Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht
Autoren: Andrea Russo
Vom Netzwerk:
oder?«
    »Du kannst deinen Namen doch behalten, Schneckchen!«
    »Ja, eben! Das hat Jürgen auch gesagt. Und er wäre sogar bereit, meinen Namen anzunehmen, auch wenn dabei seine Eltern garantiert hopsgehen würden. Ist doch ein echter Liebesbeweis. Eigentlich müsste ich doch jetzt glücklich sein. Jürgen war natürlich total enttäuscht und hat den Ring wieder mitgenommen. Aber den Hotelgutschein hat er dagelassen. Ich solle mich entspannen und nachdenken. Und wenn ich meine, ich hätte irgendwas verpasst, dann solle ich es jetzt nachholen. Dafür hat er mir quasi dreißig Tage geschenkt.«
    »Dreißig Tage? Für was denn?«
    »Egal für was. Beziehungs-Time-Out sozusagen. Er hat gesagt, er wird keine Fragen darüber stellen, was ich in dieser Zeit gemacht habe. Niemals. Aber nach Ablauf der Frist will er eine Antwort. Ganz oder gar nicht. Für immer oder ganz vorbei. Mensch, Maja, mein Kopp brummt. Ich hab eindeutig zu viel getrunken. Und dabei mag ich Eiswein gar nicht besonders. Ich weiß nicht, was ich will, und der Tee schmeckt auch beschissen.«
    »Das war mir klar! Aber jetzt zeig erst mal den Hotelgutschein.«
    »Hier, ein Wellness-Wochenende für zwei Personen. In Much. Das liegt irgendwo bei Köln. Es hätte so schön werden können. Ich könnte schon wieder heulen.«
    »Was heißt denn hier hätte ? Zieh dich an und pack deine Sachen. Wir gehen uns entspannen! Ich lass dich doch jetzt nicht allein. Liebelein, alles wird gut. Glaub mir!«



5
    Der Erste hieß Pocke …

    »Oh, Maja! Ist das nicht herrlich?«
    Ich bin begeistert und lasse mich schwungvoll auf das gemütliche Doppelbett fallen. Das Wellnesshotel ist besonders schnuckelig und unser Zimmer großzügig geschnitten. Lachend liegen wir nebeneinander und studieren unser Verwöhnprogramm. Vergessen sind der Heiratsantrag und die Tatsache, dass jetzt eigentlich Jürgen neben mir liegen müsste.
    Maja ist einfach unschlagbar. Sie hat es tatsächlich geschafft, auf dem Weg von unserem Zimmer bis zur Beauty-Oase den Schlüssel zu verschlampen. So was passiert sonst nur mir. Aber Maja ist wie ich. Sie darf das. Grinsend und ohne viele Worte besorgen wir uns einen Zweitschlüssel. Auf dem Programm stehen nun:
Ayurvedische Ganzkörperölmassage
Entspannende Fußreflexzonenmassage
Straffende Brustmassage
Kosmetische Gesichtsbehandlung
    Und schon geht es los. Ich entledige mich meines wolligen weißen Bademantels und mache es mir auf der mir zugewiesenen Bank bequem. Aus versteckten Lautsprechern erklingt sanfte Musik. Die Masseurin gießt handwarmes Öl über meinen Körper. Ich habe das Gefühl, bereits nach zehn Minuten Massage zu schweben. Bei einer Höhe von mindestens dreißig Zentimeter über der Liege lausche ich den sphärischen Klängen und nehme die Düfte aus den Öllampen in mir auf. Mein Kopf wird ganz frei. Ich schwebe wirklich. Und das fünfundvierzig Minuten lang. Zeit zum Träumen und Nachdenken.
    Ich liebe Jürgen. Wir sind jetzt schon so lange zusammen. Vier Jahre. Ich kenne ihn in-und auswendig. Auf Jürgen kann ich mich immer verlassen. Ich wäre doch blöd, wenn ich ihn nicht heiraten würde.
    Dann holt mich die Masseurin langsam aus meiner Gedankenwelt zurück. Ich bin nackt, liege entspannt auf dem Rücken und schaue sie an. Da zeigt sie auf meine Blinddarmnarbe.
    »Hast du Kinder?«
    Lächelnd schüttele ich den Kopf.
    »Ich habe ein Kind, einen Sohn. Er ist sechs Jahre alt. Verheiratet war ich neun Jahre lang.«
    » War ?«
    »Ja, war. Neun Jahre Ehe reichen. Für jede Frau!«
    Wir lächeln uns an. »Ich will auch heiraten. Er heißt Jürgen.«
    »Oh, herzlichen Glückwunsch, Schätzchen, das freut mich für dich. Na, dann hoffe ich, dass ihr beiden mehr Glück habt als wir. Was macht dein Jürgen denn?«
    »Er ist Anwalt. Schon komisch, als ich klein war, wollte ich immer einen Bäcker heiraten. Einen, der mich ständig mit leckeren Torten und Kuchen versorgt. Wie im Schlaraffenland.«
    Da reißt meine nette Masseurin – sie heißt übrigens Denize – überrascht die Augen auf. »Von wegen Schlaraffenland. Mein Mann war Bäcker!«
    Ich muss herzhaft lachen und falle dabei fast von der Bank. In der Kabine nebenan liegt Maja. Sie lässt sich von Chantal massieren. Ob sie auch gerade eine derart amüsante Erleuchtung hat? Aus der Traum von der perfekten Ehe mit einem Bäcker.
    Ich stehe auf, wickle mich in meinen wollig-weißen Bademantel und warte im Vorraum auf Maja. Sie wirkt genauso entspannt wie ich. Warum, überlegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher