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Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.

Titel: Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
Autoren: Frank Schirrmacher
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menschenfreundlichsten Forschungsergebnisse der letzten Jahre auf diesem Gebiet stammt von Sara Lazar aus Harvard. Ihr Forschungsteam hat festgestellt, dass Meditation - und dazu gehören auch das Gedicht und das Gebet - materielle Auswirkungen auf die Größe des Gehirns und seine Aktivität hat. »Unsere Ergebnisse zeigen«, so Lazar, »dass Meditation Gebiete im menschlichen Hirn verändert, die für die kognitive und emotionale Verarbeitung und für das Wohlbefinden zuständig sind.« Die Struktur des Hirns von Erwachsenen, so Lazar, kann sich durch wiederholte Praxis - etwa bei der Meditation, aber auch beim konzentrierten Lesen oder Musizieren - verändern. Selbstbilder, meditative Praxis, Lektüre wirken nicht nur auf die Psyche, sondern auf die Struktur des Gehirns selbst; das ist eine wichtige und vielleicht in ihren Konsequenzen immer noch nicht hinreichend erfasste Erkenntnis.
    Was will dieses Buch? Die Vorstellung wecken, dass das Hirn veränderbar ist, dass es sich verbessern kann, dass die im Alter wachsende Selbstdiskriminierung des Denkens obsolet ist - auch hier wird die alternde Gesellschaft eine revolutionäre Gesellschaft sein. Japan mit dem nicht zufällig dort erfundenen »Sudoku«-Spiel zeigt es: Es ist nicht unser Schicksal, in einer Gesellschaft zu leben, in der immer mehr Menschen sich selbst misstrauen, weil
sie ihrem Hirn misstrauen - Menschen, die kontinuierlich bei Gesprächen abschweifen, sich selbst stilllegen und ihre Leistungsfähigkeit unterminieren. Die Botschaft lautet: Wir müssen etwas für das Denken tun. Tun wir es gezielt, könnten die Folgen nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch bei den Kindern überraschende Wirkungen erzielen. Ein einfaches Experiment im Aufmerksamkeitstraining findet sich nach diesem Vorwort. Die »Stroop«-Prüfung verlangt, die Worte laut zu lesen, nicht die Worte, die geschrieben stehen, sondern die Farbe, die man sieht. Wer das tut, wird feststellen, wie das Hirn arbeitet.
    Wenn Gehirntraining in Volkshochschulkursen und im Internet immer neue Anhänger findet, dann kommt darin eine Hoffnung zum Ausdruck, die gewiss noch von Neurobiologen mit ihren technisch zusehends ausgefeilteren Methoden verifiziert werden muss. Denn noch blickt die Wissenschaft, wenn sie Kernspin, EEG oder Positronentomograf einsetzt, mit dem kleinen Fernrohr in ein riesiges Universum. Was in einzelnen Nervenzellen passiert, wie viele neu entstehen oder welche Verbindungen auf-und abgebaut werden, lässt sich in der gewünschten Exaktheit noch immer nur ansatzweise beantworten. Aber es besteht heute kein Zweifel mehr, dass das Gehirn formbarer ist - und bleibt -, als wir es bis vor ein paar Jahren noch glauben mussten.

    Dies ist keine Pop-Art, sondern die Vorlage für ein Gedächtnistraining, wie es von Forschern eingesetzt wird. Die Aufgabe: Sagen Sie laut die Schriftfarbe, und zwar jedes einzelnen Wortes nacheinander. Da es sich um Farbworte handelt, entsteht ein Konflikt zwischen der visuellen Wahrnehmung der Farbe und der Wortbedeutung. »Stroop-Effekt« nennt man das.
    Foto: F.A.Z.

Wer hören will, muss fühlen
    Die Gehirne von Musikern sehen anders aus als die von
Laien: Warum es sich lohnt, ein Instrument zu spielen.
     
Von Julia Spinola
     
     
     
     
    K ein anderes Sinnesorgan benutzt so wenig Sinneszellen wie das Ohr. Während im Auge etwa hundert Millionen Lichtrezeptoren sitzen, liegt die Anzahl der inneren Haarzellen im Innenohr nur bei etwa 3500. Und doch kann das Hören von Musik, kanadische Forscher haben das nachgewiesen, auf eine Weise die Ausschüttung von Endorphinen - von körpereigenen Glücksboten - stimulieren, wie es sonst nur Sex oder Drogen tun. Musikalische Aktivitäten zählen jedoch nicht nur zu den beglückendsten, sondern auch zu den komplexesten Leistungen, die wir vollbringen können. Allein um die beim Hören von Musik entstehenden Eindrücke zu verarbeiten, benötigen wir etwa hundert Milliarden Nervenzellen.

    Musik zu machen beansprucht ein kompliziertes Zusammenspiel sehr verschiedener Fähigkeiten. Der Gehörsinn, eine hoch entwickelte Feinmotorik, eine sensible Körperwahrnehmung, das sichere Erfassen einer sich sequenziell entfaltenden Gesamtgestalt und die Verarbeitung von Emotionen sind gleichzeitig gefordert. So erstaunt es kaum, dass Wissenschaftler auf ihrer Suche nach der für die Verarbeitung von Musik zuständigen Hirnregion entdeckten, dass ein spezielles »Musikzentrum« überhaupt nicht existiert. Moderne bildgebende
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