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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz
Autoren: Marco Sonnleitner
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etwa zweihundert Zuschauer klatschten enthusiastisch Beifall, während außerhalb des von den Kameras erfassten Bildes etliche Mitarbeiter hektisch hin und her wuselten. Jetzt ging es endlich los!
    Aber Justus bekam alles nur wie durch einen dicken Nebel mit. Immer noch kreisten seine Gedanken planlos um das, was ihm Nobel gerade mitgeteilt hatte, und es bedurfte schon eines heftigen Stoßes in den Rücken, um ihn hinaus ins Rampenlicht zu befördern. Anders wusste sich Fletcher nämlich nicht zu helfen, denn dessen mehrfache Aufforderung, jetzt endlich da rauszugehen, war aus irgendwelchen Gründen nicht zu Justus durchgedrungen.
    » … Jonas aus Rocky Beach«, hallte es in Justus’ Ohren noch unwirklich nach, als er hinter den Kulissen hervorstolperte. Doch dann überschwemmten ihn Kaskaden von Licht, und ein ohrenbetäubender Beifallssturm riss ihn endgültig aus seinen Überlegungen.
    »Zeig’s ihnen, Just!«, glaubte er Peter noch aus der Menge brüllen zu hören, und dann packte ihn auch schon Nobel am Ärmel und zog ihn näher zu sich her.
    »Hallo, Justus! Schön, dass du heute Abend hier bist!«, strahlten ihn die reinweißen Zähne des Showmasters an.
    Justus blinzelte benommen ins gleißende Licht. »Äh, ja, ich freu mich auch«, brachte er mühsam hervor.
    Was passiert hier? Das ist doch alles nicht wahr! Träume ich das nur?, jagte es Justus durch den Kopf. Verwirrt stierte er Nobel an, dessen coole Souveränität ihn zusätzlich überraschte. Immerhin war ja seine Tochter entführt worden und er hätte allen Grund gehabt, hier heulend zusammenzubrechen. Aber ganz Profi gab sich der Showmaster nicht die kleinste Blöße.
    »Justus!«, lächelte er ihn nun aufmunternd an. »Du hast das Superhirn-Kreuzworträtsel der L.A. Post gewonnen und darfst deswegen heute hier dein Glück versuchen! Wie fühlst du dich?«
    »Äh, ja, gut, danke«, stotterte Justus mechanisch in die Kamera mit dem kleinen Rotlicht obenauf und erkannte im gleichen Moment, wie dämlich er sich damit im Fernsehen ausnehmen musste. Äh, ja, gut, danke! Mein Gott, was rede ich da?, warf er sich innerlich kopfschüttelnd vor.
    »Schön!«, überspielte Nobel Justus’ Unsicherheit elegant und hakte sich freundschaftlich bei ihm ein, während er einen kurzen Blick auf sein Skript warf. »Und was machst du so im wirklichen Leben, wenn du mal nicht der umjubelte Quizstar und damit Schwarm aller Mädchen bist?«
    Freundliches Gelächter im Publikum.
    »Ja, also, ich geh zur Schule, treffe mich nachmittags mit meinen Freunden, und … und lese viel …« Justus stockte.
    »Das ist ja mal wirklich originell«, flachste Nobel, weil Justus offenbar nichts mehr einfiel.
    Der Erste Detektiv versank indes vor Scham in Grund und Boden. War er denn tatsächlich zu doof, hier einigermaßen schlagfertig zu antworten? Aber warum machte Nobel das auch mit ihm? Er musste doch genau wissen, was in ihm jetzt vorging! Was erwartete er?
    »So! Dann wollen wir mal, nicht wahr?«, erlöste Nobel endlich Justus von seinen Qualen. »Wieder ist es so weit!«, verkündete er danach pathetisch. »Wieder stellt sich ein kluger Kopf klugen Fragen, und Sie zu Hause sind herzlich dazu eingeladen, mitzuraten!« Nobel senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Raunen: »Vielleicht gibt uns ja heute Abend Justus Jonas aus Rocky Beach seine Antwort auf die Frage: Wer knackt die Nuss? «
    »Ja, ich werd’s versuchen!«, murmelte Justus und zwang sich zu einem schwammigen Lächeln.
    Nobel zwinkerte ihm noch einmal zu und forderte ihn dann mit einer einladenden Handbewegung auf, sich in den Glaskasten hinten auf der Bühne zu begeben. Justus drehte sich um und stieg unter dem Gedröhn eines martialischen Jingles drei Stufen eines Podests hinauf.
    »Reiß dich zusammen!«, flüsterte ihm Nobel in diesem Moment unhörbar für das Mikrofon und die Zuschauer zu. Und mit einem Blick in sein flehendes, ja beschwörendes Gesicht erkannte Justus, dass der Showmaster am Rande der Verzweiflung war und die Maske seiner Professionalität in jeder Sekunde in sich zusammenfallen konnte.
    Justus sah ihn ernst an und versuchte so etwas wie Zuversicht und Hoffnung in seinen Blick zu legen. Aber auch seine Augen verrieten nur allzu deutlich, dass er ausschließlich an das eine dachte: Jetzt gleich ging es um mehr als Geld und ein wenig Berühmtheit. Jetzt ging es vielleicht um ein Menschenleben!
    Der Erste Detektiv nickte stumm, setzte sich den Kopfhörer auf und nahm auf dem Stuhl in der
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