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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Autoren: Thomas Nagel
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inbegriffen   –, bleibt es unverändert der Fall, dass wir die Erzeugnisse einer langen Geschichte des Universums seit dem Urknall sind, die über eine natürliche Auslese im Laufe von Milliarden Jahren von Bakterien abstammen. Das gehört zum wahren externen Verständnis unserer selbst. Die Frage ist nur, wie wir das mit den anderen Dingen, die wir wissen – unter Einbeziehung der Formen von Vernunft, auf welchen diese Schlussfolgerung selbst beruht –, in einer Weltanschauung zusammenbringen, die sich nicht selbst untergräbt.
    Unsere eigene Existenz konfrontiert uns mit der Tatsache, dass die Welt irgendwie bewusste Wesen erzeugt, die fähig sind, Gründe für ihr Handeln und ihre Überzeugungen zu erkennen, einige notwendige Wahrheiten auszumachen und die Beweise für alternative Hypothesen über die Naturordnung zu prüfen. Wir wissen zwar nicht, wie das geschieht, aber es ist schwer, nicht zu glauben, dass es dafür irgendeine Erklärung systematischer Art gibt – eine erweiterte Darstellung der Ordnung der Welt.
    Wenn wir es unbestreitbar finden, wie wir es tun sollten, dass unsere klarsten moralischen und logischen Argumentationen objektiv valide sind, stehen wir auf der untersten Sprosse dieser Stufenleiter. Es verpflichtet uns nicht auf irgendeine bestimmte Interpretation des Normativen, aber ich denke, es fordert etwas mehr von uns. Wir können nicht jeder weitergehenden Erklärung den Widerstand entgegensetzen, der manchmal Quietismus genannt wird. Das Vertrauen, das wir in unseren eigenen Standpunkt verspüren, verlangt nach Vervollständigung durch eine umfassendere Sicht unseres Enthaltenseins in der Welt.
    Vorerst benutzen wir weiterhin die Wahrnehmung und den Verstand, um wissenschaftliche Theorien der natürlichen Welt zu konstruieren, auch wenn wir keine überzeugende externe Darstellung davon haben, warum diese Fähigkeiten existieren, die mit unserem Vertrauen in derenVerlässlichkeit übereinstimmen würde – weder eine naturalistische noch eine cartesianisch-theistische Darstellung. Die Existenz bewusster Wesen mit Geist und ihr Zugang zu den evidenten Wahrheiten der Ethik und Mathematik gehören mit zu den Daten, die eine Theorie der Welt und unseres Platzes in ihr erst noch zu erklären hat. Sie sind eindeutig Teil dessen, was der Fall ist, und zwar ebenso sehr wie die Daten über die physikalische Welt, die von der Wahrnehmung geliefert werden, und die Schlussfolgerungen des wissenschaftlichen Denkens in Bezug auf das, was diese Daten am besten erklären würde. Wir können nicht einfach annehmen, dass die letztgenannte Kategorie des Denkens Vorrang gegenüber den anderen hat, so dass dasjenige, was sie nicht erklären kann, nicht real ist.
    Da eine angemessene Form des Selbstverständnisses eine Alternative zum Materialismus wäre, müsste sie irgendwelche mentalistischen und rationalen Elemente einschließen. Meine Überlegung besagt aber, dass diese Elemente der natürlichen Welt angehören könnten und keinen transzendenten individuellen Geist implizieren müssen, geschweige denn ein vollkommenes Wesen. Die unausweichliche Tatsache, der in jeder vollständigen Konzeption des Universums Rechnung getragen werden muss, ist, dass das Auftreten von lebendigen Organismen schließlich zur Entstehung von Bewusstsein, Wahrnehmung, Wunsch, Handeln und der Ausbildung von Überzeugungen und Intentionen auf der Grundlage von Gründen geführt hat. Wenn all dies eine natürliche Erklärung hat, waren die Möglichkeiten dazu dem Universum inhärent, lange bevor es Leben gab, und waren dem ersten Leben inhärent, lange bevor die Tiere auftraten. Eine zufriedenstellende Erklärung würde zeigen, dass dieRealisierung dieser Möglichkeiten nicht im Geringsten unwahrscheinlich war, sondern in Anbetracht der Naturgesetze und der Zusammensetzung des Universums eine erhebliche Wahrscheinlichkeit besaß. Sie würde Geist und Vernunft als grundlegende Aspekte einer nichtmaterialistischen Naturordnung erkennbar machen.
    Wohlgemerkt: Es geht hier keinesfalls um anthropozentrische Überheblichkeit. Das gesamte Tierreich, etwa die endlosen Generationen von Insekten und Spinnen in ihren ungeheuren, extravaganten Populationen, wirft immer dieselbe Frage zur Ordnung der Natur auf. Außer auf der Erde haben wir nirgendwo Leben beobachten können, doch keine natürliche Tatsache ist kosmologisch bedeutsamer als sie. Ganz gleich wie gut es uns gelingen wird, die chemische Grundlage des Lebens und dessen Evolution
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