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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition)
Autoren: Elaine Winter
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meinte sogar zu wissen, wie sich ihr glänzendes dunkles Haar anfühlte, wenn er mit den Fingerspitzen darüberstrich.
    »Ich bin ihre Schwester«, wiederholte die schöne Frau nach einer langen Pause, ohne auf seine Frage einzugehen. »Ich heiße Fiona.«
    Wie verhielt man sich einer Frau gegenüber, die so seltsam vertraut wirkte, sich aber verhielt, als würde man kettenrasselnd mit dem Kopf unter dem Arm vor ihrer Tür stehen? Es erschien Aidan fast absurd, ihr zur Begrüßung die Hand zu reichen, anstatt sie in die Arme zu ziehen und zu küssen. Dennoch streckte er ihr zögernd seine Rechte entgegen.
    »Aidan MacNaughton«, stellte er sich höflich vor. »Ich wohne vorübergehend in der Nachbarschaft, und da mein Telefon nicht angeschlossen ist, erlaubt Dawn mir gelegentlich, ihres zu benutzen. Hier in der Gegend gibt es keinen Handyempfang, wissen Sie.«
    Langsam streckte sie den Arm vor, berührte flüchtig seine Finger und zuckte sofort wieder zurück.
    »Sie müssen keine Angst vor mir haben«, fühlte er sich verpflichtet, sie zu beruhigen, obwohl Frauen normalerweise bei seinem Anblick nicht gerade vor Entsetzen in Ohnmacht fielen. »Dawn kennt mich gut.«
    »Ich habe keine Angst«, behauptete sie und klang fast überzeugend. »Ich bin nur … erstaunt.«
    Er nickte zögernd und versuchte, ihren Akzent zu analysieren. Sie war eindeutig nicht von hier. Vielleicht klopfte man dort, wo sie herkam, nicht einfach an der Tür seiner Nachbarin. »Das Telefon«, erinnerte er sie und deutete an ihr vorbei ins Haus. »Oder soll ich lieber wiederkommen, wenn Dawn da ist?«
    »Nein, nein. Bitte.« Hastig trat sie zur Seite.
    Der Flur des kleinen Hauses war eng, und er berührte im Vorbeigehen ihre Schulter. Ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn. Gleichzeitig heiß und kalt, erregend und erschreckend. In diesem Augenblick wusste er instinktiv, dass er sich von dieser Frau fernhalten musste. Sie konnte ihm gefährlich werden. Und wenn er zurzeit etwas nicht gebrauchen konnte, waren es Probleme mit einer Frau, bei deren Anblick er nicht wusste, ob er sie in seine Arme reißen oder lieber schleunigst das Weite suchen sollte.
    »Ich muss wirklich dringend telefonieren. Beruflich.« Mit einer fahrigen Handbewegung deutete Aidan auf das Telefon. Es stand auf der Anrichte gleich neben der offenen Tür zum Wohnzimmer.
    »Nur zu.« Sie schien sich gefangen zu haben und lächelte ihn jetzt freundlich an. »Ich koche uns in der Zwischenzeit einen Tee.«
    Nachdem sie sich in die Küche gerettet hatte, stützte Fiona sich auf den Rand des Tisches und atmete mehrmals tief ein und aus. Durch die offene Tür hörte sie als fernes Gemurmel die wohlklingende Stimme ihres Besuchers.
    Es ist eine ganz zufällige Ähnlichkeit, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Traumbilder sind doch im Grunde genommen meist ziemlich undeutlich. Was hat es schon zu bedeuten, dass plötzlich ein großer dunkelhaariger Mann vor der Tür steht? Es gibt sicher Millionen von schwarzhaarigen Männern mit blauen Augen!
    Hastig griff Fiona nach dem Kessel und füllte ihn mit Wasser. Draußen in der Diele lachte Aidan MacNaughton leise, und ein merkwürdiger Schauer überfuhr sie. Selbst sein Lachen schien ihr vertraut. Das konnte doch gar nicht sein! Der Mann in ihren Träumen hatte ebenso wenig gelacht wie gesprochen.
    Sie nahm die Teedose vom Regal neben dem Herd und stellte fest, dass nur noch ein paar Krümel darin waren. Dawn musste heute Morgen den letzten Tee verbraucht haben. Suchend schaute Fiona sich in der Küche um, machte einen Schritt zur Seite, stolperte ungeschickt über ihre eigenen Füße und stand plötzlich vor dem Fenster zum Garten. Auf einem der Beete erkannte sie verschiedene Küchenkräuter, die dort wuchsen. Vielleicht fand sie dort draußen Pfefferminze oder irgendein anderes Kraut, aus dem sie einen Tee brauen konnte.
    Mit schnellen Schritten lief Fiona hinaus in den Flur, von wo aus eine Hintertür in den Garten führte, wie sie schon festgestellt hatte. Aidan MacNaughtons Stimme wehte hinter ihr her in den milden Abend hinaus. Sie versuchte, nicht zu lauschen, und bückte sich draußen über das Beet, auf dem Petersilie, Schnittlauch, Koriander und Basilikum wuchsen, aber auch viele Kräuter, deren Namen sie nicht kannte.
    Eine der Pflanzen stach ihr besonders ins Auge. Sie wirkte im nachlassenden Licht noch grüner und kräftiger als die anderen, so, als würde jemand einen Scheinwerfer auf sie richten. Fiona pflückte ein Blatt
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