Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimnis von St. Andrews

Geheimnis von St. Andrews

Titel: Geheimnis von St. Andrews
Autoren: S Hogan
Vom Netzwerk:
er ihre Hilfe brauchte. Und sie konnte nichts für ihn tun, wenn sie sich wie ein ängstliches Mäuschen benahm.
    Cherry zog die schmale Pforte wieder zu, nachdem sie die Kirche betreten hatte. Sie lauschte angestrengt. Nichts deutete darauf hin, dass Blackburn und Lonnegan noch hier waren. Geduckt schlich Cherry durch den Mittelgang. Wenn jetzt jemand auftauchte, konnte sie schnell in eine der Bankreihen springen und sich flach auf den Boden werfen.
    Sie näherte sich der Krypta. Der Zugang zu der unterirdischen Begräbnisstätte gähnte wie ein finsteres Maul vor ihr. Dort unten waren die Lampen, in deren Lichtkegeln Blackburn arbeitete, nicht eingeschaltet. Aber hieß das auch, dass der Restaurator nicht da war?
    Cherry wollte auf jeden Fall vorsichtig sein. Sie schaltete ihre Taschenlampe an. Als sie mit Mark in der Krypta gewesen war, wäre sie beinahe auf den steilen und feuchten Treppenstufen ausgerutscht. Das war verflixt gefährlich. Während Cherry hinabstieg, glitt der Strahl ihrer Leuchte über kleine huschende Wesen, und sie hörte das Trappeln von winzigen Pfoten sowie schrilles Pfeifen.
    Ratten.
    Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass es diese Nager hier unten gab. Sie trieben sich überall in alten Gemäuern und Kellern herum. Cherry hatte einmal gelesen, dass es allein in London mehr Ratten als Menschen gab. Aber dieser Gedanke beruhigte sie nicht. Manchmal wurden Leute angeblich auch von den Tieren angegriffen. Cherry hoffte aber, dass das nur Schauermärchen waren. Momentan hatten es die Ratten jedenfalls nicht auf sie abgesehen. Sie nahmen Reißaus, sobald Cherry zufällig in ihre Richtung leuchtete. Cherry konnte unmöglich einschätzen, wie viele es waren. Jedenfalls schienen die Biester nachtaktiv zu sein. Bei ihrem ersten kurzen Besuch in der Krypta hatte sie jedenfalls weit und breit keines dieser Tiere gesehen.
    Suchend leuchtete Cherry über die Bögen der hohen Gewölbe. Es war nicht leicht, sich hier unten zu orientieren. Aber sie schlich an zwei massiven Sarkophagen vorbei auf die Westseite der Krypta zu. Dort stand ein weiteres steinernes Denkmal. In der Nähe lag auch die Plane, unter der die Knochen und der Schädel verborgen waren. Woher stammten diese menschlichen Überreste? Cherry konnte sich nicht vorstellen, dass sie einfach hier herumgelegen hatten. Schließlich war die Krypta ein Teil von St. Andrews, der normalerweise zur Besichtigung freigegeben war.
    Die Wände des unterirdischen Gemäuers bestanden aus großen Granitquadern. Es sah nicht so aus, als ob es hier irgendwo ein geheimes Gewölbe geben könnte. War das Verschwinden von Sir Geoffrey vielleicht doch nur eine Legende? Hatte es das Gruftgold ebenso wenig gegeben wie einen verborgenen Gang, der zur Steilküste führte?
    Cherry überwand sich und deckte noch einmal das Skelett auf. Wenn sie sich nicht gewaltig täuschte, dann stammten diese Beckenknochen von einer Frau. Wessen Gebeine waren es? Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe wanderte über den steinernen Sarkophag, der mit seiner Schmalseite direkt an die westliche Außenwand gerückt war. Auf dem Grabmal waren zwei Worte eingemeißelt:
    LORETTA DUNNINGTON
    Cherrys Herzschlag beschleunigte sich. Hier lag also die Frau begraben, die den Spruch zugunsten der roten Rose in den Beichtstuhl geritzt hatte. War sie wirklich Sir Geoffreys Geliebte gewesen? Aber wieso war sie nach seinem Verschwinden hier gesehen worden? Hatte am Ende nur ihr Geist in der Krypta gespukt?
    Das war Unsinn. Cherry wusste aus ihrem Studium, dass Sarkophage schon zu Lebzeiten der Personen gemeißelt wurden, die nach ihrem Tod darin bestattet wurden.
    Cherry kam ein anderer Gedanke. Vielleicht hatte die Begräbnisstätte als eine Art Tarnung gedient.
    Wenn das Boot und die Münze in der Rätselschrift nun Fingerzeige in Richtung Geheimgang waren? Das Geldstück symbolisierte vielleicht das Gruftgold, und das Boot stand für ein Entkommen über das Meer. Aber wie hatte Blackburn es geschafft, die Knochen aus dem Sarg zu holen? Selbst mithilfe des starken Lonnegan war es ohne Maschinen nicht möglich, den tonnenschweren steinernen Sargdeckel anzuheben. Cherry zerbrach sich den Kopf über die vielen Rätsel, die die Krypta aufwarf, bis sie feine Schleifspuren auf dem Boden direkt vor ihr entdeckte.
    Die Ritzen zwischen den Steinplatten am Vorderteil waren uneben. Der Sarg ließ sich offenbar an der Schmalseite öffnen. Aber wie? Cherry legte die Taschenlampe beiseite. Sie drückte und tastete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher