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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht
Autoren: Andrea Russo
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wir gemeinsam, haben Masseurinnen eigentlich immer Namen, bei denen Männer schon aus Prinzip schwach werden? Ob die beiden wirklich Denize und Chantal heißen? Haben sie etwa Künstlernamen? Egal.
    Wir lümmeln gemütlich auf der Couch, als sich die beiden zu uns gesellen. Denize fängt an, wieder von ihrem Bäcker zu erzählen. Der sei durch die ganzen Torten dicker und dicker geworden und habe irgendwann nur noch träge auf dem Sofa rumgelegen. Und dann habe er allmählich ganz merkwürdige Geräusche von sich gegeben. Denize kann das wirklich gut nachmachen. Aber Chantal ist in ihrer Imitation fast noch besser. Täuschend echt gibt sie rülpsende und pupsende Töne von sich. Lachend sitzen wir zu viert auf der Couch.
    Ich denke kurz an Jürgen und muss dabei leicht den Kopf schütteln. Ihm würde so etwas niemals passieren. Wenn Jürgen einen Pups lassen muss, dann entschuldigt er sich vorher und geht ins Badezimmer. Ich habe ihn auch noch nie laut rülpsen gehört, geschweige denn ihn auf der Toilette beim großen Geschäft erwischt. Und eigentlich ist mir das auch ganz recht. Es gibt Dinge, die muss ich mir nicht antun. Und es gibt Dinge, die will ich lieber für mich alleine tun.
    Ob Jürgen manchmal im Auto einen fahren lässt? Ob er dabei auch eine Pobacke anhebt, damit die Luft besser entweichen kann? Was würde er wohl sagen, wenn ich ihm erzählen würde, dass er manchmal nachts im Bett pupst und dass seine Pupse mindestens genauso stinken wie alle anderen Pupse auch? Gehört das hemmungslose und freie Pupsen zu einer Ehe dazu? Wird Jürgen auch zum Pupser werden, wenn wir nur lange genug verheiratet sind?
    Bei diesem Gedanken grinse ich Maja an. Die rutscht mittlerweile unruhig auf der Couch herum. Was hat sie nur? Ich kenne Maja und weiß, dass sie irgendetwas Verbotenes im Schilde führt. Ich stupse sie an und flüstere: »Was ist?«
    »Ich muss dir gleich was vorlesen, geh mal Termine für morgen machen, ja?«
    Stimmt, morgen steht noch die Gesichtsbehandlung und die straffende Brustmassage auf dem Programm. Und noch während Chantal und Denize in ihren Kalendern blättern, höre ich es. Ganz eindeutig. Ratsch!
    Maja hat irgendeine Seite aus einer der herumliegenden Frauenzeitschriften herausgerissen und knäult sie nun in die Tasche ihres Bademantels. Typisch Maja. Sie hätte ja auch einfach fragen können. Die hätten uns die Zeitschrift bestimmt für einen Abend ausgeliehen. Aber das wäre wahrscheinlich nicht das Gleiche gewesen. Bei Maja muss immer alles ein wenig theatralisch sein.
    »Die hat’se nicht mehr alle.« Maja blinzelt mich wütend an.
    »Wer?« Ich habe keine Ahnung von wem sie da gerade spricht.
    »Ach, so’ne Tussi aus einer der Frauenzeitschriften«, sagt sie und hält mir die herausgerissene Seite unter die Nase. »Die hat einen Artikel darüber geschrieben, dass Sex angeblich nicht so wichtig sei. Kein Wunder, dass wir Frauen so was allmählich glauben, jetzt kriegen wir das auch noch in den Frauenzeitschriften serviert. Die Betonung liegt auf Frauen zeitschriften, das heißt, die Biester werden extra für uns geschrieben. Und dann so was, Liebelein, zieh dir das mal rein! Ich bin eben fast von der Couch gefallen, ehrlich. Aber das erzähl ich dir nach der Fußreflexzonenmassage. Jetzt will ich mich nicht weiter aufregen. Lass uns weiter genießen und entspannen.« So ein Tag für die Schönheit kann ganz schön anstrengend sein. Angenehm anstrengend. Wir liegen erschöpft nebeneinander und betrachten unsere dunkelrot lackierten Fußnägel. Maja lächelt mich an.
    »Cool, das sollten wir öfter mal machen. Uns verwöhnen lassen wie Lady Godiva oder wie die hieß. Du hast übrigens schöne Füße. Hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    »Schöne Füße? Danke, du aber auch! Lady Godiva sagst du? Das ist doch die Gräfin, die im frühen Mittelalter nackt auf einem Pferd durchs Dorf geritten ist, damit ihr Ehemann die Steuern der Einwohner senkt.«
    »Und ich dachte, das wäre nur so eine Etepetete-Adlige gewesen, die nichts war außer wunderschön und verwöhnt?«
    »War sie wohl auch. Wunderschön, meine ich. Die Dorfbewohner haben sich nicht getraut, sie auf ihrem Pferd anzugucken. Nur ein einziger Kerl hat es gewagt, sagt die Legende. Und der ist prompt erblindet.«
    »Woher weißt du denn so was? Ich schmeiß mich weg. Stell dir das mal vor! Alle Kerle würden erblinden, wenn sie uns nackt sehen würden. Dolle Wurst! Und, was hat der Ehegatte gemacht? Hat er die Steuern
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