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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht
Autoren: Verena Rank
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flehend. Erbärmlich. Alexei wusste, dass er ihn immer geliebt hatte und auch heute liebte. Gerade das bohrte noch tiefer in seinen Wunden. Am Treppenabsatz angelangt, holte Serban ihn erneut ein, packte seine Schulter und riss ihn herum.
    „Du wirst hier bleiben! Ich lasse dich nicht gehen, du bist ein Vampir!“
    Alexei schlug seinen Arm weg.
    „Du wirst mich nicht aufhalten.“
    „Er ist keiner von uns! Das war er nie und das wird er niemals sein!“
    Alexei warf einen Blick über seine Schulter. Razvan griff so unvermittelt an, dass er die silberne Klinge viel zu spät aufblitzen sah. Sein Vater reagierte geistesgegenwärtig, riss Alexei herum und presste ihn, mit seinem eigenen Körper schützend, rücklings gegen das Geländer. In den nächsten Sekunden ging alles so schnell, dass Alexei zuerst gar nicht erkannte, was geschehen war. Er vernahm nur Razvans ohrenbetäubendes Wutgebrüll. Durch Serbans Körper ging ein Ruck und Alexei verspürte gleichzeitig solch einen tiefen Schmerz in der Brust, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. Serbans Augen traten aus den Höhlen hervor und er blickte Alexei mit schockiertem Ausdruck an. Er hielt ihn immer noch an den Schultern fest, seine Fingernägel bohrten sich in Alexeis Fleisch. Dann sackte er zusammen und Alexei stöhnte gepeinigt auf, als er durch einen Widerstand in seinem Brustkorb mit hinunter gezogen wurde.
    Sie sanken zusammen auf die Knie, der beißende Schmerz raube Alexei fast das Bewusstsein. Hinter Serban stand Razvan. Seine Augen waren weit aufgerissen und er war völlig erstarrt. Im nächsten Moment zog er das Silberschwert abrupt zurück – Alexei schrie auf vor Schmerz – und ließ den Griff los, als habe er sich daran verbrannt. Die tödliche Waffe fiel scheppernd auf den Steinboden.
    Die Silberklinge, die für Alexei bestimmt war, hatte sich in Serbans Rücken gebohrt und seine Körpermitte und das Herz durchdrungen. Durch seinen Körper ging ein Zucken, und aus seinem Mund kamen röchelnde Laute, während das Blut des durchbohrten Herzens hervorsprudelte. Mit letzter Kraft klammerte er sich an Alexei, sein Leib zitterte und die Reißzähne bissen krampfhaft auf seine Lippen, bis das Blut rann. Alexei war unfähig, sich zu bewegen. Die Schwertspitze hatte sich auch in seine eigene Brust gebohrt und langsam sickerte Blut aus der Wunde.
    Trotz des Schmerzes packte er seinen Vater an den Schultern und schob ihn ein Stück von sich. Serbans Kopf fiel schlaff nach vorne und krachte gegen Alexeis Brust.
    „Alex …“, presste er mühsam hervor. „Verzeih mir …“
    Alexei fing ihn auf, schlang einen Arm um ihn und bettete ihn an seine Schulter. Aus Serbans Mund floss Blut und seine Augenlider flackerten. Mit letzter Kraft hob er seine zitternde Hand und bekam Alexeis Hemdkragen zu fassen. Das ohnehin blasse Gesicht war aschfahl, seine letzten Worte waren nur noch ein schwaches Flüstern: „ …immer geliebt …“
    „Vater…“ Alexeis Stimme bebte, sein Herz krampfte sich zusammen. Serbans Augen schlossen sich für immer.
    Alexei sah auf, in Razvans ausdruckslose Miene. „Was hast du getan, du Ungeheuer? Bist du nun zufrieden?“, blinzelte er seine aufkommenden Tränen hinweg.
    Durch Razvans Körper ging ein Zittern, wie erstarrt blickte er auf Serbans Leiche. „Das wollte ich nicht“, stammelte er verwirrt. Seine Schultern bebten und er schluckte hart. Doch dann verengten sich seine Augen zu Schlitzen. Der Moment der ehrlichen Reue war vorüber.
    „Die Silberklinge war für dich bestimmt, du dreckiger Bastard! Ich habe es viel zu lange ertragen müssen, dass er mich, der ich ein reinblütiger Vampir und sein Fleisch und Blut bin, kaum beachtet hat, während er dir alles in den Arsch geschoben hat! Du bist ein Mensch gewesen, ein Nichts! Ich verachte dich mehr als du dir vorstellen kannst! Du bist schuld, dass er tot ist, du allein!“
    Alexei schüttelte müde und verzweifelt den Kopf.
    „Du bist ja wahnsinnig, Razvan. Du hast ihn umgebracht.“
    „Und du wirst ihm folgen!“ Mit diesen Worten machte Razvan einen Satz nach vorne. Er offenbarte fauchend seine Reißzähne, während er ausholte und mit bloßen Händen auf Alexei losging. Doch Alexei reagierte blitzschnell, entließ Serbans Leiche aus seinen Armen und warf sich zur Seite. Er sprang auf die Beine, bereit den Angriff abzuwehren, als sich Razvan wie ein wildes Tier auf ihn stürzte.
    „Stirb, du Stück Dreck!“
    Alexei stieß sich vom Boden ab, ihre Körper
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