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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi
Autoren: Peter Meech
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»Aber ja, so sind Sie. So ist Ihr Chi.« Dann läutet das Telefon. Aus Hongkong ruft ein Patient an. Dr. Chow winkt mir leicht mit der Hand, und ein wahrer Hagel von Chi aus seinen Fingerspitzen trifft mich an etlichen Stellen gleichzeitig. Unser Gespräch ist beendet. Chi hat entschieden. Chi weiß am besten.

ABSCHIED, ABER NICHT FÜR IMMER
    Wenn man Schriftsteller ist und sein Leben mit einer Schauspielerin teilt, wird einen Los Angeles irgendwann rufen. Dann folgt man dem Ruf, oder man sagt sich, dass es hier auch ganz schön ist, dass man sich alle Jahre auf den Wechsel der Jahreszeiten freut, dass man die Winterkälte schon aushalten wird wie all die Jahre bisher, und wenn der tief herabhängende Himmel einem doch einmal auf den Kopf zu fallen droht, kann man ja immer noch Urlaub in einer wärmeren Gegend machen.
    An einem Tag mit Rekordkälte stehe ich in Dr. Chows Sprechzimmertür und erzähle ihm vom geplanten Umzug nach Los Angeles. Er hört mich höflich an, und als meine kleine Ansprache fertig ist, wünscht er mir alles Gute. Meine Ankündigung überrascht ihn nicht, denke ich. Hat er es nicht schon immer kommen sehen? Peter mag diese Palmen mehr, als er ahnt.
    »Immer wieder herkommen, wenn Sie können«, sagt er. »Ausbildung weitermachen. Ist noch viel zu lernen.« Ich versichere ihm, dass ich häufig kommen werde, und frage, was er davon hält, dass ich in Los Angeles privaten Chi-Gong-Unterricht gebe. Gute Idee, findet er, ich könne da viel für die Leute tun. Er ruft mir die festen Stellungen und die verschiedenen Folgen von Bewegungsübungen ins Gedächtnis.

    »Ich dachte, ich könnte vielleicht auch ein bisschen heilen«, sage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Besser nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ihr Chi wird schnell wenig.«
    »Aber ich weiß doch, wie ich es auffülle.«
    »Das stimmt, aber besser erst noch Körper aufbauen. Wenn Sie Chi jetzt werfen, bleibt Praxis gleiche Stufe oder wird schwächer. Erst mehr Kraft aufbauen.« Während er spricht, beginnt mein rechtes Bein zu prickeln.
    »Woher werfen Sie jetzt Chi?«, frage ich. Er wackelt unter dem Tisch mit dem rechten Fuß.
    »Mit dem Fuß?«, frage ich ungläubig.
    »Großer Zeh«, sagt er betont nüchtern, dann lacht er.
    »Woher können Sie sonst noch Chi werfen.«
    »Von jedem Chi-Gong-Punkt im Körper.« Er zeigt die Hauptpunkte - Rücken, Kopf, Hals, Brust, Arme, Beine, Hände und Füße.
    »Und was ist mit den normalen Akupunkturpunkten? Geht es von denen aus auch?«
    »Geht«, sagt er, »aber diese Punkte nicht so stark, Energie nicht so konzentriert.«
    Er lässt sich in den Stuhl zurücksinken und schaut mich an. »Wissen Sie noch erste Mal, als Sie Chi gespürt haben?«
    Und wie ich mich erinnere. Ich beschreibe es ihm. »Beinahe«, sagte ich, »wäre ich nicht Ihr Lehrling geworden, weil ich nach den ersten beiden Kursen überall im Körper Chi gespürt habe, auch wenn ich nicht übte. Wenn ich zum Fernsehen auf der Couch lag, war dieser Chi-Strom da. Ich dachte:Wozu soll ich dann noch weiterlernen?« Er antwortet nicht, aber etwas in
seinen Augen verrät mir, dass ich noch einmal darüber nachdenken soll - und dann ist es plötzlich ganz klar. »Sie haben mir damals das Chi geschickt. Deshalb war es so stark zu spüren.« Ein feines Lächeln erscheint auf seinen Lippen.
    »Wann hat die Lehre eigentlich angefangen?«, frage ich.
    »An Ihrem ersten Übungstag bei mir.«
    Wir sitzen schweigend da. Diese Stille hat etwas Heiteres, das sich in seiner Tiefe um uns ausbreitet, bis ich wieder spreche. Ich erzähle ihm von meinem Plan, ein Buch über diese Zeit und meine Erlebnisse zu schreiben. Aus dem Gedächtnis zitiere ich eine Stelle aus der Inneren Medizin des Gelben Kaisers: »Was verborgen und verschwiegen war, soll man auf Jadetafeln ausstellen und so den kostbaren Lauf der Welt bekannt machen.«
    Dr. Chow erkennt die Worte und lächelt. Dann sagt er, ich solle beim Schreiben mein chinesisches Gehirn benutzen. Mit größtem Vergnügen, antworte ich, werde ich jedes funktionierende Gehirn in meinem Kopf benutzen. Die große Schwierigkeit liege in der Auswahl dessen, was zu erzählen sei. Dr. Chow meint, ich solle lieber weniger als zu viel berichten, eine bekleidete Frau sei interessanter als eine nackte.
     
    Ich erinnere mich nicht mehr an unseren Abschied an diesem Tag. Sicher hat mir der Doktor noch Chi mitgegeben, aber Geist und Körper wissen es nicht mehr. Meine Gedanken flogen schon voraus in das große Abenteuer, das
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