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Gefesselte Lust

Gefesselte Lust

Titel: Gefesselte Lust
Autoren: Jasmin Eden
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vertraute Strukturen und Abläufe. Langsam, aber sicher finde ich meinen Rhythmus, was auch Aliyah bemerkt. Gegen sechs Uhr fährt sie ihren Mac herunter und bedeutete mir, ebenfalls Feierabend zu machen. »Heute lasse ich dich mal pünktlich vom Haken. Aber gewöhn dich nicht daran, Überstunden gehören hier zum guten Ton.«
    Diese Aussicht schreckt mich nicht. In den letzten Stunden habe ich wieder gemerkt, warum ich mich für diesen Job beworben habe – es macht mir Spaß, über Themen zu diskutieren, Artikel und Reportagen zu recherchieren und Mitarbeiter für die jeweiligen Aufgaben auszusuchen und zu koordinieren. Von mir aus hätten wir bis spät in die Nacht weiterarbeiten können.
    Aliyah packt bereits ihre Sachen zusammen, während ich noch darauf warte, dass mein Computer sich endlich ausschaltet. Sie nickt mir zu. »Also dann, bis morgen um neun.«
    Ich erwiderte das Nicken, habe es aber nicht so eilig wie sie, die Redaktion zu verlassen. Mit meinem Blazer und meiner Tasche über dem Arm gehe ich hinaus in den Flur und fahre ins Erdgeschoss, wo noch immer emsiges Treiben herrscht. Diesmal gehe ich ohne Komplexe durch die Menge. Ich gehöre wirklich nicht hierher – und mittlerweile bin ich froh darum. Mir huscht sogar ein Lächeln über die Lippen, als ich einen Blick in das Großraumbüro werfe, und ich nicke der Frau am Empfang zu. Jetzt prangt auch – deutlich sichtbar – ein Redaktionsausweis an meiner Brust. Das kleine Kärtchen mit meinem Foto darauf, das Aliyah am späten Mittag von mir geschossen hat, wirkt wahre Wunder. Auch wenn die Frau am Empfang noch immer ein wenig entsetzt über meine Garderobe zu sein scheint, zeigt sie es nicht mehr so offen wie noch am Morgen. Immerhin bin ich jetzt nicht nur eine einfache Besucherin, sondern Teil des Teams.
    Auf dem Parkplatz des Gebäudes schlendere ich zu meinem kleinen Corsa. Bevor ich ihn aufschließe, halte ich inne und sehe nach oben. Weit über mir befindet sich der zehnte Stock und somit auch Jonah Winters Büro. Dort brennt Licht. Ich stutze. Steht da oben etwa eine dunkle Gestalt am Fenster und sieht zu mir herunter? Wenn ich mich konzentriere, kann ich vielleicht sogar seine Augen sehen, den Ausdruck auf seinem Gesicht lesen … Der Gedanke verursacht mir eine Gänsehaut, aber sie ist nicht unangenehm. Mehr wie ein unerwartetes Streicheln über den bloßen Nacken.
    Plötzlich höre ich Schritte. Sie sind schwer und hallen dumpf auf dem Betonboden wider. Vor Schreck zucke ich zusammen und lasse meine Autoschlüssel fallen. Erst jetzt bemerke ich, wie dunkel dieser Parkplatz eigentlich ist und dass er verdammt weit vom Eingang zum Büro entfernt ist. Und mir fällt nichts Besseres ein, als herumzustehen und vor mich hinzuträumen! Hastig sehe ich über meine Schulter, erkenne aber nur eine hünenhafte, dunkle Gestalt. Ich beiße die Zähne zusammen, gehe auf die Knie und suche wie wahnsinnig nach meinem Schlüssel. Ich muss ins Auto, da bin ich in Sicherheit! Aber alles, was meine Finger streifen, ist nur Kies und einige vereinzelte Grashalme, die sich zwischen den Steinen ein wenig Luft erkämpft haben.
    Ich suche immer panischer, als sich eine große Hand auf meine legt. »Ich glaube, ihr Schlüssel ist hinter das Rad gefallen.«
    Ich werfe einen Blick neben mich. Dort steht der große Mann, den ich heute Morgen aus Jonah Winters Büro habe kommen sehen. Er lächelt freundlich auf mich herab. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und taste stattdessen nach dem Hinterreifen meines Wagens. Tatsächlich bekomme ich den rosenförmigen Schlüsselanhänger zu fassen, der seit jeher meine Schlüsselsammlung ziert. Ich hole ihn hervor und stehe wieder auf. »Sehen Sie«, lächelt der Mann weiter und streckt mir seine Hand entgegen. »Mein Name ist Marcus Dramstein. Wir sind uns heute früh schon begegnet, nicht wahr?«
    Dramstein, Dramstein … Der Name klingt vertraut, und dann fällt mir siedendheiß ein, wo ich ihn schon einmal gehört bzw. gelesen habe. Neben mir steht niemand Geringeres als der Besitzer von B-Touch – mein oberster Boss!
    Ich öffne den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber es kommt kein Ton heraus. Bevor ich mich weiter blamieren kann, schließe ich ihn schnell wieder und nicke nur. Noch immer hält er mir seine Hand entgegen; ich ergreife sie und drücke sie. »Helena Feldkamp, ich arbeite seit heute im Bereich Koordination und Planung«, sage ich mit dünner Stimme. »Danke für Ihre Hilfe, Herr Dramstein.«
    Er
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