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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi
Autoren: Peter Meech
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soll?«
    »Das großes Chi-Geheimnis. Kann auch sagen, die Natur von Chi.«
    In der nächsten Sitzung heizt ein ganzer Kessel Chi meinem Dantian ein. Im Sprechzimmer berichte ich Dr. Chow anschließend von einer neuen Empfindung - ein Wind, der mir über den Scheitel streicht. Seine Nase hebt sich, die Brauen, und für einen Augenblick sind Linien auf seiner Stirn zu sehen.
    »Chi geht durch den Bai-hui-Punkt aus Ihrem Kopf«, sagt er. Das könnte Anzeichen eines gewissen Fortschritts sein, denke ich, bis er hinzufügt: »Ihr Körper nicht stark genug, kann mein Chi nicht halten. Chi fliegt aus.«
    Im Verlauf der nächsten Sitzungen verbessern sich die Schaltkreise meines Körpers so weit, dass das Chi nicht mehr aus dem Kopf austritt. Stattdessen macht es sich in meinem Unterleib zu schaffen und gräbt an einer Stelle, die genau dem Dantian gegenüber liegt. Dieses Wühlen ist von Hitzeempfindungen begleitet, und später im Sprechzimmer frage ich Dr. Chow, was das bedeutet. Es bedeutet, erklärt er, dass der Ming-men-Punkt aktiviert wurde, die »Lebenspforte«. Zwischen dem Dantian und dem Ming men verläuft ein Energiestrang mitten durch den Körper.
    Lange bleibt das Chi nicht in meinem Ming men. In der nächsten Sitzung reißt es sich los und klettert sehr langsam den Rücken hinauf bis zu einem Punkt gleich unterhalb der Schulterblätter. Dieses Kriechen fühlt sich wie ein Jucken an, am liebsten würde ich mich kratzen. Aber wie ich inzwischen
erfahren habe, berührt man ein Gebiet, in dem sich das Chi zu schaffen macht, besser nicht, weil die Finger die Energie absorbieren und ihren natürlichen Lauf stören. Das Chi an meinem Rücken fühlt sich fast ein wenig unangenehm an, so als krabbelte ein riesiger Hundertfüßer mit heißen Sohlen an mir hoch.
    An diesem Punkt unterhalb der Schulterblätter liegt ein Hindernis, an dem der Hundertfüßer anscheinend nicht vorbeikommt, weshalb er ärgerlich auf der Stelle tritt, bevor er den Aufstieg abbläst und sich im gleichen Trippelschritt wieder zu meinem Kreuzbein begibt. Nach zwei weiteren Sitzungen kommt der Hundertfüßer einen Wirbel weiter, aber die Barriere weicht nicht, worauf er sich erneut zurückzieht.
    Aus früherer Lektüre über Kundalini weiß ich, dass die Schlangenkraft die Wirbelsäule hinauf und über den Kopf wandert, um sich an der Stelle des dritten Auges niederzulassen. Das ist doch sicher der uralte Weg, den das Chi sich jetzt in meinem Körper bahnt. Aber was für ein Unterschied zwischen dem Lesen darüber und der tatsächlichen Erfahrung! Bertrand Russell hat die gähnende Kluft zwischen Erkenntnis durch Beschreibung und Erkenntnis durch Kennenlernen wirklich gut beschrieben. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen.
    Eine weitere Sitzung kommt und geht, und wieder kommt das Chi nicht über die Stelle bei den Schulterblättern hinaus. An einem Nachmittag sitze ich wieder einmal da und schreibe meine Beobachtungen nieder, als ein junger Mann mit forschem Schritt vom Gang aus ins Wartezimmer tritt und sofort zu mir herüberkommt. Sheldon ist Immobilienmakler und der jüngste der drei Chow-Brüder. Ich schätze ihn auf Mitte zwanzig,
erfahre jedoch später, dass sein jugendfrisches Auftreten vor allem auf seine mit brennendem Eifer verfolgte Chi-Gong-Praxis zurückzuführen ist.
    Ich erzähle Sheldon vom Energiestau auf meinem Rücken. Sein Lächeln zaubert Grübchen auf seine Wangen. Er langt hinter mich und zieht einen Finger die Wirbelsäule hinauf. Das Chi schießt förmlich seinem Finger nach, durchbricht die Schranke an den Schulterblättern und brennt sich einen Weg bis zum Nacken frei, wo es mit einem stetigen Pulsieren haltmacht. Verblüfft und ganz aus dem Häuschen schildere ich den neuen Bahnverlauf in meinen Notizen. Als ich Dr. Chow im Sprechzimmer vom letzten Stand der Dinge berichte, hört er mit einem beifälligen Ausdruck im Gesicht zu.
    »Aber weshalb habe ich jetzt diesen starken Druck im Genick?«, möchte ich wissen.
    Er formt mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, der nur einen winzigen Durchlass aufweist. »Das ist Da-zhui-Punkt. Sehr eng. Durchkommen schwer für Chi.«
    »Sheldon hat mir geholfen, bis dahin zu kommen.«
    »Sheldon hat gutes Gongfu«, erwidert er lächelnd.
    »Gongfu?«
    »Soll heißen, Sheldon ist Könner, gute Technik.«
    In der nächsten Sitzung wandert das Chi meinen Rücken hinauf bis zum Da zhui im Nacken, verweilt dort jedoch nur kurz, um weiter über den Hinterkopf aufzusteigen und wie ein
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