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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele
Autoren: Sharon Sala
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hier verschwinden.”
    “Aber Süße, vielleicht wissen diese Leute, ob du noch andere Verwandte hast.”
    Jade konnte sich auf nichts anderes konzentrieren, als darauf, möglichst schnell den Markt zu verlassen. “Wir wissen nichts darüber”, murmelte sie. “Wer weiß, vielleicht hat sie Ivy kennengelernt, während sie noch bei den People war? Wahrscheinlich dachte sie dann, Solomon würde zur Familie gehören.” Jade schüttelte sich und nahm Raphael am Arm. “Wir können nicht riskieren, dass er uns findet. Wir dürfen das auf keinen Fall zulassen.”
    “Keine Panik, Baby … ganz ruhig. Es kommt alles in Ordnung.” Dann nahm er sie in seine Arme und hielt ihren zitternden Körper ganz fest. “Zur Hölle! Soweit wir wissen, ist Solomon tot.”

2. KAPITEL
    A ls Jade und Raphael zurück in ihr Zimmer kamen, ging die Sonne gerade unter. Noch immer war sie sehr aufgeregt. Die Frau, die Ivys Porträt gekauft hatte, hatte bei ihr eine panische Kettenreaktion ausgelöst. Sie hatte Angst. Alles, woran Jade im Moment denken konnte, war wegzulaufen – wie sie es in der Vergangenheit schon so oft getan hatte.
    Denn solange sie mit Solomon gelebt hatten, hatten sie nicht einen einzigen Tag eine reguläre Schule besucht, weder sie noch Raphael. Dank einer ehemaligen Lehrerin, die auch eine Anhängerin von Solomon gewesen war, hatten die Kinder, die sich in seinem Netz befanden, Unterricht bekommen. Daher waren Jade und Raphael bemerkenswert firm in Literatur und beherrschten die Grundzüge der Mathematik. Aber ihre Stärken lagen darin, zu überleben und für sich selbst zu sorgen. Es gab nichts, was sie in einer schriftlichen Bewerbung aufführen konnten, geschweige denn hatten sie einen Schulabschluss vorzuweisen. Sie hatten keinerlei Verpflichtungen außer der, füreinander zu sorgen. Das hatte zur Folge, dass sie häufig einfach ihren Eingebungen folgten.
    Aber heute Nacht war es keine vorübergehende Kurzschlussreaktion, die Jade dazu veranlasste, ihre wenigen Kleidungsstücke in eine Tasche zu stopfen. Raphael wusste, dass sie die Frau auf dem Markt sehr durcheinandergebracht hatte. Und so wie Jade wusste er nicht, was er von der Käuferin des Bildes halten sollte. Wenn diese Frau Jades Mutter erst kennengelernt hatte, als sie Ivy war, dann konnte sie keinesfalls deren richtigen Namen kennen. Allerdings behauptete sie, die dargestellte Frau hieße Margaret Cochrane und stamme aus St. Louis, Missouri.
    Raphaels erster Impuls war, dieser Behauptung nachzugehen. Was wäre, wenn Jades Vater noch am Leben wäre? Was, wenn er die letzten Jahre damit zugebracht hätte, nach seiner Tochter zu suchen? Jade mit ihrer Familie zusammenzubringen würde Raphaels Fragen beantworten, aber er kannte Jade. Sie war nicht in der Verfassung, mit ihm darüber zu sprechen. Nicht jetzt. Noch nicht. Er würde abwarten, bis sie sich wieder beruhigt hatte, dann würde er mit ihr sprechen. Aber nun saß er einfach auf der Bettkante und sah ihr dabei zu, wie sie von der Kommode zum Bett und wieder zurückging, um ihre Tasche zu packen.
    “Meinst du nicht, dass wir zumindest bis morgen früh warten sollten, bevor wir abhauen?” Raphael setzte sich auf das Bett.
    Sein Sarkasmus ärgerte Jade. Sie drehte sich um und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
    “Habe ich gesagt, dass ich sofort verschwinde? Nein! Habe ich nicht. Aber ich will auf alle Fälle startklar sein, sobald morgen die Sonne aufgeht.”
    Raphael streckte seine Hand aus und berührte leicht ihre Finger.
    “Süße … ich glaube nicht, dass diese Frau uns gefährlich werden könnte.”
    Jade ließ sich auf seinen Schoß plumpsen und legte ihre Arme um seinen Nacken. Sie schmiegte ihren Kopf an seinen Hals.
    “Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anfahren. Sei mir nicht böse, Rafie … Ich ertrage es nicht, wenn du mir böse bist.”
    Er streichelte ihr über den Rücken und schaukelte sie ein wenig auf seinen Knien.
    “Ich bin dir nicht böse, Baby … ich mache mir nur Sorgen. Wir können nicht ewig davonlaufen.”
    Jade hob ihren Kopf. Sie sah ihn ängstlich an.
    “Doch, das können wir, Rafie. Wir müssen es tun. Ich kann nicht in das alte Leben zurück. Lieber sterbe ich.”
    In Raphaels Augen standen Tränen. Seine kleine Jade war zu einer großartigen Frau herangewachsen, aber in ihrem Innersten war sie immer noch ein kleines, verängstigtes Mädchen, das zu viele Qualen hatte erleiden müssen.
    “Das wird nicht passieren, Süße. Und weißt du auch,
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