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Geisterbucht

Geisterbucht

Titel: Geisterbucht
Autoren: Astrid Vollenbruch
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seltsam. Wo habt ihr es gefunden?«
    »Es steckte in einem an uns adressierten Umschlag im Flugzeug. Mr Shreber muss es dort hineingelegt haben.«
    »Hm«, sagte Mr Mason. »Ja … ja, ich kenne dieses Bild. Bilder, um genau zu sein. In den letzten zwei Jahren bekam Mr Shreber sie immer wieder mit der Post zugeschickt. Immer ohne Absender und immer das gleiche Bild.«
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Zuerst nichts. Ich wusste gar nichts davon. Aber eines Tages fand ich eins davon auf dem Boden, es war wohl versehentlich heruntergefallen. Ich hob es auf und gab es ihm und er wurde fuchsteufelswild. Er brüllte mich an, ich hätte gefälligst nicht in seinen Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln – dabei war genau das normalerweise mein Job, für den er mich bezahlte. Jedenfalls steckte er das Foto sofort weg. Danach war er sehr reizbar und nervös, vergaß alles Mögliche und warf mich schließlich hinaus.«
    »Er hat Sie entlassen?«
    »Nein, nein«, sagte Mr Mason rasch. »Er wollte mich nur für den Rest des Tages nicht mehr sehen. Am nächsten Tag war er wie immer. Über dieses Foto hat er nie wieder gesprochen, aber nach seinem Tod fand ich mindestens zehn davon in seiner Schreibtischschublade.«
    »Haben Sie die Fotos noch? Und die Umschläge?«
    »Nein, leider nicht. Ich habe sie weggeworfen.«
    Justus unterdrückte ein Seufzen. »Erinnern Sie sich vielleicht an irgendetwas, das mit den Umschlägen zusammenhing? Waren sie frankiert? Sahen sie ungewöhnlich aus? Rochen sie seltsam? Stand etwas darauf?«
    »Justus, ich bin kein Detektiv und wusste nicht, dass sich eines Tages Detektive dafür interessieren würden«, sagte Mr Mason mit leichtem Tadel in der Stimme. »Ich erinnere mich, dass sie frankiert waren. Mit indischen Briefmarken, glaube ich. Außer Mr Shrebers Namen und Adresse stand nichts darauf. Kein Absender.«
    »Aha«, sagte Justus. »Schade, dass Sie sie nicht mehr haben. Trotzdem vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen.«
    Verärgert legte Justus den Hörer auf. »Das ist doch typisch! Das ganze Haus ist voller Kram und Plunder, und Mr Mason entsorgt das Einzige, was für uns interessant gewesen wäre!«
    »Er konnte es ja nicht wissen«, meinte Peter. »Aber unerfreulich ist es doch.«
    »Justus!«, rief Tante Mathilda von draußen. »Peter! Bob! Wo seid ihr? Kommt mal bitte raus!«
    »Wir sind schon unterwegs!«, rief Justus zurück.
    Sie verließen die Zentrale durch den Geheimgang, der zum ›Kalten Tor‹ führte. Bevor Bob die Kühlschranktür öffnete, spähte er durch ein Guckloch nach draußen – es hatte wenig Sinn, einen Geheimgang anzulegen, wenn dutzende von Kunden zusehen konnten, wie die drei Detektive aus einem Kühlschrank kletterten. Aber der Hof war leer bis auf das Flugzeug. Sie hätten es gerne weiter untersucht, doch Tante Mathilda winkte sie ungeduldig zu sich herüber. Sie und Onkel Titus standen mit einem Mann vor dem Büro und flankierten ihn geschickt so, dass er dem Kühlschrank den Rücken zukehrte. Der Mann trug Arbeiterkleidung: einen Blaumann und dicke Schuhe mit Stahlkappen. Als die drei ??? näher kamen, drehte er sich um und sah ihnen stirnrunzelnd entgegen. Er war groß und breitschultrig und sah aus, als könnte er einen Stahlträger problemlos alleine tragen.
    »So, das sind unsere Detektive«, sagte Onkel Titus. »Unser Neffe Justus und seine Freunde Peter und Bob. Jungs, das ist Jim Cooper. Er wird uns hier auf dem Platz helfen, Transporte fahren und so weiter. Erst einmal zur Probe, damit wir sehen, ob es klappt.«
    Überrascht schauten die drei ??? den Fremden an. So schnell hatten sie nicht mit einer Reaktion auf die Aushänge gerechnet.
    »Welche Bereiche er nicht anrühren soll, weiß er schon«, fuhr Onkel Titus fort und lachte ein wenig nervös. »Schrottberg, Freiluftwerkstatt und Flugzeug gehören euch. Aber das wird schon klappen, oder, Jim?«
    »Sicher«, sagte Jim mit tiefer Stimme und musterte die drei Jungen so finster wie etwas, das er am liebsten kopfüber in die Schrottpresse gestopft hätte. »Solange sie sich aus meinen Bereichen heraushalten. Kinder stiften immer nur Chaos. Und Detektiv spielende Kinder sind die schlimmsten.«
    Alle schnappten nach Luft, sogar Tante Mathilda, die ihm in früheren Jahren aus ganzem Herzen zugestimmt hätte. Justus erholte sich als Erster. »Der korrekte Ausdruck ist ›Jugendliche‹. Aber keine Sorge, Mr Cooper, wir werden Ihnen nicht in die Quere kommen.
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