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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Gliedmaßen schlossen sich an und tanzten und drehten sich im Kreis. Diane stand in der Mitte des ganzen Szenarios, das Blut der drei Teenager sickerte in den Boden, die Rettungssanitäter zogen Rollbahren aus ihren Wagen, die Hilfssheriffs schritten entschlossen umher und zerstörten Fußabdrücke und anderes Beweismaterial, das viel leicht hätte gesichert werden können. Sie war umgeben von all dem Übereifer und den unablässig blinkenden roten, weißen und blauen Lichtern und hätte dem Sheriff gern vorgeschlagen, alle Männer abzuziehen, bis die Leute von der Spurensicherung alles eingesammelt hätten, was sie brauchten, doch Diane war sich ihrer Lage sehr wohl bewusst: Sie steckte tief in der Scheiße. Und war nicht unbedingt in einer Position, in der sie sich er lauben konnte, dem Mann zu sagen, wie er sei nen Job zu verrichten hatte. Auch wenn er ein Schwachkopf war.
    Und dann trafen, wie gerufen, auch die Channel 7 Reporter ein. Diane ging jede Wette ein, dass es niemand anders war als Brett Dallas, der Kerl, der bereits über et liche Kriminalfälle berichtet hatte. Er führte eine Art Rachefeldzug gegen die Polizei und war ei ner jener Typen, die beim Anblick jeder Uniform die Nase rümpften. Er suchte immer nach einem Haar in der Suppe. Ein- oder zweimal hatte er sie sogar gefragt, ob sie mit ihm ausgehen wolle, aber sie wusste genau, hinter was er her war, und das war mit Sicherheit nicht sie.
    Bei Bretts Auftauchen zog sie sich zurück in den Schatten, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Gib Lowe sich neben die Leiche kniete, die unten am Stamm der Eiche lehnte. Lowe stützte einen Ellbogen auf seinen Oberschenkel und seine Stirn in die Handfläche. Dieser Anblick ließ Diane ins Bodenlose fallen, zuerst war es Entsetzen, dann schlugen ihre
Gefühle seltsame Kapriolen, und sie musste beinahe lachen. Bitte, erzähl doch jemand einen Witz, damit ich nicht wie eine Bestie dastehe, die sich über den Tod lustig macht. Die Selbstverlorenheit, mit der Gib Lowe neben der Leiche kniete, hatte beinahe den Effekt eines Witzes. Starr wie eine Statue, sah er aus wie eine Art tiefreligiöse Interpretation von Auguste Rodins Der Denker.
    »Ich schwöre es«, murmelte Lowe und erhob sich. Er ließ seinen Blick einmal über den Tatort schweifen, vergewisserte sich, dass die Medien ihm Aufmerksamkeit schenkten, und blickte erneut hinab auf den toten Jugendlichen. »Ich schwöre bei Gott, mein Sohn, ich finde heraus, wer dir das angetan hat und bringe den Mörder vor Gericht.«
    Inzwischen war auch der Fotograf des Boltoner Morning Telegraph am Tatort eingetroffen, und es war ihm gelungen, diesen Augenblick für die Titelseite der Samstagmorgenausgabe festzuhalten. Zum Glück bemerkte niemand außer Diane, dass Renfro sich zu ihr gesellte und ihr auf die Schulter klopfte. Sie folgte ihm zu rück auf den La keside Drive, wo er geparkt hatte.
    Während der Fahrt zu rück zum Polizeipräsidium hielt sie ihren Kopf aus dem Fenster und at mete tief ein, um den Todesgeruch aus der Nase zu bekommen. Renfro bot ihr ein Altoid an. Sie nahm die ganze Dose, steckte sich gleich ein paar der Pfef ferminzbonbons auf ein mal in den Mund und den Rest in die Tasche. Renfro fuhr schweigend, als sie von der Leitzentrale zurück zum Präsidium beordert wurden, damit der Sergeant, der die Nachtschicht leitete, ihr da für, dass sie, Zitat, »die Idiotin des Monats, vielleicht sogar des ganzen Jahres« sei, angemessen die Leviten lesen konnte. Sie stand vor seinem Schreibtisch, wusste, dass er recht hatte, dass es keine Entschuldigung gab, und nickte nur an den passenden Stellen. Als er fertig war, wartete er, dass sie etwas sagte. Doch
sie zuckte nur mit den Schultern. Er hatte ja recht. Sie hatte alles vergeigt, und zwar gehörig. Das stimmte ihn milder, und er sagte: »Ich weiß ja, dass Sie so gut wie kei nen Schlaf bekommen haben. Jeder von uns hat schon mal irgendwann seinen Bereich verlassen. Aber Sie haben sich einen verdammt schlechten Zeitpunkt und Ort ausgesucht, sich erwischen zu lassen.«
    »Vielleicht hätte ich einfach abhauen sollen. Zurück in meinen Zuständigkeitsbereich fahren und einen von den Leuten des Sheriffs die Leichen finden lassen sollen. Ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
    Er sah sie ernst an. »Hätten Sie das gekonnt?«
    »Wenn ja, würde ich jetzt nicht hier stehen. Ich habe den Mörder gesehen, Sergeant.«
    »Immerhin.« Er nickte in Richtung Tür. »Sehen Sie zu, dass Sie ein bisschen Schlaf
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