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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt
Autoren: Len Deighton
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Sporthosen und ein weißes Tennishemd mit einem roten Streifen am Kragen. Das alles paßte sehr gut zu seinem weißen Haar und ließ sein sonnengebräuntes Gesicht sehr dunkel erscheinen. Ich fragte mich, ob man den geheimnisvollen Motorradfahrer schließlich doch noch mit Thurkettle identifizieren würde. Ich gab keinen Hinweis in der Richtung, und mir fiel auf, daß Fiona nichts von dem unverkennbar amerikanischen Akzent des Unbekannten sagte.
    »Hat die Medienüberwachung irgendeinen Hinweis
    aufgelesen?« fragte Fiona.
    »Nicht in den Zeitungen und Zeitschriften, und über das Radio ist sicherlich auch nichts gekommen.« Er lächelte von neuem sein knappes kleines Lächeln und drehte seinen Siegelring. »Es hätte mich auch sehr gewundert.«
    »Und noch mehr hätte es mich gewundert, wenn du uns in dem Fall was davon erzählt hättest«, sagte ich. Bret verschwendete keine Zeit auf diese Unterstellung. Er grunzte nur und wandte sich wieder an Fiona. »Warum sollten sie den Wagen verbrennen wollen?«

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    »Bernard sagt, um Beweismaterial zu vernichten.«
    »Ich habe aber dich gefragt, Fiona.«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Es hätte sogar ein Unfall gewesen sein können. Ein Mann war noch da.«
    »Ah! Der Mann mit dem Motorrad.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Ich wünschte, du könntest mir ein bißchen mehr von ihm erzählen.« Er wartete für den Fall, daß Fiona etwas sagte. Als sie’s nicht tat, sagte er: »Und während der Fahrt hast du mit Stinnes und diesem Verbindungstyp nicht gesprochen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Haben sie miteinander geredet?«
    »Ich glaube nicht, daß wir so weiterkommen. Ich habe dir alles gesagt, was ich von ihnen weiß.«
    Bret nickte mitfühlend. Er blickte auf seinen gelben Notizblock und sagte: »Dieser ›andere Mann‹ fuhr Motorrad?
    Ziemlich ungewöhnlich, findest du nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie ungewöhnlich das ist, Bret.«
    »Wenn der Wagen aber, nachdem ihr weg wart, vorsätzlich in Brand gesetzt wurde, wird das also wohl dieser Motorradfahrer gemacht haben, oder?«
    »Ich nehme an«, sagte Fiona.
    »Ich auch«, sagte Bret. »Und damit kommen wir zur letzten Frage dieser rätselhaften Geschichte: Warum hat er euch so leicht entwischen lassen?«
    Fiona nickte und befeuchtete ihre Lippe, als sei es ihr unangenehm, darüber nachzudenken. »Seltsam, ja.«
    »Welches Motiv könnte er gehabt haben? Bernie hatte gerade zwei von seinen Kumpels abgeknallt. Und er läßt euch laufen. Klingt das nicht ein bißchen verrückt?«
    Fiona sagte: »Es war eine Pattsituation. Er konnte sich nicht bewegen, ohne erschossen zu werden. Er wußte auch, daß Bernie den Wagen nicht erreichen konnte, ohne ihm vor die Kanone zu kommen. Da hielt er’s vielleicht für das Einfachste,

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    uns abhauen zu lassen.«
    »Ganz bestimmt nicht, Schätzchen«, sagte Bret. »Diese Leute waren in ihrem eigenen Land. Nehmen wir also an, Mr.
    X hätte sich entschlossen, bis Tagesanbruch zu warten. Man hätte schließlich von der Autobahn aus bemerkt, was da am Rande lief, oder die Bauarbeiter wären zur Arbeit erschienen.
    So oder so, für unseren Herrn hätte sich ein bißchen mehr Geduld bezahlt gemacht. Stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht, wer er war«, sagte Fiona, als hätte sie Brets Frage nicht gehört. »Was soll das heißen?« sagte Bret.
    Fiona sah mich hilfesuchend an. Ich sagte: »Fiona meint, wenn irgendein CIA-Agent in eine Schießerei am Pacific Coast Highway irgendwo hier in der Nähe geriete, würde er doch vermutlich nicht sonderlich scharf darauf sein, bei Tagesanbruch von der Ortspolizei am Tatort gesehen zu werden.«
    »Na schön«, sagte Bret in einem Ton, der keine
    Zugeständnisse einräumte. »Aber das hier sind die US von A, wo liberale Zeitungen nur auf Gelegenheiten warten, der Regierung eins auszuwischen, von wirrköpfigen Senatoren ganz zu schweigen. In einer derartigen Situation könnte einem CIA-Agenten allerdings daran gelegen sein, wenig Spuren zu hinterlassen, zu welchem Preis auch immer. Aber in der DDR
    … Das leuchtet mir nicht ein.«
    »Warum sagst du uns nicht einfach, was wir sagen sollen, Bret?« fragte ich.
    »Wie bitte?« sagte Bret, und man hörte ihm an, daß sein Geduldsfaden zu reißen drohte.
    »Wir wissen alle, daß du ein Märchen schreibst«, sagte ich.
    »Die Handlung ist zweifellos schon vor Monaten, wenn nicht Jahren festgelegt worden. Du willst gar nicht wissen, was wirklich passiert ist: Du willst Erklärungen hören, damit du
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