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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Autoren: Gisela Graichen
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französischen Werk «Dialog in der Unterwelt» aus dem Jahr 1864. Der Pariser Anwalt Maurice Joly ließ in der literarischen Traditionder Totengespräche Machiavelli und Montesquieu über die Tyrannenherrschaft streiten. Während Montesquieu in der Schrift die Ideen der Aufklärung vertritt, verteidigt Machiavelli die absolutistische Herrschaft und Tyrannei. Joly war ein aufgeklärter Freigeist und kein Judenfeind, sein satirischer Text war nicht gegen die Juden gerichtet, vielmehr galt seine beißende Kritik dem reaktionären Regime des französischen Kaisers Napoleon   III. Die Verfasser der «Protokolle» schrieben mindestens 40 Prozent aus Jolys satirischer Streitschrift ab: Allerdings legten sie Machiavellis zynisches Plädoyer für die Tyrannei den fiktiven «Weisen von Zion» in den Mund und passten die Aussagen ihrem judenfeindlichen Weltbild an.
    Und die Fälscher bedienten sich noch mindestens einer weiteren Quelle: Die Grundidee der Legende von einer Weltverschwörung der Juden geht auf den Roman «Biarritz» aus dem Jahr 1868 zurück. Der deutsche Autor Hermann Goedsche beschreibt in dem Kapitel «Auf dem Judenkirchhof in Prag» eine nächtliche Versammlung der Vertreter der zwölf Stämme Israels, die – einer geheimen Tradition nach – alle hundert Jahre auf dem Jüdischen Friedhof in Prag stattfinde. Das Ziel der Versammlung sei – man ahnt es bereits – die Errichtung einer Weltherrschaft der Juden, als eine Art Schattenregierung, die hinter den Kulissen von Wirtschaft und Politik die Strippen ziehe. Auch die in den «Protokollen» aufgeführten Methoden werden bereits in diesem Roman geschildert: wie der Erwerb von Grundbesitz durch Juden, die Infiltration der Staatsämter oder die Kontrolle der Presse. Alles ausgedacht – und dreist geklaut.
    Die Hetzschrift vor Gericht: Na und?
    Im November 1933 beschäftigte sich ein Schweizer Gericht mit der Echtheit der «Protokolle der Weisen von Zion». Geklagt hatte die Israelitische Kultusgemeinde Bern und der Schweizerisch Israelitische Gemeindebund, die gegen den Verkauf der volksverhetzenden «Protokolle» in der Schweiz vorgehen wollten. Der Prozess zog sichüber zwei Jahre hin – es wurden Expertisen angefertigt, Beweise vorgetragen und Zeugen geladen. Darunter auch mehrere Teilnehmer und Beobachter des Ersten Zionistischen Weltkongresses 1897. Sie bestätigten, dass es dort einzig und allein um die Schaffung eines Staates für die Juden in Palästina gegangen war und dass alle Beratungen öffentlich stattgefunden hatten. Keine geheimen Sitzungen, keine Verschwörungsphantasien, keine wahnwitzigen Protokolle. 1935 kam das Gericht zu dem Schluss, die Texte seien eine Fälschung sowie «Schundliteratur». In der Urteilsbegründung hieß es: «Irgendein Beweis dafür, dass die sogenannten Protokolle (…) irgendwo und irgendwann von einem oder mehreren Juden im Auftrag einer geheimen jüdischen Weltregierung ausgearbeitet, vorgetragen, beraten worden sind, ist nicht erbracht worden.»
    Jetzt war es sogar amtlich: Die «Protokolle der Weisen von Zion» sind nichts weiter als ein geschicktes Plagiat – eine belegbare Lüge und Fälschung –, abgeschrieben aus einem brillanten Dialog und einem drittklassigen Roman. Unbekannte Trittbrettfahrer haben daraus im Umfeld des judenfeindlichen Zarenreichs das bösartige Pamphlet zusammengebraut. Geholfen hat die Wahrheit «Im Namen des Volkes» nicht, das Fälscherdokument endgültig in die Mottenkiste zu verbannen. Die deutlichen Beweise wurden von Antisemiten und Anhängern der Verschwörungstheorie immer wieder ignoriert, nach dem Motto, irgendetwas müsse schon dran sein an dem hundert Jahre alten «Geheimbericht»; er passt halt so schön rein in das verbrämte Weltbild. So geistert das Pamphlet über eine angebliche jüdische Verschwörerclique bis heute durch alte und neue Medien und wird immer wieder zur Rechtfertigung antisemitischer Einstellungen herangezogen, regelmäßig erleben die «Protokolle» eine unheilvolle Renaissance.
    Ihre größte Wirkung entfaltet die antisemitische Hetzschrift heute in islamisch geprägten Ländern. Die arabische Übersetzung erschien in über 60 (!) Auflagen. Doch vor allem im Internet und über Radio- und Fernsehprogramme werden die «Protokolle» als propagandistische Waffe gegen die Juden und den Staat Israel verbreitet.Dass es sich bei der Schrift keinesfalls um ein authentisches, historisches Dokument, sondern um eine Fälschung handelt, ist hier kaum
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