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Gefangene der Welten

Gefangene der Welten

Titel: Gefangene der Welten
Autoren: Hazel McNellis
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bereits am Nachmittag düster gewesen, doch jetzt, als draußen tiefschwarze Nacht über dem Wald lag, herrschte absolute Schwärze im Raum. Ihr brach der Schweiß aus. Was sollte sie tun, wenn doch ein wildes Tier es geschafft hatte, hereinzukommen? Jeder Muskel in ihr war angespannt, doch bohrender Zweifel und Unsicherheit hielten sie zurück. Sie hatte schon einmal die romantische Stimmung verdorben. Womöglich wäre er sauer auf sie und würde ihr keine Hilfe sein. Nein, wecken konnte sie ihn nicht. Außerdem war er übermüdet; er brauchte den Schlaf. Und wenn es nur eine Maus war, die sich verirrt hatte? Dann war es umso lächerlicher, wenn sie ihn wecken würde.
    Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, griff Sydney um sich. Sie bekam das Ende des Schürhakens zu fassen. Falls es ein größeres Tier war, so wollte sie dem nicht schutzlos gegenüberstehen. Beide Hände fest um den Griff des Schürhakens geschlungen, starrte sie in die Finsternis. Der Mond warf einen schwachen Lichtschein auf den Tisch und Sydney zweifelte bereits, ob sie sich nicht doch geirrt hatte, als plötzlich ein Schatten den sanften Mondschimmer unterbrach.
    Entsetzt schnappte sie nach Luft. Was auch immer in diesem Raum war: Es war riesig. Die Nerven bis aufs äußerste gespannt, verharrte Sydney in ihrer Position und hielt den Atem an. Was zur Hölle war das? Ihr kam erneut der Gedanke eines Bären. Doch wie sollte er hineingekommen sein? Vor allem: Müsste sie ihn nicht atmen hören? Stattdessen war kein Ton zu hören. Nur ihr Blut, das mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern floss, rauschte ihr in den Ohren. „Jack!“ Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern. Ihr Mund fühlte sich trocken an und ihre Zunge war belegt. Sie schluckte hart. Natürlich konnte Jack sie nicht hören. Er schlief zu fest. Sie streckte die Hand nach ihm aus und rüttelte ihn an der Schulter. „Jack!“, flüsterte sie erneut. Ihr brach der Schweiß aus. Jack gab ein leises Grunzen von sich, schlief jedoch ungestört weiter. Was sollte sie nun tun? Allen Mut zusammennehmend, verstärkte sie den Griff um den Schürhaken. Ein letztes Mal, versuchte sie Jack zu wecken. Sie rüttelte diesmal stärker an seiner Schulter. Er rührte sich und stöhnte leise. „Was’n los?“, murrte er. „Jack! Hier ist etwas!“, raunte sie atemlos, ohne die Schatten vor sich außer Acht zu lassen. „Schlaf‘ lieber! Da ist doch nichts.“, murrte Jack unwillig und drehte ihr den Rücken zu. Die Übermüdung sprach aus ihm, entschied Sydney. „Aber ich hab es gesehen!“, flüsterte sie und schüttelte ihn erneut. „Verdammt, Sydney, was soll denn da sein?“, fuhr Jack sie müde an und setzte sich auf. „Ich seh‘ hier nichts.“, stellte er schließlich fest und wollte sich bereits wieder hinlegen, als alles sehr schnell ging.
    Das Tier stieß gegen ihren Fuß und Sydney schrie entsetzt auf. Der Schürhaken fuhr durch die Luft und schlug hart gegen den Kamin. Der Schmerz über den Aufprall strahlte bis in ihre Schulter hinauf. Sie stöhnte leise und hielt sich automatisch den Arm. „Was tust du?“, fragte Jack erschrocken. Nun saß er doch und es war ihm anzumerken, dass Sydneys irrationales Verhalten ihn beunruhigte. „Es hat mich berührt, verdammt!“, zischte Sydney. Jack begann in seiner Tasche zu kramen. „Wonach suchst du?“, wollte Sydney leise wissen, als Jack das Feuerzeug entzündete. Er erhob sich und Sydney tat es ihm gleich. Sie konnten kaum   etwas erkennen. Und dennoch… Die Finsternis im Raum war zu schwarz, um gewöhnlich zu sein. Jack streckte den Arm aus und das Licht der Flamme traf auf den Eindringling.
    Entsetzt stolperte Sydney einen Schritt zurück, als das Biest Jack zur Seite stieß und ihren Arm packte. Und plötzlich war es ihr klar. Hier war kein Tier. Kein Bär, keine Ratte, kein Monster. Es war ein Mensch. Ein Mensch aus Fleisch und Blut und größer, als sie es sich vorstellen konnte.
    Sie wollte schreien. Doch noch ehe sie einen Ton von sich geben konnte, zerrte man sie gegen einen harten Körper und eine raue, schwielige Hand presste sich gegen ihren Mund.
    Sydney trat mit den Füßen um sich und versuchte, sich loszureißen.
    „Sydney!“ Jack wollte ihr helfen, doch der Stoß, den man ihm mit solcher Wucht versetzt hatte, hatte ihm eine Platzwunde am Kopf beschert. Vor seinem Auge verschwamm alles, er taumelte. Er war sich sicher, wäre es nicht so dunkel um sie herum, würde er schwarze Punkte vor seinen Augen
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