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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht
Autoren: Ilona Andrews
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sich der Biohazard-Typ mit dem Schwachkopf auf dem Pferd stritt, konnte er den Verkehr nicht durchwinken. Wenn das so weiterging, würde ich es niemals zum Tatort schaffen.
    »He, Arschloch!«, brüllte ein anderer Fahrer. »Geh von der Straße runter!«
    »Das hier ist eine Falcon Sieben«, erklärte der Reiter ihm. »Damit kann ich einen Bolzen durch deine Windschutzscheibe schießen und dich wie einen Käfer an deinem Sitz aufspießen.«
    Was, eine direkte Drohung? Okay.
    Ich schob meine Sonnenbrille ein Stück herunter, damit der Reiter meine Augen sehen konnte. »Das ist eine nette Armbrust.«
    Er blickte in meine Richtung. Er sah ein freundliches blondes Mädchen mit einem netten Lächeln und leichtem texanischem Akzent, und er machte sich deswegen keine Sorgen.
    »Wie viel Zugkraft hat das Ding, fünfundsiebzig Pfund? Das Nachladen dürfte etwa vier Sekunden dauern.«
    »Drei«, sagte er.
    Ich zeigte ihm mein Ordenslächeln: nettes Grinsen, kalter Blick. Währenddessen griff ich nach meiner Maschinenpistole auf dem Beifahrersitz. Die etwa siebzig Zentimeter lange HK war mein Lieblingsspielzeug für den Nahkampf. Der Reiter riss die Augen auf.
    »Das ist eine Maschinenpistole vom Typ HK MP 5. Sie wird wegen ihrer Mannstoppwirkung und Zuverlässigkeit geschätzt. Mit einer zyklischen Feuerrate von achthundert Schuss pro Minute. Das bedeutet, dass ich diesen Ladestreifen mit dreißig Patronen in weniger als drei Sekunden zu Ihnen rüberschicken kann. Bei dieser Entfernung kann ich Sie glatt in zwei Hälften zerlegen.« Das stimmte streng genommen zwar nicht, klang aber gut. »Sehen Sie, was auf dem Lauf steht?«
    Auf dem Lauf bildeten hübsche weiße Buchstaben das Wort Partystarter .
    »Wenn Sie noch einmal den Mund aufmachen, starte ich die Party.«
    Der Reiter machte den Mund zu.
    Ich warf einen Blick zu dem Biohazard-Mitarbeiter. »Vielen Dank für den Job, den Sie für die Stadt machen, Sir. Bitte machen Sie weiter.«
    Zehn Sekunden später hatte ich die Straßensperre hinter mir gelassen und steuerte den Jeep die Monroe Street entlang, bis ich nach rechts auf die North Avenue abbog. Ich fuhr zwei Blocks weiter, bevor die Straße vor einem Berg aus Glassplittern endete. Ich würde dieses wagemutige Abenteuer zu Fuß fortsetzen müssen. Ich stellte den Wagen ab, überprüfte meine Waffen, nahm meinen Spurensicherungskoffer aus dem Kofferraum und lief die Straße hinunter.
    Vielleicht war Raphael gar nicht da.
    Früher oder später würde ich ihn ausfragen müssen. Bei diesem Gedanken beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich atmete tiefer, bis mein Puls wieder langsamer wurde. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen. Der Orden war vielleicht der Ansicht, dass ich nicht viel taugte, aber das Rudel war offensichtlich anderer Meinung. Ich wollte diese Sache absolut professionell durchziehen.
    Professionell. Nur die Fakten, Ma’am. Weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. Kein Grund zur Panik.
    Es war nicht mein erster Fall und auch nicht mein erster Mordfall. Es war die Gelegenheit, eine wichtige Arbeit zu erledigen, und ich wollte sie nicht verpatzen, indem ich mich zum Affen machte.
    Griffin Nummer vierzehn-zwölf war ein kleiner Hügel aus verbogenem Metall, dekoriert mit Betonbrocken, vermischt mit schmutzigem Marmor, Haufen aus zersplittertem bläulichem Glas und feinem grauem Staub, das Endresultat, nachdem die Zähne der Magie schon seit einiger Zeit an der Substanz des Gebäudes genagt hatten. Ein Bagger und ein anderes schweres Baufahrzeug, dessen Bezeichnung ich nicht kannte, standen auf der anderen Straßenseite, gleich neben einem Zelt.
    Ein gesicherter Tunnel führte in den Hügel, bewacht von zwei Gestaltwandlern. Der linke trug dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt, ein männlicher Bouda Ende dreißig, schlank, dunkelhäutig, mit einem freundlichen Lächeln. Ich war ihm schon einige Male begegnet. Er hieß Stefan, und wir beide hatten keine Probleme miteinander. Wie die meisten Boudas konnte er ziemlich gut mit seinem Messer umgehen, und gelegentlich, wenn er richtig sauer auf seine Gegner war, skalpierte er sie, nachdem er sie getötet hatte.
    Der zweite Gestaltwandler, der auf der rechten Seite des Tunneleingangs, war größer und jünger. Er hatte dunkle Augen und kurz geschnittenes kastanienbraunes Haar. Ich inhalierte seinen Geruch. Ein Werschakal.
    Ich blieb vor dem Tunnel stehen.
    Stefan riss die Augen auf. »He, du!«
    »He, selber!«
    Der Schakal bedachte mich mit einem abschätzenden
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