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Geloescht

Geloescht

Titel: Geloescht
Autoren: Teri Terry
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schiefgegangen ist und es einen technischen Defekt gibt. Kein System ist fehlerfrei. Doch es ist mein Job, die Fehlerquote zu minimieren, und wenn etwas nicht funktioniert, muss ich herausfinden, woran es lag.« Sie neigt den Kopf. Denkt sie dabei an die Frage, die sie mir beim letzten Mal gestellt hat?
    Gefahr! Lass den Schmerz zu.
    Aber ich halte ihn nicht aus …
    Du musst.
    Ich stelle mir Bens Gesicht vor. Wie er aussah, wenn er lachte und wenn er meine Hand hielt.
In Liebe, Ben,
stand auf dem Zettel. Aber diese Erinnerung wird überlagert von dem Bild, wie er mit Krämpfen und Schmerzen in der Garage liegt. Ich habe ihn einfach dort zurückgelassen, um mich selbst zu retten. Heiße Tränen treten in meine Augen.
    Bzzzz
… 4,2.
    Bzzzz
… 3,7.
    Dr. Lysander drückt auf die Sprechanlage und eine Schwester erscheint in der Tür. Es folgt ein kurzer Wortwechsel und die Schwester gibt mir eine Spritze in den Arm. Wärme fließt durch meine Adern und mein Level steigt langsam wieder an.
    Die Schwester verlässt das Zimmer und Dr. Lysander tippt auf ihren Bildschirm, sieht mich ein paar Mal an und lehnt sich dann in ihrem Stuhl zurück.
    Â»Das genügt für heute«, sagt sie. »Aber, Kyla, glaub mir, wenn ich dir sage: Am besten vergisst du ihn. Auch wenn du dir das im Moment nicht vorstellen kannst – der Schmerz wird irgendwann erträglicher.«
    Die Art, wie sie das sagt … genau wie Mum.
    Â»Wissen Sie das sicher?«, flüstere ich.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Sie wissen es, oder? Sie haben jemanden verloren. Einem Mensch, den Sie geliebt haben, ist etwas Schlimmes zugestoßen.«
    Sie windet sich auf ihrem Stuhl – ich habe einen Nerv getroffen. Einen Moment lang liegt Schmerz in ihrem Blick, etwas Echtes blitzt auf, dann ist es wieder verschwunden. Ihr Gesicht ist leer.
Auch sie hat ein Pokerface.
    Â»Geh jetzt, Kyla«, sagt sie. Das Thema ist beendet.
    Ich stehe auf und laufe Richtung Tür.
    Â»Oh, und Kyla? Ich habe nicht vergessen, worüber wir letztes Mal gesprochen haben. Aber heute belassen wir es dabei.«
    Ein kurzer Aufschub also. Kein Entkommen.
    Erst spät in dieser Nacht, als ich im Bett liege und auf den Schlaf warte, erkenne ich meinen Fehler. Eigentlich kann ich nicht wissen, dass Ben versucht hat, sein Levo abzutrennen. Aber als Dr. Lysander angefangen hat, darüber zu sprechen, habe ich nicht danach gefragt oder auch nur überrascht gewirkt.
    Ups.
Ganz schön großes Ups.
    Dann fällt mir etwas anderes auf. Wenn sie wirklich nichts über Ben wüsste und darüber, was vorgefallen ist, dann hätte
sie
das Entfernen des Levos auch nicht ansprechen können.
    Sie hat gelogen.
    Völlige Dunkelheit umgibt mich. Ich reiße die Augen weit auf, aber alles ist rabenschwarz und undurchdringlich. Ich kann nichts sehen. Das hasse ich!
    Ich taste die Steinwand ab, den engen Kreis, der den Raum umschließt, in dem ich stehe. Es gibt nicht genügend Platz, um meine Arme zu beiden Seiten auszustrecken oder mich hinzusetzen. Da ist nichts, woran ich mich beim Hochklettern mit den Fingern festhalten könnte.
    Es muss einen Ausweg geben.
    Rapunzels Turm hatte ein Fenster, durch das sie ihr langes Haar herunterlassen konnte. Doch alles, was ich habe, ist Dunkelheit, Fingernägel, Fäuste und Füße.
    Und Wut. Ich schlage und trete gegen die Wand, wieder und wieder – aber nichts passiert. Schließlich lasse ich mich erschöpft gegen die Ziegel fallen. In diesem Augenblick spüre ich es an meiner Hand.
    Etwas Mörtel ist lose! Eine Stelle, gerade unter Hüfthöhe. Ich kratze und reiße immer weiter und kümmere mich nicht um meine blutenden Fingerkuppen. Hände verheilen, das weiß ich nur zu gut.
    Schließlich sehe ich ein klein wenig Licht. Beinahe beginne ich vor Erleichterung zu weinen. Ich werde zappelig, aber das Loch ist zu weit unten, als dass ich hindurchspähen könnte, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Egal, wie sehr ich es auch versuche, ich kann mich in diesem engen Raum nicht weit genug hinabbeugen.
    Genug! Ich schreie auf vor Wut.
    Lasst mich raus!

Ich schlafe aus, und als ich schließlich aufwache, bin ich überrascht, dass mich Mum alleingelassen hat, Sonntag hin oder her. Nachdem mich mein Traum letzte Nacht geweckt hatte, musste ich das Licht anlassen, weil die Dunkelheit zu bedrückend für mich war. Ich lag wach und dachte nach, bis ich
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