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Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Johanna Lindsey
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obdachlosen Straßenkinder.«
    Ein hehres Ziel. Sollte sie da etwa weniger tun? Es kam ihr völlig selbstverständlich vor, dort zu unterrichten. Während ihrer Ausbildung hatte sie so viele verschiedene Themen kennengelernt und so viele Fähigkeiten erworben, dass sie weit besser qualifiziert war als alle anderen Lehrer dort. Und sie liebte das Unterrichten. Ob sie weiter im Waisenhaus als Lehrerin arbeiten würde, war eine der Entscheidungen, die sie treffen musste, denn das Unterrichten war in keiner Weise mit den anderen beiden Wegen vereinbar, die sie einschlagen konnte.
    »Ich habe ebenfalls eine Entscheidung getroffen«, erklärte Poppie, während er hinter ihr stand. »Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag so folgenschwer für dich wird, aber die Sache duldet keinen Aufschub mehr. Komm jetzt gleich in mein Büro!«
    Gütiger Gott, sollten sich ihr etwa noch weitere Wahlmöglichkeiten eröffnen? Alana drehte sich abrupt um und bemerkte, wie unglücklich er aussah. Er konnte die Furcht in ihren graublauen Augen nicht erkennen, denn sie hatte ihre Fechtmaske noch nicht abgesetzt. Folgenschwer? Das klang so viel wichtiger als ihr eigenes Dilemma.
    Er wandte sich zur Tür und erwartete, dass sie ihm folgte. »Warte, Poppie! Die Kinder haben eine Geburtstagsfeier für mich vorbereitet. Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn ich heute nicht ins Waisenhaus komme.«
    Er antwortete nicht gleich. Musste er erst darüber nachdenken? Wenn ihm diese Kinder genauso wichtig waren wie ihr?
    Schließlich sagte er: »Na gut, aber bleib nicht zu lange!«
    Er verließ den Raum, bevor er ihr zögerliches Nicken sehen konnte. Mechanisch legte sie die Maske ab, die gepolsterte Weste und das Band, das ihr langes schwarzes Haar hinten zusammenhielt. Jetzt hatte sie wirklich Angst.

Kapitel 2
    N icht einmal auf der Geburtstagsfeier konnte Alana sich entspannen oder aufhören, daran zu denken, was ihr bevorstand. Ganz im Gegenteil: Das Gezänk der Kinder brachte sie fast zur Verzweiflung, so dass sie Henry Mathews anfuhr: »Muss ich dir gleich die Ohren langziehen?«
    Henry war einer ihrer Lieblinge. Viele Kinder im Waisenhaus, die ihren richtigen Namen nicht kannten, hatten mit Poppies Erlaubnis seinen Nachnamen angenommen. Henry hingegen sollte einen besonderen Namen bekommen und hatte als solchen Poppies Vornamen gewählt.
    Henry war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Er hatte nicht nur seine hohe Intelligenz bewiesen, da er alles, was man ihm beibrachte, äußerst schnell begriff. Er hatte auch ein Talent entdeckt und entwickelt, das ihm nach seiner Zeit im Waisenhaus sehr nützlich sein würde. Er konnte die wundervollsten Sachen aus Holz schnitzen: Ornamente, Menschen- und Tierfiguren. Er hatte Alana eine Schnitzerei von ihr selbst geschenkt. Sie war sehr gerührt gewesen, als er sie ihr in die Hand drückte und dann vor lauter Verlegenheit schnell davonrannte. Zum Dank hatte sie ihn auf einen Ausflug in den Hyde Park mitgenommen und ihm gesagt, er solle ein paar seiner Schnitzereien mitnehmen. Einer der Verkäufer dort hatte Henry einige Pfund dafür gegeben, mehr Geld, als er je zuvor in der Tasche gehabt hatte. Dies konnte ihn schließlich überzeugen, dass sein Talent etwas wert war.
    Jetzt hatte sie ihn bei einer Rauferei mit einem kleineren Jungen erwischt, es ging um eine seiner Schnitzereien. Doch auf ihre Drohung hin grinste er sie nur frech an. »Würden Sie nie machen! Sie sind viel zu nett.«
    Nein, das würde sie auch nicht. Sie kannte bessere Methoden. Sie warf ihm einen enttäuschten Blick zu. »Ich dachte, du hättest gelernt, deine Schnitzereien mit jenen zu teilen, die weniger wohlhabend sind als du.«
    »Der is’ nich’ weniger …«
    »Wir waren uns doch einig, dass es richtig ist, großzügig zu sein«, erinnerte sie ihn.
    Henry zog den Kopf ein. Aber er schob den Spielzeugsoldaten zu dem Jüngeren hinüber, der sofort damit weglief.
    »Wenn der ihn kaputt macht, brech’ ich ihm den Hals«, murmelte Henry.
    »Tss, tss!«, entfuhr es Alana. »Vielleicht sollten wir noch etwas an deiner Einstellung arbeiten? Deine Großzügigkeit sollte dein Herz erwärmen, vor allem, weil du dieses Spielzeug leicht ersetzen kannst.«
    Henry sah sie leidend an. »Ich hab’ vier Stunden dafür gebraucht. Ich bin am Abend lang aufgeblieben, dann am nächsten Tag in der Schule eingeschlafen und wurde bestraft. Der hat ihn einfach aus meiner Truhe genommen. Sie sollten lieber dem beibringen, dass man nicht stiehlt, und
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