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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt
Autoren: Len Deighton
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hast«, sagte Bret.
    »Und ich habe ihm gesagt, daß du nicht damit herausrückst.«
    Jim sagte: »Wir werden’s nicht ins Protokoll setzen.«
    »Es war eine dunkle Nacht, Jim«, sagte ich.
    Er beugte sich vor und schaltete das Tonbandgerät ab und sagte: »Es kommt nicht ins Protokoll.«
    »Ach so«, sagte ich. Ich trank etwas Kaffee. Er war kalt.
    »Ich glaube, deine Thermoskanne ist im Eimer«, sagte ich.
    »Also, na ja … Er redete mit amerikanischem Akzent.«
    »Das tun sie doch alle«, sagte Bret. »Das haben sie aus diesen Sprachlabors.«
    »Ja, das habe ich auch schon gehört«, sagte ich.
    »Hast du die Stimme erkannt?« fragte Prettyman.
    »Soll das ein Witz sein?« fragte ich. »Ich meine, müssen wir diese Schau wirklich abziehen?«
    »Wer war es?«
    »Jesus, Jim! Du weißt, wer es war. Es war ein Gangster namens Thurkettle, ein abtrünniger Amerikaner. Der Killer, den das Department eingesetzt hat, um ganz sicherzugehen, daß Tessa Kosinski umgelegt werden würde.«
    »Dann sei lieber still …«, begann Bret, aber Prettyman gebot ihm mit erhobener Hand Schweigen.

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    »Erzähl mir das mal genauer«, sagte Prettyman. »Warum sollte das Department Fionas Schwester umbringen lassen wollen?« Er sprach ganz beiläufig, aber in jenem besonders freundlichen Ton, mit dem Psychiater gefährliche Irre zu beschwichtigen suchen.
    »Der Wagen verbrannte«, sagte ich. »Tessa Kosinskis sterbliche Überreste – nicht mehr als ein paar verkohlte Knochenreste – werden als diejenigen ihrer Schwester Fiona identifiziert werden. Fiona ist hier versteckt. Moskau wird nicht wissen, daß sie gesund und munter ist und bei euch hier auspackt.«
    »Du vergißt die Zähne«, sagte Bret. »Sie werden mit Sicherheit einen Kiefer finden. Fiona hat sich während ihrer Zeit in Ostberlin eine Krone und eine Füllung machen lassen.«
    Wenn ich noch irgendeinen Beweis für die Richtigkeit meiner Theorie brauchte, hatte mir diesen jetzt Bret mit seiner bemerkenswerten Kenntnis von Fionas Gebiß geliefert.
    Prettyman sah Bret an und dann mich und warf dann einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich vergesse gar nichts«, sagte ich. »Nehmen wir an, man hätte einen Schädel, der demjenigen Fionas hinreichend ähnlich sähe, mit einem Gebiß ausgestattet, das ihrem vollkommen gliche. Und dann diesen Schädel in den Wagen gepackt.«
    »Zwei Frauenschädel im Wagen?«
    »Deshalb war ja ein Irrer von Thurkettles Kaliber erforderlich. Gegen einen kleinen Aufschlag auf sein Honorar hat der sicherlich gern einer Leiche den Kopf abgesäbelt.«
    »Thurkettle ist der Typ, der den CIA-Mann in Salzburg umgelegt hat«, sagte Prettyman, als erinnere ihn der Name an eine Geschichte aus grauer Vorzeit. Dann sagte er: »Dazu wäre aber eine Menge Planung erforderlich gewesen … und sehr viel Zusammenarbeit. Wer sollte ihn eingewiesen haben und so fort?«
    »Es gab Rauschgiftgeschäfte. Beamte auf beiden Seiten

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    waren darin verwickelt. Man brauchte einen Sündenbock. Alle Beteiligten waren verzweifelt bemüht, diese Akte zu schließen.
    Diese Stelle mit den Bauarbeiten an der Autobahn bot die Gelegenheit, alles unbequeme, etwa zurückbleibende Beweismaterial zu begraben.«
    »Wo hast du denn das alles her?« sagte Prettyman.
    Ich sagte: »Das ist die einzig mögliche Erklärung.«
    »Du wirst dir aber eine bessere einfallen lassen müssen, Bernie«, sagte Prettyman in einem Ton, der wahrhaft freundschaftlich klang. »Ich werde mir anhören, was immer du zu sagen hast. Von dir habe ich gelernt, was ich weiß. Alles.
    Aber dieses verdrehte Szenario wirst du noch mal umschreiben müssen.«
    »Was sonst zum Teufel hatte Tessa überhaupt da zu suchen?« Nun war Bret an der Reihe. »Solltest diese Frage nicht du selbst beantworten, Bernie? Du hast sie dorthin mitgenommen. Das weißt du doch noch?«
    »Würdest du bitte Gloria besuchen?« bat ich Prettyman, einer plötzlichen verzweifelten Eingebung gehorchend. »Und den Kindern sagen, daß mir’s gutgeht und ich sie liebe?« Bret sagte nichts.
    Prettyman sagte ruhig: »Ich kann kaum damit rechnen, irgendwann in nächster Zukunft mal wieder nach London zu kommen, Bernie.«
    Ich trank meinen lauwarmen schwarzen Kaffee und antwortete nicht.
    »Ich komme wieder«, sagte Prettyman zu mir wie ein pflichttreuer Sohn zu Besuch bei einem schwierigen Achtzigjährigen. »Aber um zwei muß ich auf dem Camarillo Municipal Airport sein. Vielleicht nächsten Monat … Hat mich gefreut, dich zu
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