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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
Autoren: Eric Nylund
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gerade noch aus, um Wasser zu erhitzen. Eliot bot ihr immer an zu helfen, aber sie erlaubte es ihm nie.
    Großmutter sammelte ihre abgelieferten Hausaufgaben ein; ihre grauen Augen überflogen unverbindlich die ersten Zeilen. »Sie sollten losgehen«, sagte sie. »Sie dürfen nicht zu spät zur Arbeit kommen.«
    »Könnten sie nicht …« Cecilias verwitterte Hand krümmte sich um ihre Kehle. »Ich meine, morgen haben sie doch Geburtstag. Müssen sie in der Nacht davor denn auch Hausaufgaben …«
    Großmutter warf Cecilia einen Blick zu, der ihren Satz wie mit dem Fallbeil abhackte.
    Cecilia senkte den Blick auf ihre Briefe. »Nein, natürlich nicht«, flüsterte sie. »Wie dumm von mir.«
    Nicht einmal Cecilia konnte Großmutter dazu bringen, eine Regel hin und wieder zu lockern. Eliot liebte sie aber dafür, dass sie es versuchte.
    Großmutter wandte sich Eliot und Fiona zu und klopfte auf ihre Armbanduhr. »Tick-Tack«, sagte sie und beugte sich näher heran.

    Fiona gab ihr einen höflichen Kuss auf die Wange. Eliot folgte ihrem Beispiel, aber das war nur eine Formalität, ein Teil der planmäßigen morgendlichen Tätigkeiten.
    Großmutter umarmte ihn ganz leicht.
    Eliot wusste, dass sie ihn liebte – zumindest sagte Cecilia das immer. Er wünschte sich nur, ihre »Liebe« hätte sich auch anders gezeigt als nur durch Regeln und Einschränkungen. Wenn sie doch nur einmal die Hausaufgaben abgesagt hätte und mit ihnen allen ins Kino gegangen wäre! War das nicht auch »Liebe«?
    »Ich habe euch etwas zu essen eingepackt. Es steht auf dem Tisch neben der Tür«, sagte Cecilia. »Ach, ich bin übrigens gestern nicht zum Einkaufen gekommen …«
    Eliot und Fiona wechselten einen Blick; sie begriffen sofort. Fiona rannte als Erste zur Wohnungstür, und Eliot folgte ihr – zu spät. Sie schnappte sich die größere Papiertüte vom Tisch, die, in die Cecilia den letzten Apfel gesteckt hatte, und rannte aus der Tür.
    Eliot nahm widerwillig die übrig gebliebene Tüte; er wusste, dass sie nur ein trockenes Thunfischsandwich enthielt.
    »Schönen Tag, meine Lieblinge«, rief Cecilia ihnen nach, lächelte und winkte.
    Großmutter wandte sich wortlos ab.
    »Danke, Cee«, flüsterte Eliot.
    Er rannte hinter Fiona her, den Hausflur entlang, am Fahrstuhl vorbei und zu den Treppen. Sie versuchte immer, das Rennen gegen ihn zu gewinnen; mit Fiona war alles ein Wettkampf. Und Eliot hatte nicht vor, sie kampflos gewinnen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt, als er den oberen Treppenabsatz erreichte, war Fiona ihm allerdings schon ein halbes Stockwerk voraus; ihre längeren Beine trugen sie weiter und schneller.
    Er raste ihr die drei Treppenfluchten hinab nach. Eliot war jetzt nur noch ein paar Meter hinter ihr – dann stürmte sie durch die stählerne Sicherheitstür auf die Straße hinaus.
    Es war ein sonniger Tag in Del Sombra, und einen Moment lang blieben sie im schmaler werdenden Schatten der Klinkerfassade ihres Wohnblocks stehen.

    Auf der Midway Avenue standen Pfirsichbäume in Kübeln. Ihre Zweige schwankten in der warmen Brise, und halb reife Früchte fielen auf die Fahrbahn, wo sie von den Touristen zerquetscht wurden, die Richtung Sonoma County rasten.
    »Ich habe gewonnen«, sagte Fiona schwer atmend. »Zweimal. An einem Tag.« Sie schüttelte ihre Papiertüte mit dem Pausenbrot. »Und den Apfel habe ich auch. Du musst schneller werden, Bradypus .«
    Bradypus war die Gattungsbezeichnung für Dreifinger-Faultiere, die zu den langsamsten Säugetieren der Welt zählen.
    Eliots Stimmung verdüsterte sich, aber er ließ sich nicht von ihr ködern, noch eine Runde Vokabelbeleidigung zu spielen; stattdessen warf er ihr nur einen finsteren Blick zu.
    Er lockerte den Griff um seine Pausenbrottüte, die er wegen ihres Rennens noch immer fest umklammert hielt. Ein metallisches Klirren ertönte aus ihrem Inneren. Eliot rollte die Tüte auf und spähte hinein. Auf ihrem Grund lagen zwei 25-Cent-Stücke. So war Cee: Sie versuchte, jede Ungerechtigkeit zwischen ihm und seiner Schwester auszugleichen.
    Eliot fischte die Münzen aus der Tüte und hielt sie ins Sonnenlicht. Sie glitzerten wie flüssiges Quecksilber.
    Fiona griff nach ihnen – aber diesmal war er schneller.
    »Ha!«, sagte er und barg sie sicher in seiner Faust.
    Er würde sich in der Pause Karottensaft im Bioladen kaufen. Das war besser als die schale Limonade oder das Leitungswasser, das sie bei Ringo’s bekamen. Er ließ die Geldstücke zurück in die Tüte
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