leider absolut daneben. Tristan da Cunha ist eine Insel im Südatlantik, fast zweitausendfünfhundert Kilometer vom nächsten besiedelten Land entfernt. Die Bevölkerungszahl beträgt zweihundertachtzig Personen. Ich glaube, die offizielle Währung ist die Kartoffel.«
    Eliot sackte in sich zusammen. »Also gut, du hast gewonnen«, murmelte er. »Aber du brauchst dir nichts darauf einzubilden. Ich habe dich gewinnen lassen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag im Voraus.«
    »Du lässt nie jemanden bei irgendetwas gewinnen.« Sie lachte kurz auf. »Dir auch herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    »Komm schon.« Eliot fegte an ihr vorüber.
    Sie holte auf und zwängte sich an ihm vorbei. Der Flur war auf beiden Seiten mit Tausenden weiterer Bücher überfüllt,
von den Holzböden bis zu der von Wasserflecken übersäten Decke.
    Sie traten ins Esszimmer und kniffen die Augen zusammen, um sie an das Licht zu gewöhnen. Ein Panoramafenster ließ das Ziegelgebäude auf der anderen Straßenseite und einen schmalen Himmelsstreifen erkennen, der von Hochspannungsleitungen durchschnitten wurde; das Fenster war nur teilweise von den überquellenden
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