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Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Titel: Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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sprechen. Es gab jedenfalls ein großes Palaver.
    »Sie werden sich gedulden müssen, bis man einen Dolmetscher beigebracht hat. Solange wird man Sie leider inhaftieren. Man hat hier nur einen Raum. Der bietet Ihnen aber reichlich Platz.«
    »Sauber, sage ich«, flüsterte Lilly später, als sie sich an die Gitterstäbe klammerte und ihr Gesicht dagegen presste. »Urlaub im Knast! Ihr seid alle Blödmänner!«
    »Ich wollte mich von Anfang an nicht darauf einlassen!« sagte Ronny. »Wäre ich nur zu Hause geblieben!«
    »Ja, wärst du nur zu Hause geblieben und hättest bei Kautschuk-Johnny auf der Bühne mit dem Hintern gewackelt. Jetzt haben wir den Salat. Wir kommen hier nie wieder raus. Ich habe über Griechenland die tollsten Sachen gehört. Die machen uns fertig.«
    »Abwarten«, sagte Anja. »Ich war in Rom auch schon im Knast und bin wieder rausgekommen. Italien ist auch nicht das Feinste.«
    »Du redest von meinem Heimatland«, warnte Mario.
    »Darauf pfeife ich doch!« erwiderte Anja. »Du warst zu unvorsichtig!«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Konnte ich ahnen, dass die Gardibaldi so plötzlich zurückkehrt, weil er unfähig war, sie aufzuhalten?«
    »Menschenskinder«, bat Lilly, »hört doch auf mit diesen Vorwürfen! Das bringt uns doch nicht weiter. Wir sollten uns etwas zu unserer Verteidigung einfallen lassen.«
    »Fällt dir vielleicht etwas ein?« fragte Ronny.
    »Im Augenblick nicht. Aber du weißt doch, dass ich immer gute Ideen habe.«
    »Deine Ideen kenne ich zur Genüge«, sagte Ronny und versank in tiefsinniges Schweigen.
    Am Nachmittag tauchte überraschend Eleonore auf. Ronny hätte sich am liebsten verkrochen. Aber dies war in der Zelle nicht möglich. Sie walzte an das Gitter heran; ein genüssliches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Man hat mir gesagt, dass alles in meinen Händen liegt«, erklärte sie.
    »Nun sag doch etwas zu ihr!«, zischte Lilly. »Jetzt hängt alles von dir ab!«
    »Ich opfere mich nicht noch einmal«, flüsterte er. »Lieber bleibe ich lebenslänglich im Knast, bevor ich...«
    » Aber wir wollen nicht lebenslänglich sitzen«, redete Anja auf ihn ein. »So tu endlich was! Hör dir doch erst mal an, was sie uns vorzuschlagen hat.«
    »Also gut«, sagte Ronny, und er trat langsam an das Gitter.
    »Du hast mir sehr weh getan«, flüsterte Eleonore und streckte ihre Hand durch die Stäbe. Ronny gab sich einen Ruck. Dann nahm er ihre Hand und streichelte sie.
    »Es tut mir so leid. Aber ich habe dir nicht wehtun wollen.«
    »Ich wusste, dass du mich liebst«, sagte sie nun beinahe jubelnd. Dann drehte sie sich um und ging zum Kapitän zurück, der sie offensichtlich begleitet hatte. Sie redete ein paar Worte in Italienisch mit ihm, und der Kapitän sprach schließlich mit dem Polizeioffizier. Der grunzte etwas, was man nicht Verstehen konnte und ging dann auf die Zelle zu, um sie aufzuschließen.
    »Was ist denn jetzt kaputt?«, fragte Lilly.
    »Sie hatten Glück«, meinte der Kapitän. »Sie sind alle vier frei. Das haben. Sie Signora di Gardibaldi zu verdanken. Sie verzichtet auf eine Anzeige.
    »Eleonore ...«, sagte Ronny und trat auf die Frau zu.
       »Es ist schon gut«, sagte sie. »Wir beide werden zusammen wundervolle Reisen machen. Du wirst mich begleiten, mein ganzes Leben lang.«
    »Oh«, stöhnte Ronny, indem er sich Lilly zuwandte, »womit habe ich das nur verdient?« Dann neigte er sich noch ein bisschen näher zu ihr. »Spätestens wenn Deutschland erreichbar ist, gehe ich ihr durch. Das schwöre ich dir.«
    »So«, sagte Eleonore, »und nun gehen wir wieder an Bord und feiern ein Fest, zu fünft. Aber keine Gaunereien mehr, meine Lieben!«
    »Niemals wieder!«, versicherte Lilly.
    Die Tage, die sie noch auf der Corona Azurro verbrachten, waren wirklich zauberhaft. Eleonore ließ sich nicht lumpen, und man stellte fest, dass sie manchmal sogar richtig liebenswert sein konnte. Doch eines Tages war die Reise zu Ende. In Genua verließen die Passagiere das Schiff.
    Mario und Lilly standen einander gegenüber.
    »Was wirst du machen, Lilly?«, fragte Mario.
    Sie senkte den Kopf. Ihre Augen waren feucht geworden.
    »Ich gehe wieder dorthin zurück, wo das Leben den Platz für mich bestimmt hat«, sagte sie leise. »Du meinst ins Bordell, Lilly?«
    »Ja«, flüsterte sie . »Es waren wunderschöne Tage. Aber jeder Traum geht einmal zu Ende. Ich habe mir immer ein einfaches, stilles Leben gewünscht, ich wollte nie so sein, wie ich bin. Leb wohl,
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