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Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Johanna Lindsey
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es sofort wieder vergessen: »Früher habe ich Menschen getötet. Jetzt mache ich das nicht mehr.«
    Sie wusste, dass Poppie in den Kriegen gekämpft hatte, mit denen Napoleon den Kontinent überzogen hatte, in denselben Kriegen, vor denen er sich nach England geflüchtet hatte, aber dies war eine seltsame Art, darauf zu sprechen zu kommen. An jenem Tag, als er den Degen in die Hand nahm, fragte sie ihn: »Ist das die Waffe, mit der du getötet hast?«
    »Nein, aber ich trainiere an allen Waffen, und für diese hier braucht man am meisten Übung und größte Geschicklichkeit, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Finesse, also hat das Training mehr als einen Nutzen. Aber was dich betrifft, so wirst du dabei lernen, Handgemenge zu vermeiden, worauf es ein Mann bei dir wahrscheinlich ankommen lässt, in dem Glauben, er könne dich mit seiner Körperkraft besiegen. So wirst du lernen, immer Abstand zu halten, egal welche Waffe du in der Hand hältst.«
    »Aber wahrscheinlich werde ich den Degen doch niemals verwenden, um mich zu verteidigen?«
    »Nein, du wirst keinen Degen tragen, um dich zu verteidigen. Dafür bekommst du eine Pistole.«
    Das Fechten diente nur als eine Art Training, um sie fit zu halten. Das war Alana klar. Mit der Zeit freute sie sich auf diese Übungsstunden mit Poppie, die bildeten den Höhepunkt ihrer Tage. Im Gegensatz zu manchen anderen Lehrern war er immer ruhig und geduldig mit ihr.
    Annette hatte ihre Anstellung aufs Spiel gesetzt, als sie Poppie aufgrund der neuen Entwicklung in Alanas Ausbildung zur Rede stellte. Alana hatte nur das Ende des Wortgefechts mitgehört, als sie eines Tages an Poppies Arbeitszimmer vorbeigegangen war. »Waffen? Guter Gott, sie ist doch jetzt schon so vorlaut und eigensinnig, und du gibst ihr auch noch Waffen in die Hand?! Du erziehst sie wie einen Jungen. Wie soll ich das denn so spät noch ausgleichen?«
    »Ich erwarte nicht, dass du es ausgleichst«, hatte Poppie ruhig erwidert. »Ich erwarte, dass du ihr beibringst, dass sie die Wahl hat, wie sie mit anderen Menschen umgeht. Was du als vorlaut bezeichnest, oder vielleicht sogar als männlich, kann ihr nur zugutekommen.«
    »Aber es ist nicht damenhaft, nicht im mindesten!«
    Poppie hatte kurz aufgelacht. »Es genügt, dass du ihr Manieren und all die anderen Dinge beibringst, die eine Dame wissen sollte. Vergiss nicht, dass du hier nicht eine Lady aus dem Nichts zaubern musst. Sie ist bereits eine Lady von höchstem Format. Und ich werde ihr die richtige Ausbildung nicht deshalb vorenthalten, weil sie eine Frau ist.«
    »Aber sie stellt alles infrage, was ich ihr beizubringen versuche, genau wie ein Mann!«
    »Das ist schön, zu hören. Ich habe sie gelehrt, eine Situation gründlich oder sogar übergenau zu analysieren. Wenn ihr irgendetwas merkwürdig erscheint, soll sie es nicht achselzuckend übergehen, sondern herausfinden, warum. Ich habe größtes Vertrauen, dass du ihre Ausbildung weiterführen wirst, ohne zunichtezumachen, was sie bereits gelernt hat.«
    Mit dieser Bemerkung, die wie eine Warnung klang, war die Diskussion beendet gewesen.
    Jetzt trat Alana einen Schritt zurück und ging zur Wand, um ihre Waffe wegzulegen. Es war Zeit, Poppie zu sagen, was sie so beschäftigte. Sie konnte es nicht länger vor sich herschieben.
    »Ich muss einige unerwartete Entscheidungen treffen, Poppie. Können wir heute beim Abendessen darüber sprechen oder wenn ich vom Waisenhaus zurückkomme?«
    Sie wusste, dass er die Stirn runzeln würde. Er hatte es ihr zwar nicht verboten, aber er mochte es nicht, wenn sie ins Waisenhaus ging, auch wenn es sich um sein Waisenhaus handelte. Als sie letztes Jahr von dieser Einrichtung erfahren hatte, die er bald nach ihrer Ankunft in London gegründet hatte und seither finanziell unterstützte, konnte sie es kaum glauben. Sie verstand nicht, warum er ihr nie davon erzählt hatte. Weil ihre Erziehung darauf abzielte, aus ihr eine Lady zu machen? Und Ladys sich nicht mit Straßenkindern gemeinmachen sollten? Aber seine Erklärung war simpel.
    »Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut, ich habe eine zweite Chance bekommen. Ich hatte nicht das Gefühl, es wirklich verdient zu haben. Also wollte ich etwas zurückgeben, indem ich versuche, anderen dieselben Chancen auf ein neues Leben einzuräumen, die auch ich bekam. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich festgestellt habe, dass diejenigen, die meine Hilfe am nötigsten brauchen, die Hoffnungslosesten sind, nämlich die
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