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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer
Autoren: Stefan Wolf
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die Straßen ab und
hielten Ausschau nach Hasso Feindts Auto, dem roten Coupé.
    Kommissar Glockner hatte alle Hebel in
Bewegung gesetzt. Aber bis jetzt blieb der Erfolg aus.
    Es dunkelte früh. Der Mond ging auf. Es
war nicht mehr so kalt wie gestern. Der Frühling deutete an, daß man demnächst
mit ihm rechnen konnte.
    Die drei Freunde suchten noch immer. Gegen
19 Uhr radelten sie durchs Industrie-Viertel, wo allmählich die Straßen
verwaisten.
    „Seht mal!“ rief Tim. „Das Mädchen da
vorn. Irre ich mich, oder ist das Natascha?“
    Die Jungs holten sie ein. Natascha
wirkte trauriger denn je und hatte verweinte Augen.
    „Ich suche Bello“, erklärte sie.
„Überall suche ich ihn. Seit heute morgen. Irgendwo muß er doch sein.“
    „Er hat neue Besitzer gefunden“, sagte
Tim. „Bestimmt. Wie ich’s dir gestern sagte. Bello ist bei netten Leuten, ist
gut aufgehoben und wird bei Ihnen bleiben. Ich meine, du solltest nicht mehr
nach ihm suchen. Er ist noch so jung. In dem Alter gewöhnt er sich an ein neues
Frauchen. Wenn ich du wäre, würde ich mir einen anderen Hund besorgen. Es gibt
doch so viele armselige Vierbeiner im Tierheim, die sich sehnlichst einen Platz
wünschen.“
    Sie antwortete nicht.
    Wenigstens springt sie mir nicht gleich
ins Gesicht, dachte er. Das ist schon ein kleiner Schritt in die gewünschte
Richtung.
    „Wir suchen auch“, sagte Klößchen.
„Aber nicht nach einem entlaufenen Hund, sondern nach einem Auto, einem roten
Coupé. Genauer gesagt: nach Hasso Feindt und Horst Obermeier, die...“
    „Eben sind sie hier vorbeigekommen“,
wurde er von Natascha unterbrochen.
    „Was?“ schrie Tim. „Hier? Eben? Und
wohin sind sie gefahren?“
    „Dorthin!“ Natascha wies stadtauswärts.
„Aber deshalb brauchst du mich nicht so anzuschreien. War schon schlimm genug,
wie die beiden gestritten haben. Der Wagen fuhr ganz langsam — sogar in
Schlangenlinien. Sie haben sich nämlich geprügelt. Im Wagen geprügelt. Was da
passieren kann! Aber es sind ja auch schreckliche Typen.“
    „Freunde!“ sagte Tim. „Wir kennen die
Richtung. Hinterher! Nichts wie hinterher! Einholen können wir sie nicht. Aber
vielleicht kehren sie um und kommen uns entgegen.“
    „Bitte, nehmt mich mit!“ rief Natascha.
„Allein getrau ich mich nicht in diese einsame Gegend. Die Landstraße hinter
dem Industrieviertel führt doch zu diesem Gespensterhaus, wo der Boden
verseucht ist. Vielleicht hat sich Bello verlaufen und ist jetzt dort.“
    Tim starrte sie an, dann seine Freunde.
    „Mann!“ sagte er. „Das Gespensterhaus!
Die verfallene Villa! Mir fällt’s wie Schuppen von den Augen. Ich war noch nie
dort. Aber ich könnte mir denken... Jetzt aber los!“
     
    *
     
    Eine halbe Stunde später näherten sie sich
der Villa. Die Großstadt lag in der Ferne. Ein bleicher Mond schien in die
Senke, wo das alte Gemäuer einen mächtigen Schatten warf.
    Hinter dem Haus parkte Feindts Wagen.
    „Wartet hier!“ sagte Tim. „Ich pirsche
voran.“
    „Was wollt ihr denn von den beiden?“
fragte Natascha. „Karl, Willi — sagt es ihr. Ich glaube, Geheimhaltung ist
nicht mehr nötig.“
    Er fuhr weiter. Als er vor dem Haus
war, bemerkte er das erleuchtete Fenster. Es war im Obergeschoß. Elektrisches
Licht gab es hier seit langem nicht mehr. Offenbar brannte dort oben eine
Laterne.
    Im Fenster sah er die beiden — Feindt
und Obermeier. Sie stritten. Deutlich hörte er ihre wütenden Stimmen.
    „...und ich sage dir“, brüllte Feindt.
„Wir müssen sie freilassen. Nicht aus Gnade und Barmherzigkeit. Sondern weil
uns die Polypen sonst finden.“
    „Und ich bin dafür, daß sie noch eine
Nacht hier bleibt“, keifte Obermeier.
    Feindts Antwort bestand darin, daß er
drohend einen Knüppel hob. Aber er schlug nicht zu. Obermeier duckte sich und
murrte nur noch.
    Sie ist hier! dachte Tim. Gaby ist
hier. Gefunden! Wir haben sie gefunden. Ich glaube, ich schnappe über. Endlich!
Hoffentlich ist sie gesund. Feindt und Obermeier — also sie sind die
Horror-Mönche.
    Er stellte sein Rad ab und rannte zum
Eingang.
    Im Haus fand er sich zurecht. Mondlicht
flutete durch die leeren Fensterhöhlen herein. Er pirschte die Treppe hinauf.
    Das Licht der Laterne zeigte ihm den
Weg. Feindt und Obermeier stritten noch immer. Aber Feindt schien sich
durchzusetzen.
    Jetzt hatte Tim die Tür erreicht. Er
sah in einen leeren Raum. Die Laterne stand in einer Ecke. Feindt und Obermeier
bedienten sich aus einem geöffneten Koffer.
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