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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane
Autoren: Courtney Milan
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Hände schlossen sich fest um seine Arme.
    „Ich habe mir Gedanken gemacht“, fuhr er fort. „Über meine Familie. Und über deine. Und ich bin dabei zu dem Schluss gelangt, dass eine Heirat mit Sondererlaubnis keine gute Idee wäre. Es gibt etwas, das mir wichtiger scheint.“
    Mark glaubte nicht, dass er eine Empfehlung brauchte, um bei Alton Carlisle vorstellig zu werden, dem Pfarrer von Watford. Doch für den Fall der Fälle kam er vorbereitet. Als er auf den Stufen des Pfarrhauses stand, reichte er dem Mädchen, das ihm die Tür öffnete, ein Empfehlungsschreiben samt seiner Karte.
    Die Dienerin musste die Karte an Mrs Carlisle weitergereicht haben, denn sie war es, die ihn kurz darauf in sichtlichem Aufruhr hereinbat. „Mr Carlisle ist draußen im Garten“, ließ sie ihn atemlos wissen. „Ich gehe ihn gleich holen. Einen Moment.“
    Sie führte ihn in ein Wohnzimmer, in das hell die Morgensonne schien. Die Polster und Draperien waren etwas verblichen, aber es wirkte gemütlich.
    „Bitte setzen Sie sich doch.“
    Statt gleich wieder davonzueilen, um ihren Mann zu holen, öffnete sie eine Tür zum Nebenzimmer. „Ellen!“, rief sie. „Wir haben einen bedeutenden Gast. Komm und leiste ihm Gesellschaft!“
    Mark hörte es aus dem Nebenzimmer murmeln, konnte jedoch nicht verstehen, was gesagt wurde. Da Mrs Carlisle ihm den Rücken zuwandte, ließ sich auch nichts aus ihrer Miene schließen. Aber als die junge Dame den Salon betrat, hatte sie das Kinn trotzig gereckt. Sie warf einen kurzen Blick auf Mark – und sah rasch wieder beiseite. Mark konnte sich denken, was ihre Mutter ihr mit vielsagender Miene mitgeteilt hatte.
    Pass auf, hier kannst du eine glänzende Partie machen! Sei nett zu ihm.
    Noch immer versuchte man, ihn mit vierzehnjährigen Mädchen zu behelligen – denn älter schien Ellen Carlisle kaum zu sein. Sie selbst hatte sichtlich kein Interesse, ihn zu behelligen. Aber hübsch war sie. Wie sollte es auch anders sein, sah sie Jessica recht ähnlich. Ihr dunkles Haar war allerdings fast kindlich zu zwei Zöpfen geflochten, und wie sie nun dastand, die Arme störrisch vor der Brust verschränkt, fehlte nur, dass sie mit dem Fuß aufstampfte, sollte er nur den Versuch unternehmen, mit ihr zu flirten.
    Zweifellos, das war Jessicas Schwester.
    „Kommen Sie immer bei Leuten vorbei, ohne sich vorher anzumelden?“, fragte sie, sowie ihre Mutter außer Hörweite war.
    Mark zuckte mit den Schultern. „Ich halte es da wie Johannes der Täufer. Nicht um mich geht es, ich bin nur erschienen, um den Weg zu bereiten.“
    Das brachte ihm ein entnervtes Augenrollen ein. „Johannes der Täufer? Ihr Selbstbewusstsein ist beeindruckend. Schade, dass ich kein silbernes Tablett zur Hand habe. Ihr Kopf würde sich prächtig darauf machen.“
    Sie war wirklich nicht auf den Mund gefallen, ganz wie ihre Schwester. Mark musste sich ein Lächeln verkneifen. Er holte seine Taschenuhr hervor und legte sie vor sich auf den Tisch. „Wie charmant. Aber seien Sie unbesorgt, in … sagen wir, sechs Minuten und zweiundzwanzig Sekunden werden Sie hingerissen sein von mir.“
    Wieder verdrehte sie die Augen. „Sagen Sie das bloß nicht meinem Vater. Es würde nur ungerechtfertigte Hoffnungen bei ihm wecken und als Entschuldigung dienen, mein Leben zu ruinieren. Wie immer“, setzte sie grimmig hinzu.
    „Keine Sorge“, sagte Mark. „Ich habe ebenso wenig Interesse daran, Sie zu heiraten, wie Sie mich.“
    Sie atmete betont auf, dann musterte sie ihn argwöhnisch. Nun musste Mark beinahe lachen. Oh, Eitelkeit der Jugend! Natürlich wollte sie ihn nicht heiraten – hatte aber wohl gehofft, dass er Interesse hätte, damit sie sich den Spaß machen könnte, ihn abzuweisen.
    „Seien Sie nicht albern“, bekundete Mark nüchtern. „Sie sind ein hübsches Mädchen, gewiss, aber für mich viel zu jung. Außerdem liebe ich Ihre Schwester.“
    Entsetzt riss Miss Ellen die Augen auf. „Charlotte? Aber sie ist verheiratet!“
    „Nein, nicht Charlotte. Jessica.“
    Nun wich alles Blut aus ihren Wangen, aller Hochmut war verschwunden. „Jessica?“ Ihre Stimme zitterte, als sie den Namen ungläubig aussprach. Dann ließ sie die Arme sinken und eilte zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und griff nach seiner Hand. „Sie kennen Jessica? Aber ich dachte … Ich darf nicht von ihr sprechen, nicht einmal ihren Namen erwähnen, nie wieder. Aber … geht es ihr gut? Woher kennen Sie sie? Kann ich sie sehen? Ich tue alles, was Sie
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