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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues
Autoren: Katie MacAlister
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Kunden an. Alle vier Augenpaare weiteten sich vor Erstaunen, als der Wikinger-Geist zu ihnen herumschoss. Er war so ähnlich bekleidet wie Eirik und seine Truppe: ein paar Fellfetzen um den nackten Oberkörper und untenrum mit Lederriemen gegürtete Wollhosen. Allerdings war er im Gegensatz zu meinen Wikingern stellenweise transparent. Ich schloss daraus, dass er im Gegensatz zu ihnen nicht geerdet war.
    Die Leute in der Warteschlange schnappten nach Luft, als der Wikinger vom Tisch sprang und sich in die Menge stürzte, die auf dem Markt umherflanierte. Mehrere panische Schreie ertönten, als er versuchte, einen Mann zu köpfen, einen anderen aufzuschlitzen und ein Gothic-Pärchen mit Gesichtspiercings im Partnerlook in Stücke zu hacken, doch die meisten Besucher applaudierten. Genau wie am Vortag bei Eirik und seinen Mannen hielten die Leute die Waräger für Schausteller.
    »Es tut mir leid, aber ich muss heute früher schließen«, erklärte ich meiner wartenden Kundschaft. »Wir haben hier ein kleines Problem mit unseren … äh … Wikingern. Entschuldigung. Aber morgen Abend bin ich bestimmt wieder hier.«
    Zwei weitere geisterhafte Gestalten rasten die Budengasse hinunter und versuchten unter lautem Gebrüll – vermutlich Waräger-Schlachtrufe –, so viele Menschen wie möglich mit ihren Phantomschwertern zu erledigen.
    »Die Spezialeffekte sind sagenhaft«, hörte ich einen Mann mit englischem Akzent sagen. »Hollywood lässt grüßen. Meinst du, es sind Hologramme?«
    »Ganz sicher«, antwortete sein Freund, der fasziniert beobachtete, wie sein Körper mehrfach von einem der Wikinger mit dem Schwert durchbohrt wurde. »Die sind verdammt gut gemacht. Ich frage mich, wo die Projektoren sind.«
    »Oben auf den Lichtmasten«, schwindelte ich und zeigte zu dem nächstgelegenen Scheinwerfer, der auf die Gasse hinabstrahlte.
    »Ah ja.« Beide Männer nickten. Ich erspähte einen vertrauten, körperlich wesentlich solideren Wikinger, rannte hin und hielt ihn auf. »Isleif, was ist hier los? Ich dachte, ihr wolltet eure Kollegen am Strand festhalten?«
    »Sie sind nicht geerdet«, antwortete er und warf sich seinen Bogen über die Schulter. »Wir hingegen schon. Wir können sie ebenso wenig stoppen, wie sie uns verletzen können.«
    »Oh, verdammter Froschlaich … was sollen wir jetzt tun?«
    »Ref, Gils und ich versuchen, sie zusammenzutreiben. Sobald wir sie auf einem Haufen haben, wird Eirik ihnen von unserer geplanten Schlacht gegen Loki erzählen. Das wird ihnen gefallen. Anschließend beschwören wir Loki und halten ihn fest, bis du von deinem Rendezvous zurück bist.«
    Allmählich schien es, als würde mein Rendezvous überhaupt nie stattfinden. »Wie sollen euch diese Krieger, die nicht körperlich mit uns interagieren können, im Kampf gegen Loki helfen?«
    »Er ist ein Gott«, sagte Isleif, dann brüllte er Gils, der gerade vorbeigerannt kam, etwas zu und zeigte in Richtung von zwei weiteren Waräger-Geistern. »Ein Gott ist sowohl in der spirituellen als auch in der sterblichen Welt präsent. Damit kann ihm auch ein nicht geerdeter Geist gefährlich werden.«
    In der Ferne ertönte ein Horn.
    »Was hat das jetzt wieder zu bedeuten?«, fragte ich Isleif, während ich einen Waräger-Geist, der stehen geblieben war, um mir die Beine abzuhacken, mit einem vernichtenden Blick bestrafte.
    Isleif neigte den Kopf zur Seite und lauschte auf das verklingende Hornsignal. »Mehr Waräger.«
    »Noch mehr? Nein! Wir haben schon genügend!«
    »Ich sollte Eirik zur Seite stehen«, verkündete Isleif und machte auf dem Absatz kehrt. »Die Lage könnte unschön werden, falls sie beschließen, nicht mit uns zu kooperieren.«
    »So, jetzt reicht’s. Ihr hört jetzt alle sofort auf!«, rief ich und klatschte in die Hände, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit der Geister zu erringen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen. »Du da in dem Leopardenfell – lass das sein! Hör auf, Menschen zu erstechen!«
    Desdemona kam direkt vor mir aus ihrer Bude gestürzt und schaute sich fassungslos um. Der Leopardenmuster-Waräger starrte ihr nach, als sie sich zu dem Wohnwagen-Rondell flüchtete.
    »Einverstanden, sie darfst du erstechen. Aber lass die Touristen in Ruhe!«
    Der Wikinger grinste und nahm die Verfolgung auf.
    Ben!
, schrie ich, weil ich dringend seine Unterstützung brauchte.
    Es verstrichen mehrere Sekunden, bevor er antwortete.
Was ist los, Fran? Liest dir deine Mutter wieder mal die Leviten?
    Das hat sie vorhin
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