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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Wir haben nie damit geschossen, Sir!« schrie er. »Nur zur Übung! Es kam nie zum Einsatz!«
    »Geschütz klar zum Versenken?« fragte Rainherr ungerührt.
    McDonald nickte. Er weinte, streichelte das Geschützrohr, tätschelte den stählernen Sitz und liebkoste den Verschluß.
    Der Bärtige ließ die Reling aufklappen …
    »Jim, laß die Kanone los«, sagte Rainherr laut. »Wenn du ins Rutschen kommst, gehst du mit über Bord. Und hier sind die Haie.«
    McDonald nickte stumm, trat zurück, atmete tief ein und stemmte sich dann mit den anderen gegen das Geschütz. Es glitt langsam über die Bordwand, bis sich der Schwerpunkt verlagerte. Dann kippte es weg und versank in einer aufspritzenden Welle.
    Der Bärtige und zwei andere Männer hielten McDonald fest. Es hatte tatsächlich so ausgesehen, als wolle er hinterherspringen.
    »Das wär's, Jungs!« sagte Rainherr.
    Er atmete erleichtert auf, denn diese Minuten hatte er insgeheim gefürchtet. Er war sich nicht sicher gewesen, ob trotz aller Versprechungen die Mannschaft bereit war, die Waffen zu versenken. Wenn sie sich geweigert hätte, wäre niemand gewesen, der Rainherr hätte retten können. Er war ganz allein. Wie gut hätte McDonald bei der Rückkehr behaupten können, daß er zu nahe an der Reling gestanden habe … daß eine plötzliche Welle kam und schwupp – war er über Bord! Wir konnten ihn nicht herausziehen, er trieb zu schnell ab! Jeder mußte ihm das glauben.
    »Ihr könnt euch jetzt ausruhen!« Dr. Rainherr umklammerte die Reling des Kommandoaustritts. »Wir fahren mit halber Kraft zurück nach Saba.«
    Er wollte gerade in den Kommandoraum zurückgehen, als über ihnen das helle Dröhnen eines Flugzeugs ertönte. Gegen den blauen Himmel schimmerten die Tragflächen und die rotlackierte Nase des Rumpfs. Das Flugzeug flog eine weite Schleife, entfernte sich und kam dann rasch wieder näher. Der Pilot drückte es jetzt tiefer … es sah wie ein Sturzflug aus.
    »Da haben wir ihn, Sir!« brüllte McDonald los. »Da haben Sie Ihren Don Fernando! Wir haben die MGs zehn Minuten zu früh versenkt … jetzt sind wir dran! O, welch ein Bockmist!«
    »Alle Mann unter Deck!« rief Rainherr. »Auch Sie, Jim!«
    »Und Sie, Sir?«
    »Ich bleibe allein auf der Brücke.«
    »Das ist Wahnsinn, Sir! Wir haben noch unsere Gewehre! Kommt er tief genug herunter, kriegen wir ihn auch zur Not mit den Gewehren.«
    »Ihr bleibt unter Deck!« Rainherr schrie jetzt. Er starrte in den Himmel. Die zweimotorige Cessna drehte wieder ab, zog eine elegante Schleife und kam zurück. Dalques drückte sie tief herunter, als wolle er die Yacht rammen.
    Die Männer duckten sich und verschwanden dann fluchtartig in den Niedergängen. Nur Jim blieb stehen und drückte sich flach an den Brückenaufbau.
    »Sie auch!« rief Rainherr. »Jim – in Deckung!«
    »Ich bleibe bei Ihnen, Sir!«
    McDonald starrte Fernando entgegen. Dieser hatte das Flugzeug so tief heruntergerissen, daß er auf die Brücke losdonnerte und in Sekunden mit ihr zusammenstoßen mußte.
    »Der Kerl ist verrückt!« schrie Jim. »Dabei geht er doch selbst drauf!«
    Nur ein paar hundert Meter von der Yacht entfernt, riß Dalques den Steuerknüppel an sich. Steil stieg die Maschine wieder hoch und raste in den blauen Himmel. Es war eine einmalige fliegerische Leistung, wie man sie sonst nur bei Kunstflugwettbewerben sieht. Nur – hier war es tödlicher Ernst. Ein Zweikampf ohne Gnade.
    Rainherr ging an den Kommandostand zurück und stellte das Sprechfunkgerät ein. Fernando flog schon wieder einen weiten Bogen und schraubte sich jetzt etwas höher. Dann überflog er wieder die ALTUN HA. Er hatte die Frequenz des Schiffes eingestellt und hörte am Knacken im Kopfhörer, daß die ALTUN HA sprechbereit war.
    »Ich begrüße Sie, Doktor!« sagte Dalques hart. Dann lachte er rauh. »An den herausgefahrenen leeren Plattformen sehe ich, daß Sie abgerüstet haben! Das war idiotisch! Jetzt haben Sie keine Chance mehr!«
    »Sie aber auch nicht, Fernando!« antwortete Rainherr ruhig. Er lehnte an dem großen Kreiselkompaß und beobachtete die Cessna, die zur Yacht zurückkehrte. »Wenn Sie mich rammen, zerplatzen auch Sie!«
    »Sehe ich so dämlich aus?« – »Ja!«
    »Das werde ich Ihnen beweisen!« schrie Fernando Dalques. »Ich köpfe Sie jetzt, Sie verdammter Hund!«
    Die Cessna stieß wieder zum Meer hinunter. Ein Sturzflug, als wolle sie senkrecht in die blaue See tauchen. Erst kurz vor der Wasseroberfläche zog das
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