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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane
Autoren: Courtney Milan
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Besseren belehren müssen. Wie Sie das anstellen, ist mir ehrlich gesagt herzlich egal. Hauptsache, Sie tun es.“
    „Sir, ich musste auch an meine anderen Töchter denken. Sie … Sie wären diskreditiert gewesen, hätte sich herumgesprochen, dass ihre Schwester sich derart ruiniert hatte. Ich …“
    „Ich kann Sie verstehen“, sagte Mark. „Sie hatten Angst. Sie mussten an Ihren Ruf denken, an Ihre Stellung. Und was Miss Ellens Aussichten angeht … Ich denke, die Duchess of Parford wird ihr beizeiten gern eine Saison spendieren. Vielleicht haben Sie noch nicht ganz verstanden, was ich Ihnen anbiete, Mr Carlisle. Ich werde Ihre Tochter heiraten. Mein Bruder wird sie mit offenen Armen in den Kreis der Familie aufnehmen. Und wenn Sie glauben, wir könnten nicht jeden von Ihnen befürchteten Skandal im Keim ersticken, kennen Sie meine Familie schlecht.“
    „Sir Mark, vielleicht verstehen Sie ja nicht …“
    „ Sie verstehen mich nicht. Ich bin nicht gekommen, um Sie um Ihre Erlaubnis zu bitten. Ich werde Ihre Tochter heiraten. Ich biete Ihnen lediglich an, meine Frau wieder zu Ihrer Tochter zu machen.“
    „Verstehe.“ Ihm versagte die Stimme, schließlich stand er auf. „Ja. Ja, natürlich. Da müssen Sie noch fragen? Glauben Sie vielleicht, ich hätte nicht jeden ihrer Briefe gelesen und immer überlegt, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe? Was glauben Sie, wie viele Nächte ich wach lag und bitter bereut habe, was geschehen ist? Doch ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich musste etwas tun, und danach war es zu spät, zu endgültig. Ich konnte mein Handeln nicht mehr rückgängig machen.“
    Kurz war Mark geneigt, ihn daran zu erinnern, dass er sieben Jahre gehabt hatte, eben das zu tun. Dass er stattdessen versucht hatte, zu vergessen, wohl wissend, was seine Tochter alles durchmachte. Aber nun war nicht die rechte Zeit für solche Vorhaltungen, jetzt war die Zeit der Versöhnung.
    „Kommen Sie“, sagte er. „Sie wartet draußen. Es ist der Moment, sie willkommen zu heißen. Sie hat Sie vermisst.“ Er warf einen Blick auf Ellen und lächelte. „Sie hat Sie alle vermisst.“
    Drei Wochen später
    Es gab nichts, womit Jessica am Morgen ihrer Hochzeit ihre flatternden Nerven hätte beruhigen können.
    Sie versuchte es damit, im Vestibül der Kirche auf und ab zu gehen. Vergebens. Sie versuchte, ihr Haar neu zu flechten. Auch keine gute Idee. Zumal ihre Schwestern sie ganz nervös machten, wie sie dauernd an ihrem Kleid herumzupften, Blumen an den Saum steckten … und einfach nur da waren. Aber es war herrlich, wieder Schwestern zu haben. Die letzten paar Wochen hatte sie mit ihnen verbracht. Während des ersten Gottesdienstes nach ihrer Rückkehr hatte ihr Vater sie der versammelten Gemeinde vorgestellt und reuig bekannt, dass er gelogen hatte, als er sie vor sieben Jahren als tot ausgegeben hatte, und dass er sich dessen zutiefst schäme. Mehr hatte er nicht dazu gesagt, kein einziges Wort gegen sie gerichtet. Und als er das Aufgebot verkündet hatte, war sowieso alles andere vergessen gewesen. Danach war ihr und ihren Schwestern noch reichlich Zeit geblieben, Besuche zu empfangen und nach Herzenslaune miteinander zu reden, um all die Jahre aufzuholen.
    Und Mark war natürlich bei ihr gewesen. Er hatte viel Zeit mit Jessica und ihren Schwestern geteilt. Drei Wochen hatte er auf nachmittäglichen Spaziergängen über Land keusch ihre Hand gehalten. Sie hatte mit seinen Brüdern diniert, er hatte ihren Vater in philosophische Fragen verwickelt, die meist damit endeten, dass beide Männer stundenlang über Texte debattierten. Gestern nach dem Abendessen war ihr kaum mehr Zeit geblieben, ihn allein zu sprechen. Einzig in einem kurzen, unbeobachteten Augenblick hatte er Gelegenheit gefunden, sie im Schatten der Gartenmauer zu küssen, liebevoll und sanft, doch mit dem Drängen drei Wochen verwehrten Verlangens. Er hatte sie so lange geküsst, bis ihnen beiden schier die Sinne schwanden in freudiger Erwartung, bis ihr die Knie so weich waren und sie kaum noch an sich halten konnte. „Morgen“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert, ehe er sich zurückgezogen hatte. „Endlich.“
    Sie hätte nicht gedacht, dass jemand ihr kurzes Verschwinden bemerkt hatte. Als Jessica sich wieder zu den anderen gesellte, hatte ihre Schwester ihr aber einen kleinen Zweig aus dem Haar gezogen. „Du kannst dich wirklich glücklich schätzen“, hatte Ellen mit vielsagendem Blick bemerkt. „Denn wie es aussieht, scheint
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