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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)
Autoren: Mary Hooper
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Vögel oder Hunde »anzumalen«, um sie als exotische Tiere auszugeben, oder narkotisierte Haustiere zusammen in einem kleinen Käfig als »Happy Families« zu präsentieren. Kinder sammelten Vogelnester, um sie zu verkaufen, suchten in Abflussgruben nach verloren gegangenen Gegenständen, sammelten Hundekot, der bei der Ledergerberei zum Einsatz kam, fingen Ratten für Tierkämpfe »Hund gegen Ratte« und durchkämmten Müllhalden – alles, um vielleicht einen Penny oder zwei zu verdienen. Ganze Armeen von Kindern im Alter von sechs Jahren und aufwärts boten kleine, billige Waren zum Verkauf: Brunnenkresse, Orangen, Zitronen, Schwämme, Kämme, Bleistifte, Siegelwachs, Papier, Taschenmesser oder Streichhölzer. Manche dieser Kinder wurden von ihren Eltern losgeschickt, um deren eigene Einkünfte aufzubessern, doch es gab auch eineVielzahl von Waisen oder unerwünschten Kindern, die vollkommen unabhängig und unversorgt von Erwachsenen auf der Straße lebten und allein um ihr Überleben kämpften.
    Manches, was Mayhew in seinem Buch beschreibt, bricht einem fast das Herz. So erzählt er beispielsweise von den kleinen Kindern, deren Mutter verhungerte, woraufhin die achtjährige älteste Schwester für sie sorgen musste; von einer Frau, die nur von Brot und Tee lebte und immer wieder dieselben Teeblätter aufkochte; von einem Jungen, der weder eigene Schuhe noch eigene Kleider besaß und daher nur aus dem Haus konnte, wenn sein Bruder zu Hause blieb.
    Viele lebten unter erbärmlichen Bedingungen in überfüllten Behausungen und immer dem Verhungern nahe. Ein Zimmer in einem Mietshaus konnte zwei Shilling die Woche kosten und wurde womöglich von zwei oder noch mehr Familien bewohnt. Wer nachts kein Bett hatte, suchte sich einen Platz irgendwo auf dem Boden. Es gab keine sanitären Anlagen in den Häusern und kein fließendes Wasser, die Zimmer stanken und in den Matratzen hausten Wanzen, Flöhe und Läuse. Wenn ein Familienangehöriger starb (was nur allzu häufig vorkam), blieb seine Leiche womöglich mehrere Tage im selben Raum liegen, in dem die anderen lebten, bis genügend Geld für eine Beerdigung aufgetrieben worden war.
    Der Stadtverwaltung waren die überfüllten Mietshäuser und Elendsquartiere, in denen die Allerärmsten dicht an dicht hausten, ein Dorn im Auge, und so wurden die baufälligsten Gebäude in den schlimmsten Slum-Vierteln nach und nach abgerissen und neue Straßen und Schienenstränge durch das frei gewordene Gelände gezogen.Dies verbesserte die Wohnsituation natürlich auch nicht, da den obdachlos gewordenen nun keine andere Wahl blieb, als sich eine Straße weiter eine neue, nicht weniger überfüllte Bleibe zu suchen.
    Allseits gefürchtet und verhasst waren die Arbeitshäuser, mit denen die Stadt London versuchte, der extremen Armut zu begegnen. Während der viktorianischen Epoche wurden Hunderte von Wohlfahrtseinrichtungen gegründet. Sie hießen »Verein zum Beistand für junge Dienstboten«, »Industrieschule und Heim für arbeitende Jungen«, »Heim für verlassene, mittellose Kinder« oder »Wohlfahrtshaus für Personen in Not«. Über zwei Millionen Pfund jährlich gaben diese Organisationen aus, um die grassierende Armut zu lindern, und doch waren ihre Bemühungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das alltägliche Leben der wahrhaft Armen wurde davon kaum berührt.
    CHARLES DICKENS
    Charles Dickens war der populärste Romanautor der viktorianischen Epoche und erfreut sich noch heute solcher Beliebtheit, dass seine Werke nach wie vor gedruckt werden. Das Thema sozialer Reformen zieht sich durch sein gesamtes Werk, und die Tatsache, dass er viele seiner Bücher als Fortsetzungsromane in Zeitschriften veröffentlichte, erlaubte es ihm, den Fortgang der Geschichten während des Schreibens den Launen und Wünschen seines Publikums anzupassen. Seine Figuren sind so unvergesslich, dass manche von ihnen ein Eigenleben außerhalb der Bücher angenommen haben.
    Es ist bekannt, dass Dickens wenig von Bestattern und dem Bestattungsgewerbe hielt, und von ihm stammt auch der Begriff von den »Geschäftemachern mit dem Tod«. Auch war er kein großer Anhänger von Prinz Albert, und Peter Ackroyd berichtet, Dickens sei nicht gerade erfreut gewesen, als er eine Lesereise mit sechs geplanten Lesungen in Liverpool wegen Alberts plötzlichem Tod absagen und nach London zurückkehren musste.
    Dickens’ beliebter Roman
Große Erwartungen
, mit der böswilligen verhinderten Braut Miss Havisham,
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