Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt

Titel: Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
Autoren: Juergen Weigel
Vom Netzwerk:
urbanisierenden Welt, der vor allem Naturerfahrungen zum Opfer fielen, entwickele sich daher so etwas wie eine Naturdefizitstörung . Dieses Symptom sei wahrlich (noch) kein anerkannter medizinischer Begriff, welcher die menschlichen Kosten der Entfremdung von der Natur beschreibt. Folgen seien verringerte Sinneserfahrungen, Aufmerksamkeitsprobleme und ein höheres Maß an körperlichen und emotionalen Erkrankungen. Studien würden belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Abwesenheit und Unerreichbarkeit von Parks und offenen Geländen und einer hohen Kriminalitätsrate, Depressionen und anderen urbanen Krankheiten gibt.

    Dabei sei Zeit in der Natur ungemein wertvoll. Louv meint in dem Artikel: „Anders als das Fernsehen stiehlt die Natur keine Zeit; sie verlängert und bereichert sie. Die Natur wirkt sogar heilend auf Kinder, die in einer destruktiven Familie oder Umwelt leben. Natur regt die kindliche Kreativität an, indem sie Visualisierung und den Einsatz aller Sinne fordert. In der Natur findet ein Kind Freiheit, Abenteuer und Ungestörtheit: eine Welt fern von Erwachsenen, einen eigenen Frieden.“ – „Natur hat dabei für Kinder viele Gestalten: ein neugeborenes Kalb, ein Haustier, das lebt und stirbt, ein Trampelpfad im Wald, ein Fort inmitten von Brennnesseln; eine feuchte, unheimliche Ecke und ein unbebautes Grundstück. Die Natur eröffnet eine ältere, größere Welt, die unabhängig von den Eltern besteht.“

    Warum ist Spielen in der Natur so wertvoll für Kinder? Spielzeiten, insbesondere, wenn es sich um unstrukturiertes, fantasiereiches und exploratives Spiel in der Natur handelt, gelten immer mehr als Bestandteil einer gesunden Kinderentwicklung.

    „Spielen in natürlicher Umgebung hat besondere Vorteile. Zum einen sind die Kinder körperlich aktiver, wenn sie sich im Freien aufhalten – ein Segen in einer Zeit, in der sitzender Lebensstil und Übergewicht epidemisch sind“, schreibt Louv. Folgen sind erwiesenermaßen größere motorische Fähigkeiten, insbesondere bei Balance und Beweglichkeit.

    Und was bedeutet das für die emotionale Gesundheit von Kindern? Naturfern lebende Kinder werden immer depressiver. Die Zahl amerikanischer Kinder, denen Antidepressiva verschrieben werden, hat sich von 2005 bis 2010 verdoppelt. Edward Reed, außerordentlicher Professor für Psychologie am Franklin and Marshall College schreibt in seinem Buch The Necessity of Experience:

    „Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft, die so viel Geld und menschliche Arbeitskraft investiert, um die banalsten Informationsfetzen für jedermann im letzten Winkel der Erde zugänglich zu machen, und so gut wie nichts dafür tut, dass wir die Welt auf eigene Faust erforschen können.“

    Weder Institutionen, noch unsere Populärkultur kümmern sich um „Primärerfahrungen“, wie Reed es nennt – das, was wir in Eigenregie als Individuum sehen, fühlen, tasten, hören und riechen können. Vielleicht sollten die Eltern ihren Kindern das ermöglichen, sie wieder in die Natur entlassen und ihnen mehr „Bullerbü“ im Leben ermöglichen. (siehe zu diesem Thema auch S. 156 in diesem Buch)

    Meiner Meinung nach trifft der Begriff Naturdefizitstörung nicht nur im Hinblick auf die Tatsache zu, dass Kinder zu geringe Erfahrungen mit natürlichen Dingen sammeln. Diese bringen der Industrie kein Geld ein und sie haben somit keine Lobby. Die Spielzeugindustrie und die modernen Medien haben längst Besitz ergriffen von der Kindheit unserer Kinder, und viele Eltern sind dem hilflos ausgeliefert. Es scheint ein Phänomen der Zeit zu sein, dass man Kindern viel zu viel Plastik kauft und das zumeist viel zu früh, für Mädchen alles in rosa, für Jungen alles in blau.

    Aber das Problem ist nicht nur, dass Kinder kaum Zeit in der natürlichen Umwelt verbringen oder zu viel Plastikspielzeug besitzen. Mir scheint überhaupt der mangelnde Bezug zu natürlichen Abläufen ein Phänomen der Zeit zu sein.

    Eigentlich fängt es schon damit an, dass Kinderkriegen eine Vernunftentscheidung ist. Ich behaupte gern, Kinder sind eigentlich das Ergebnis einer gelingenden Beziehung, Ausdruck eines intuitiven Zweisamkeitsgefühls. Der Kinderwunsch ist etwas ganz Natürliches, der sich bei Paaren von selbst einstellt. Ich frage mich, ob Kinderkriegen heute dagegen nicht vor allem eine Kosten-Nutzen-Abrechnung ist, eine Investition in die Zukunft, wie ein Auto- oder Hauskauf? Ist das gesund?

    Mit der Geburt erfolgt oft ein zweiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher