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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele
Autoren: Sharon Sala
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Blumenmuster an, das sie am Tag zuvor gekauft hatte. Sie nahm ihre Schuhe in die Hand, um sie erst im Flur anzuziehen. Für einen kurzen Augenblick sah sie zurück und eilte dann nach nebenan, in Jades Zimmer.
    Das Kind schlief wie ein Engel. Sie war ein Engel. Margaret führte sich vor Augen, was sie vorhatte und hielt erneut inne. Sam würde am Boden zerstört sein. Er liebte Jade über alles, und es wäre leichter, wenn sie ihre Tochter bei ihm ließe. Margaret wusste, dass er keine Schwierigkeiten haben würde, ein Kindermädchen für sie zu finden.
    Aber dann fiel Margaret ein, wie sehr die Leute sie dafür bewundert hatten, solch ein perfektes Kind auf die Welt gebracht zu haben. Sie hatte Angst, ihre Tochter hier zurückzulassen. Jade war ein Teil ihrer neuen Persönlichkeit bei den People of Joy.
    Nachdem sie sich dessen bewusst geworden war, beugte sie sich hinab, sodass ihre langen blonden Haare ihr wie ein Schleier über das Gesicht fielen. Sie strich die dunklen Locken aus dem Gesicht ihres Babys und flüsterte dann leise etwas in Jades Ohr.
    “Jade … wach auf, Liebling. Wir wollen gehen.”
    Die vierjährige Jade Cochrane rollte sich auf die andere Seite, unbewusst drehte sie ihrer Mutter dabei den Rücken zu.
    “Nein, Mommy”, murmelte sie mit verschlafener Stimme. “Ich will nicht raus.”
    Margaret schaute sich nervös um, griff nach Jades rosafarbenem Kuscheldeckchen und wickelte sie dann in eine größere Decke ein, bevor sie sie aus dem Bettchen hob.
    “Aber natürlich willst du das”, flüsterte Margaret. “Du bist doch Mommys Mädchen, und Mommy lässt dich hier nicht allein.”
    Ohne zu merken, dass die rosafarbene Kuscheldecke auf den Boden gefallen war, trug sie Jade in den Flur und die Treppe hinab. Innerhalb weniger Minuten hatte sie das alte Haus, das schon lange im Familienbesitz der Cochranes war, verlassen und rannte die lange Auffahrt hinunter zu ihrem in die Jahre gekommenen blauen Volkswagen Bully, der an der Straßenecke geparkt war. Als sie näher kam, glitt die Seitentür auf. Zwei bärtige Männer mit Pferdeschwänzen und in weich fließenden Gewändern stiegen aus und umarmten sie zur Begrüßung. Sie nahmen ihr Jade ab und stiegen nach ihr wieder in den Transporter. Innerhalb einer Sekunde wurde die Schiebetür geschlossen. Als Margaret im Dunkeln zu den Männern aufsah, ergriff sie für einen Moment lang Panik. Dann nahm einer der Männer den Joint, an dem er rauchte, und gab ihn ihr.
    “Hier, hübsche Lady … nimm einen Zug.”
    Margaret erschauderte kurz, als sie die Marihuanazigarette in den Mund nahm. Sie inhalierte tief, hielt den Atem an, ließ die Droge durch ihre Lunge ziehen und atmete dann erst den Rauch durch die Nase aus. Als die Wirkung des Haschisch einsetzte, hatte Margaret keine Skrupel mehr. Sie wurde so ruhig, als hätte sie sich eine Pistole an den Kopf gesetzt und abgedrückt. Nach zwei weiteren Zügen war sie sich sicher, dass sie genau dort war, wo sie sein wollte.
    Jade jammerte. Einer der Männer zog ihr die Bettdecke weiter über die Schultern und legte sie auf den Rücksitz, während der andere Mann nach dem Joint griff, den Margaret zwischen ihren schlaffen Fingern hielt. Er nahm einen tiefen Zug, legte den Gang ein und fuhr los.
    Im Haus wachte Sam Cochrane auf und drehte sich um. Als er das leere Kopfkissen neben sich berührte, setzte er sich abrupt auf. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich seine Frau nicht im Bett befand. Häufig stand sie nachts auf, um nach Jade zu sehen. Aber etwas an dieser Stille kam ihm merkwürdig vor. Etwas war anders als sonst. Dort, wo sonst Liebe gewesen war, gab es ein Vakuum.
    “Maggie?”
    Keine Antwort.
    Er stand auf und ging unverzüglich nach nebenan in das Zimmer seiner Tochter. Der Raum war dunkel, aber die Tür stand einen Spalt breit offen. Er ging hinein und stellte fest, dass das Bett leer und seine Tochter verschwunden war. Als er die rosafarbene Decke auf dem Boden neben dem Bett liegen sah, hatte er das Gefühl, sein Herzschlag setze aus. Jade war nirgendwo zu sehen. Sie konnte nicht ohne ihre Kuscheldecke einschlafen. Als er jetzt den Namen seiner Frau aussprach, schrie er laut: “Maggie!”
    Doch man hörte nichts.
    Er machte überall das Licht an, als er durch das Haus rannte: hinauf in den zweiten Stock, dann wieder hinunter in den ersten, dann wieder ins Erdgeschoss. Als er endlich in der Eingangshalle ankam und sah, dass die Haustür offen stand, wurde ihm klar, was passiert war.
    Sie
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