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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz
Autoren: Leah Moorfeld
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sage.»
    «Das wundert dich doch nicht wirklich, oder? Bei dem, was du dir geleistet hast!»
    «Ich hab mich doch schon zig tausendmal entschuldigt! Und außerdem hat sich Nick an mich heran gemacht, nicht umgekehrt!»
    Wütend knalle ich den Hörer auf die Gabel. Unwillkürlich tauchen wieder die Bilder vor meinem geistigen Auge auf, die ich dachte erfolgreich verdrängt zu haben. Doch jetzt spüre ich, wie die alten Wunden aufreißen und wieder zu bluten beginnen. Nick war meine erste und einzige große Liebe gewesen. Mit ihm wollte ich alt werden und eine Familie gründen. Er vereinigte alles, was ich mir wünschte – er war warmherzig, gebildet, unternehmungslustig, gutaussehend, sportlich und fleißig. Das einzige Manko an ihm stellte ich erst fest, nachdem ich ihn überraschte, wie er es mit meiner Schwester in den Büschen trieb. Ich joggte durch den Stadtpark, als ich glaubte, mein Ohren nicht zu trauen – ich hörte hinter einer Hecke die eindeutigen Stöhngeräusche von zwei Menschen, die miteinander vögeln. Mitten im Park! Das Pärchen liebte sich nur verdeckt von einer brusthohen Buchsbaumhecke. Ich versuchte, nicht in die Richtung zu sehen, als ich vorüber lief, aber als ich mit abgewandtem Blick nach vorne starrte, hörte ich Nicks vertraute Stimme.
    «Ja, Baby, nimm meinen Schwanz!»
    Wie ein rasiermesserscharfes Schwert stachen diese Worte in mein Herz, exakt die Worte, die Nick im Liebesspiel auch bei mir pausenlos von sich gab. Ich erstarrte mitten im Lauf. Das Blut pulsierte hörbar durch meinen Körper. Wie in Zeitlupe schlich ich zur Hecke. Ich wusste, dass ich nicht sehen wollte, was ich wahrscheinlich gleich sehen würde, aber ich konnte nicht anders. Eine unsichtbare Macht zog mich vorwärts. Das Stöhnen dröhnte in meinem Kopf und mein ganzer Leib zitterte, als ich über die Hecke spähte. Tamara lag auf einer Wolldecke. Den Kopf nach hinten angelegt, stöhnte sie mit weit geöffnetem Mund. Ihr Körper wippte auf und ab von den Stößen des Mannes über ihr: kein Zweifel, es war Nick! Die halb heruntergelassene Shorts gab seine Pobacken frei. Er lag zwischen Tamaras weit gespreizten Schenken und trieb unablässig sein Glied in sie hinein. Unfähig zu einer Reaktion, starrte ich wie betäubt auf die beiden herab. Tamara hob ihre Schenkel und winkelte die Beine an, um ihn tiefer in sich aufzunehmen. Ihre Hände krallten sich in seine Brust. Ich stand da wie festgefroren. Nicks lüsterne Bewegungen und jedes einzelne Stöhnen versetzte mir einen scharfen Schnitt in mein blutendes Herz. Meiner große Liebe zuzusehen, wie sie meine jüngere Schwester begattete, war nicht nur ein Albtraum - mit einem mal zerbrach alles, was ich mir für die Zukunft mit Nick ausgemalt hatte, zu feinem Staub. Es war, als stünde ich plötzlich vor dem Nichts, das sich am Abgrund einer hohen Klippe vor mir auftut. Nick legte seinen Kopf in den Nacken und sein ganzer Körper zitterte, als er sich in ihr ergoss. Tamara riss die Augen weit auf und schrie. Sie hatte mich gesehen. Das rief die Lebensgeister wieder in mir wach. Ich wartete nicht auf eine Reaktion der beiden, sondern rannte los, als wäre mir Graf Dracula persönlich auf den Fersen. Ich wollte nur noch fort von hier.

Ein Date
    Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter und reißt mich aus den Gedanken. Ich fahre erschrocken herum und blicke in Simons besorgtes Gesicht.
    «Alles in Ordnung, Julia? Du wirkst blass!»
    Ich schüttele mich, als könne ich dadurch die Bilder aus meinem Kopf vertreiben.
    «Es geht schon. Danke!»
    «War das deine Schwester, am Apparat?»
    «Sie ist nicht mehr meine Schwester!», antwortete ich verbittert.
    «Oh! Hat sie dich verletzt?»
    Ich nicke.
    «Eigentlich möchte ich nicht darüber reden.»
    «Verstehe! Aber manchmal hilft Reden. Wenn du ein offenes Ohr brauchst, ich bin für dich da!»
    «Das ist lieb! Danke!»
    Ich bin wirklich gerührt über Simons Anteilnahme, aber ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, wie nahe ich ihn an mich heranlassen möchte.
    «Sollte meine Schwester nochmals hier auf der Arbeit anrufen, kannst du ihr das bitte verbieten?»
    «Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber mein Gefühl sagt mir, dass es falsch ist, nicht wenigstens mit ihr zu reden. Doch wenn du darauf bestehst, dann mache ich das natürlich.»
    «Ich werde auf keinen Fall nochmals mit ihr sprechen», wiederhole ich stur.
    «OK! Bleibt es denn bei unserem gemeinsamen Mittagessen?»
    «Ja, natürlich! Ich kehre bis
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