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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin
Autoren: Julie Garwood
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Eingeständnis erschütterte Lawrence. Er schüttelte den Kopf und folgte dem Earl in das Zimmer. Die Braut saß auf der Kante eines Sessels und starrte aus dem Fenster. Sobald sie den Neuankömmling sah, fing sie wieder an zu weinen. Sie war die bezauberndste Braut, die Lawrence je gesehen hatte. Eine Flut von goldenen Locken, auf denen ein Krönchen aus Frühlingsblumen saß, umrahmte ihr engelsgleiches Gesicht. Die Sommersprossen auf ihrer Nase wirkten vorwitzig, obwohl ihre Wangen tränenüberströmt waren. Sie trug ein langes weißes Kleid mit Spitzenbordüren an Saum und Ärmeln und eine bestickte Schärpe, die zu Boden fiel, als das Mädchen aufstand.
    Ihr Vater fluchte laut, und sie wiederholte den Fluch.
    »Es ist Zeit, hinunterzugehen, Sara«, verkündete der Earl mürrisch.
    »Nein.«
    Der Earl schnappte wütend nach Luft. »Wenn du wieder zu Hause bist, werde ich dafür sorgen, daß dir dein Ungehorsam leid tut, junge Lady. Bei Gott, ich werde dich übers Knie legen. Du wirst es erleben.«
    Der Baron bezweifelte ernsthaft, ob der Earl mit seinen Drohungen etwas erreichte. Sara blitzte ihren Vater rebellisch an, gähnte und setzte sich wieder auf ihren Platz.
    »Harold, mit Wutausbrüchen kommt Ihr auch nicht weiter«, warf der Baron ein.
    »Dann muß ich eben zur Tat schreiten«, brummte der Earl und trat mit hocherhobener Hand auf seine Tochter zu.
    Lawrence stellte sich ihm in den Weg. »Ihr werdet sie nicht schlagen«, sagte er ärgerlich.
    »Sie ist meine Tochter«, brüllte der Earl. »Ich werde sie, verdammt noch mal, zwingen, mir zu gehorchen.«
    »Ihr seid Gast in meinem Haus, Harold«, erwiderte Lawrence, und als er merkte, daß er auch die Stimme erhoben hatte, fuhr er ruhiger fort: »Laßt mich mit ihr sprechen.«
    Lawrence wandte sich Sara zu, die offensichtlich vom Zorn ihres Vaters gänzlich unbeeindruckt war. Sie gähnte erneut.
    »Sara, die ganze Sache dauert nicht länger als ein paar Minuten, dann hast du alles überstanden«, sagte der Baron und kniete sich vor sie hin. Er schenkte ihr ein beschwichtigendes Lächeln und half ihr beim Aufstehen. Während er beruhigende Worte flüsterte, legte er die Schärpe um ihre Taille und schob Sara zur Tür. Das Mädchen gähnte wieder.
    Die Braut war so müde, daß sie sich nicht wehrte, als der Baron sie weiterzog, aber als sie die Tür erreicht hatten, löste sie sich plötzlich aus seinem Griff und lief zurück zu ihrem Sessel. Dort riß sie eine uralte Decke an sich und ging, indem sie einen weiten Bogen um ihren Vater machte, wieder zu Lawrence. Sie drapierte die Decke, die auf dem Boden schleifte, um ihre Schultern und reichte dem Baron ihre Hand.
    Ihr Vater versuchte, ihr die Decke wegzunehmen, und Sara fing laut zu schreien an. Der Earl fluchte.
    »Großer Gott, Harold, laßt ihr doch dieses Ding«, seufzte Lawrence matt.
    »Das werde ich nicht tun«, schrie der Earl. »Ich kann doch nicht zulassen, daß sie diesen Fetzen mitnimmt!«
    »Sie kann die Decke doch behalten, bis wir die Halle erreicht haben.«
    Schließlich gab der Earl widerstrebend nach. Er warf seiner Tochter noch einen zornigen Blick zu, nahm seine Position an der Spitze der kleinen Prozession ein und ging die Treppe hinunter.
    Lawrence wünschte sich, Sara wäre seine Tochter. Als sie vertrauensvoll zu ihm aufsah und ihn anlächelte, hätte er sie am liebsten in die Arme genommen und getröstet. Ihre Aufstellung geriet in Unordnung, als sie den Eingang zur Halle erreichten und der Earl versuchte, seiner Tochter die Decke zu entwenden.
    Nathan drehte sich um, als er den Tumult hörte, und seine Augen weiteten sich vor Staunen. Er konnte kaum fassen, was er sah. In dem sicheren Glauben, daß sein Vater gleich nach seiner Rückkehr die Ehe annullieren lassen würde, hatte der junge Marquis überhaupt kein Interesse an seiner zukünftigen Frau gezeigt, ja nicht einmal einen einzigen Gedanken an sie verschwendet. Deshalb war er jetzt, als er sie zum erstenmal sah, um so überraschter.
    Seine Braut war eine kleine Range. Nathan hatte große Mühe, seine gelangweilte Pose beizubehalten. Der Earl schrie ebenso laut wie seine Tochter, die aber weitaus entschlossener wirkte. Sie hatte sich an die Beine ihres Vaters geklammert und war eifrig bemüht, auf sein Knie einzuschlagen.
    Nathan lächelte, aber seine Verwandten waren weniger zurückhaltend. Ihr lautes Gelächter dröhnte in der Halle, während die Winchesters das Schauspiel mit Entsetzen verfolgten. Der Earl, ihr
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