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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
Autoren: Cassandra Norton
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auf der Erde wandelten. „Alle dienen diesem System. Sie lindern nur auf den ersten Blick die Not der Menschen. In Wahrheit verlängern sie sie, denn indem sie Essen beischaffen, sorgen sie dafür, dass die Unter-privilegierten von der Revolte abgehalten werden.“
    „Sie sagen Revolte und meinen Revolution“, ergänzte Elizabeth.
    „Und wenn? Ich halte nichts von Besitz. Von der Macht über andere.“
    Und wahrscheinlich hielt er auch nichts vom Besitz des Herzens eines anderen Menschen. Wo doch bei jedem seiner Worte eine Virilität von ihm ausging, ein Sirren seines Körpers, das sie förmlich mit den Händen greifen konnte.
    „Sie werden untergehen … Sie und Ihre ganze verrottete Kaste“, polterte er in die Dunkelheit.
    „Danke für die optimistische Sicht meiner Zukunft. Dann können Sie sich ja zurücklehnen und müssen nur abwarten, bis mein verrotteter Körper seinen letzten Atemzug getan hat“, zischte Elizabeth.
    „Wenn es nur so wäre. Aber ich fürchte, Sie werden in einem riesigen Feuerball untergehen und zahllose Menschen mitnehmen.“ Elizabeth sah ihn an. Der Mond sandte seinen matten Schein durch den Nebel. Sie betrachtete Jeffrey. Er lehnte sich gegen den Stamm eines Baumes und sah sie an. In seinen Augen lag ruhiges Abwägen und sie fragte sich, ob das ihre Interpretation sein mochte oder eine Tatsache.
    „Käme wirklich eine Revolution, so würde sie mich wohl mein Leben kosten.“ Sie sagte es nur, um von ihm zu hören, dass er sie beschützen würde. Dass er alles täte, um sie vor dem rasenden Mob in Sicherheit zu bringen. Doch ihrem Satz folgte nur Stille. Schwere, traurige Stille. Bis Jeffrey sich bewegte, die Zigarette zu Boden warf und mit dem Stiefel zermalmte.
    Im Davongehen sagte er: „Ja. So wird es wahrscheinlich sein.“
    St. John hatte sich noch eine knappe Stunde mit den unter-schiedlichsten Arbeiten im Büro herumgedrückt. Dann war er in die Kantine gegangen, hatte sich ein Sandwich geholt und sich zu den Kollegen von der Streife gesetzt. Mittlerweile kannte man ihn und ließ ihn sogar an den Gesprächen teilnehmen. An diesem Tag interessierten ihn allerdings nur die Blind Dogs.
    „Früher war das eine ganz normale Bande. Sie haben Leute auf der Straße beklaut und Nutten ausgenommen“, erklärte ein zierlicher Polizist, der in einer zu großen Uniform steckte. „Aber seit O’Malley dabei ist …“
    Alle am Tisch rollten die Augen.
    „Was ist seitdem?“, hakte St. John nach, dem rollende Augen nicht sachdienlich genug waren.
    Einer der Polizisten lehnte sich zurück. „Sie handeln mit gestohlenen Sachen. Haben halbe Armeen an Huren laufen. Erpressung. Entführung. Sie verkaufen Morphium und Opium. Alles, was man sich vorstellen kann. Sogar Auftragsmord soll dabei sein.“
    „Und wer ist dieser O’Malley? Und wo finde ich ihn?“
    Düstere Blicke flogen hin und her. „138, Dorset Street. Ist eine Lagerhalle. Da sitzen sie. Aber da geht man besser nicht hin. Wenn Sie O’Malley allein erwischen wollen – das ist im Übrigen auch sicherer, dann gehen Sie in den Wild Cat Club. Da hat er ein Zimmer.“
    Das ließ sich St. John nicht zwei Mal sagen. Kurze Zeit später entstieg er der Droschke gegenüber dem Club. Es war eines der eleganteren Häuser in der Straße, die man durchaus als „bürgerlich“ bezeichnen konnte. Während der Fahrt hatte er sich ein Bild des Mannes zurechtgelegt, dem er gleich gegenübertreten würde und von dessen Sorte er schon einige erlebt hatte. Vierschrötige Typen. Das dunkle Haar ungepflegt und mit Bartstoppeln. Brutalität, die aus jeder Pore drang wie ein widerwärtiger Gestank. Verschlagene Kerle, die keinerlei Respekt vor Lebewesen kannten. Sich selbst inbegriffen.
    Er trat durch die Tür in einen düsteren Vorraum. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte gedacht, er sei in ein Hotel eingetreten. An einem langen, in dunklem Holz gehaltenen Rezeptionstisch stand eine Frau von vielleicht Mitte fünfzig. Ihr volles, graues Haar wirkte so staubig wie die Gestecke mit künstlichen Blumen hinter ihr.
    „Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?“
    Nicht nur aus beruflichen Gründen sah er sich genau um, während er gemessenen Schrittes auf die Frau zuging. Rechts von der Rezeption führte eine Treppe ins Obergeschoss, während sich an der rechten wie auch an der linken Wand jeweils eine Tür befand. Links vom Eingang gab es ein Fenster, vor dem ein kleines Sofa mit einem Tisch stand. St. John ging davon aus, dass hier für
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