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Geheimnis um eine giftige Feder

Geheimnis um eine giftige Feder

Titel: Geheimnis um eine giftige Feder
Autoren: Enid Blyton
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Jetzt wollte er sich den rothaarigen Schlächterburschen vornehmen, der für den anonymen Briefschreiber Botengänge machte, ja, das wollte er! Er würde schon die Wahrheit aus ihm herauspressen.
    Herr Kalb, der Fleischer, begrüßte den Polizisten erfreut. „Eine Scheibe Fleisch gefällig, Herr Grimm?” fragte er, sein Messer wetzend.
    „Nein, danke. Ich wollte nur fragen, ob Sie einen rothaarigen Jungen haben, der für Sie Fleisch austrägt.”
    „Ich habe überhaupt keinen Jungen, sondern nur den alten Sam, der schon seit fünfzehn Jahren bei mir ist”, antwortete Herr Kalb. „Wußten Sie das nicht?”
    Herr Grimm räusperte sich. „Sam kenne ich natürlich. Ich dachte, Sie hätten vielleicht einen neuen Jungen. Dann ist er wohl bei Herrn Koch angestellt.”
    Der zweite Laden war viel größer als der von Herrn Kalb. Herr Koch, der Inhaber, stand mit zwei Gehilfen hinter dem Ladentisch und schnitt Fleisch zurecht.
    „Haben Sie einen Botenjungen, der für Sie Fleisch austrägt?” fragte Herr Grimm.
    „Ich habe sogar zwei”, antwortete Herr Koch. „Hat etwa einer von ihnen was angestellt? Sie sind sonst beide ordentlich.”
    „Einer ist bestimmt nicht ordentlich”, entgegnete der Polizist grimmig. „Wo sind die Jungen? Kann ich sie mal sprechen?”
    „Sie sind hinten im Hof und packen ihre Körbe. Ich werde Sie zu ihnen führen.” Herr Koch kam diensteifrig hinter dem Ladentisch hervor und begleitete Herrn Grimm in den Hof. „Hier sind die beiden. Welcher ist der Missetäter?”
    Die Jungen sahen überrascht auf. Einer war blond und blauäugig, der andere hatte braunes Haar. Herr Grimm musterte sie finster. „Keiner von beiden ist es. Ich suche einen rothaarigen Bengel.”
    „In Peterswalde gibt es keinen Botenjungen mit rotem Haar”, sagte der Blonde.
    Herr Grimm schnaufte und verließ den Hof.
    „Ich bin nur froh, daß meine Jungen nichts verbrochen haben”, sagte Herr Koch erleichtert. „Der blonde ist sehr gescheit und …”
    Aber Herr Grimm interessierte sich nicht für gescheite blonde Jungen, sondern war hinter rothaarigen her, die sich anscheinend in Nichts aufgelöst hatten. Verwirrt ging er davon. Wo war der Telegrafenbote geblieben? Er hatte ihn doch vor einiger Zeit gesehen, als er den Kindern ein Telegramm brachte. Und dann war er einmal nachts auf der Straße mit ihm zusammengestoßen. Und wo war der rothaarige Schlächterbursche, den sowohl Frau Hillmann als auch ihr Sohn gesehen hatten? Wo wohnten diese rothaarigen Jungen, die kein Mensch kannte, obwohl sie dauernd mit ihren Rädern durch Peterswalde flitzten?
    Finster vor sich hinbrütend stapfte Herr Grimm durch die Straßen. Die rothaarigen Jungen gingen ihm nicht aus dem Sinn. Litt er etwa an Verfolgungswahn? Plötzlich schreckte ihn das laute Jaulen eines Hundes aus seinen Gedanken. Er blickte hoch und – sah einen rothaarigen Botenjungen vor sich. Kein Wunder, daß er ihn festnahm!
    Aber nun war dieser Junge ebenfalls verschwunden, und zwar aus einer verschlossenen Kammer. Soeben war er noch dagewesen, und nun war er plötzlich fort. Zauberei!
    Herrn Grimm wurde ganz schwindlig. Er beschloß, sich die Mittagszeitung zu holen und etwas zu trinken. Vielleicht klärten sich seine Gedanken dann wieder. In seiner Verwirrung dachte er überhaupt nicht an das Fahrrad des Jungen. Obwohl es in einem kleinen Vorgarten stand, bemerkte er es nicht einmal, als er fortging. Auch Rolf, der vor dem Häuschen lauerte, sah er nicht.
    Rolf war von Dicki beauftragt worden zu beobachten, was mit seinem Rad geschah. Er glaubte, der Polizist wolle es einschließen, nachdem Dicki ihm entwischt war. Zu seiner Verwunderung verschwand Herr Grimm jedoch in der Richtung des Zeitungshändlers, ohne sich um das Rad zu kümmern. War es denn möglich, daß er es ganz vergessen hatte? Tatsächlich, es schien so.
    Nun handelte Rolf blitzschnell. Er schoß auf die andere Straßenseite, ergriff des Rad, stieg auf und sauste davon. Niemand hatte ihn beobachtet.
    Herr Grimm kaufte inzwischen seine Zeitung und unterhielt sich noch ein wenig mit dem Zeitungshändler. Erst als er den Laden verließ, fiel ihm das Rad ein.
    „Donnerwetter! Ich muß es einschließen!” dachte er und eilte zurück. „Wie konnte ich das nur vergessen?”
    Er stürzte in den Vorgarten und – blieb wie versteinert stehen. Das Rad war fort. Träumte er vielleicht? Nachdem drei rothaarige Jungen sich auf unerklärliche Weise verflüchtigt hatten, war nun auch dieses Fahrrad
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