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Geliebte Schwindlerin

Geliebte Schwindlerin

Titel: Geliebte Schwindlerin
Autoren: Barbara Cartland
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Lebensende glücklich sein würde.
    Doch in ihrer ländlichen Abgeschiedenheit waren keine jungen Männer aufgetaucht, und alles, was Minella über sie wußte, stammte von den Schilderungen ihres Vaters, wenn er von seinen Vergnügungsreisen nach London zurückkam.
    Er beschrieb die jungen Leute, denen er auf Pferderennen oder auf Parties begegnete, war aber, was seine eigenen Erlebnisse betraf, auffallend zurückhaltend.
    „Vermutlich werde ich überhaupt nie Gelegenheit haben, zu heiraten“, dachte Minella resignierend.
    Ihre Mutter hatte vorgehabt, sie nach Vollendung ihres achtzehnten Lebensjahres als Debütantin im Buckingham-Palast vorzustellen.
    „Jetzt muß ich mir meinen Unterhalt verdienen und das alles vergessen“, sagte sich Minella energisch, während sie die Roben ihrer Mutter zusammenpackte.
    Doch dann hielt sie inne und überlegte, daß die Kleider ihrer Mutter viel hübscher und kleidsamer waren als ihre eigenen, wenn sie auch nicht ganz der allerneuesten Mode entsprachen.
    Kurz entschlossen suchte sie sich einige aus und packte sie in den kleinen Reisekoffer um, den sie nach London mitnehmen würde. Darunter befanden sich zwei Ballkleider, die ihre Mama auf einem ihrer letzten Besuche in London getragen hatte, als ihr Vater sie kurzerhand ihrer ländlichen Idylle entrissen und in die Großstadt entführt hatte.
    Danach hatte ihre Mutter glücklich und viel jünger ausgesehen als zuvor. „Wir haben wundervolle Tage erlebt, Liebling“, sagte sie zu Minella. „Ich fürchte, wir waren ziemlich verschwenderisch, haben mit Freunden gespeist, das Theater und sogar kühnerweise ein Varieté besucht.“
    Darunter konnte Minella sich nicht viel vorstellen, denn die einzige Theateraufführung, die sie jemals erlebt hatte, war ein Weihnachtsmärchen in der nächstgelegenen Kleinstadt gewesen.
    Sie hatte ihrer Mutter jedoch aufmerksam zugehört und ihr unzählige Fragen gestellt.
    „Wart ihr im Revue-Theater, Mama?“
    „Ja, da waren wir auch“, erwiderte ihre Mutter, „und die Revuetänzerinnen waren tatsächlich so göttlich, wie man sie uns geschildert hat.“
    „Erzähl mir mehr davon, bitte!“ hatte Minella gebettelt.
    Ihre Mutter hatte ihr geschildert, wie sie mit einer Droschke zum Theater gefahren waren. „Das war viel aufregender als mit der geschlossenen Kutsche. Im Theater hatten wir eine eigene Loge, die natürlich sündhaft teuer war. Es ist schwer zu beschreiben, wie prachtvoll das Theater ausgestattet ist und wie hinreißend die Inszenierung war. Die Musik geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich summe sie den ganzen Tag.“
    „Hat es dir auch gefallen, Papa?“
    „Prächtig“, erwiderte ihr Vater, „aber ich sage dir, keine auf der Bühne war so schön wie deine Mutter, obwohl sie alle aussahen, als kämen sie direkt vom Olymp heruntergeschwebt.“
    Da Minella sich alles, was sie ihr erzählten, fest einprägte, fragte sie ihren Vater beim nächsten Ausritt: „Warum sind die Revuetänzerinnen eigentlich viel hübscher als die Schauspielerinnen im Theater, Papa?“
    Ihr Vater hatte einen Augenblick nachgedacht. „Weil ihnen Grazie, Schönheit und ein Hauch von Weiblichkeit anhaftet, wie es dem Ideal jedes Mannes nahekommt. Wenn er sie auf der Bühne betrachtet, fühlt er sich in seiner Männlichkeit angesprochen, und das, mein Liebes, ist die Geschichte von Adam und Eva seit ewigen Zeiten.“
    Für Minella war das ziemlich unverständlich, aber sie wußte, daß ihr Vater Frauen mochte, die so weiblich waren wie ihre Mutter. Wenn sie selbst sich nicht so benahm, wie er es für richtig hielt, pflegte er sie zu tadeln. „Schrei nicht so!“ fuhr er sie einmal an, als sie einem Jungen, der beinahe unter die Hufe ihres Pferdes geraten wäre, zugerufen hatte, er solle besser aufpassen.
    „Ich fürchtete, das törichte Kind zu verletzen“, hatte sie erklärt.
    „Das hättest du ihm auch auf eine nettere Art und Weise zu verstehen geben können.“
    Verständnislos hatte sie ihn angesehen, und er hatte hinzugefügt: „Ich möchte, daß du vollkommen bist, Liebling, wie deine Mutter, so daß der Glückliche, der dich eines Tages bekommt, mir für meine Mühe dankt.“
    „Du meinst den Mann, den ich einmal heiraten werde?“
    „Natürlich, wen denn sonst? Mit dir wird er das große Los ziehen und kann sich glücklich preisen.“
    „Wenn ich mich nun in jemanden verliebe, der meine Liebe nicht erwidert?“
    „Das ist zwar unwahrscheinlich, aber sollte irgendein Luftikus es wagen,
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