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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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bat er und drückte meine Hände.
    »Ich werde dich nicht enttäuschen. Niemals!«
    »Ich kann es ja versuchen«, flüsterte ich, und er lächelte.
    Dann küßte er mich. Dieser Kuß sollte sein Versprechen besiegeln. Doch mein ganzes Leben lang hatte ich erlebt, daß Versprechen gebrochen wurden. Logan spürte mein Zögern und meine Befürchtungen. Er nahm mich in die Arme.
    »Ich werde dafür sorgen, daß du mir vertrauen kannst, Heaven.
    Ich werde dir alles geben, was ein Mann nur geben kann.« Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Ich fühlte seinen Atem in meinem Nacken und spürte seinen wilden Herzschlag an meiner Brust. In diesem Wald, auf unserem alten Pfad, merkte ich, daß ich wieder zu hoffen wagte; ich wurde wieder empfindsam. Heaven Leigh Casteel, die als Kind so böse verletzt und als junges Mädchen mißhandelt und vergewaltigt worden war und der man als junger Frau das Herz gebrochen hatte, wandte sich hungrig dem Versprechen auf Glück zu.
    »Ich glaube, mit der Zeit werde ich dir vertrauen können, Logan.«
    »O Heaven, liebste Heaven, jetzt bist du wirklich nach Hause gekommen!« Logan küßte mich wieder und immer wieder.
    Warum mußte ich dann, als er mich mit all seiner Leidenschaft und Liebe küßte, an Troy denken, an meinen verbotenen Geliebten, der jetzt tot war? Warum waren es Troys Lippen, die ich auf den meinen spürte? Warum war es der Geschmack von Troy, nach dem ich mich sehnte? Warum waren es die Arme von Troy, die mich umschlungen hielten?
    Aber dann küßte Logan mich auf beide Augen, und als ich sie öffnete, blickte ich in sein junges, klares, liebevolles Gesicht, das die Tiefen der Angst und Verzweiflung, in denen Troy versunken war, nicht kannte. Plötzlich wußte ich in meinem Inneren, daß Logan mir genau das Leben geben würde, das ich mir wünschte und das meine Mutter sich gewünscht hatte: ein Leben voller Ruhe, Behaglichkeit und Ansehen.
    Logan machte mir das ganze Schuljahr hindurch den Hof.
    Eines Tages klopfte er an die Tür meiner Hütte und sagte: »Ich habe eine Überraschung für dich, Heaven.«
    »Willst du mich entführen?« Ich ging auf sein Spiel ein.
    Er stellte sich hinter mich und legte seine sanften Hände vor meine Augen. »Laß sie zu, Heaven!« Dann nahm er meine Hand; ich stolperte hinter ihm her zu seinem Auto und fühlte mich sicher in Gegenwart seiner jungenhaften Begeisterung.
    Als wir davonfuhren, wehte mir ein frischer Wind ins Gesicht.
    Dann hielt der Wagen, Logan öffnete die Tür und faßte mich am Arm. »Steig aus, wir sind fast da«, sagte er und geleitete mich auf einen Bürgersteig.
    Ich wußte sofort, wo wir waren, als er die Tür zum Drugstore öffnete, aber ich sagte es nicht. Natürlich hatte ich gleich den vertrauten Geruch nach Parfüm, Toilettenartikeln und Erkältungsmedizin erkannt. Ich wollte ihm seine gute Laune nicht verderben. Er setzte mich auf einen Hocker und werkelte hinter der Theke herum. Es schien mir fast, als wäre eine halbe Stunde vergangen, als ich seine fröhliche Stimme wieder vernahm; er schrie fast vor Aufregung: »Du kannst die Augen jetzt aufmachen, Heaven!«
    Vor mir stand ein Märchenschloß – geformt aus Eis, Kirschen und Schlagsahne, alles wohlschmeckend und süß.
    »Logan«, erklärte ich, »es ist wunderschön. Aber wenn ich das aufesse, wiege ich in einer Stunde dreihundert Pfund mehr als jetzt! Dann wirst du mich nicht mehr lieben.«
    »Heaven« – seine Stimme wurde laut und rauh –, »meine Liebe zu dir ist nicht abhängig von Jugend und Schönheit.
    Aber dieses Kunstwerk ist nicht zum Essen gedacht. Ich wollte dir das süßeste und schönste Schloß bauen, das du je gesehen hast. Ich weiß, ich kann mit dem Reichtum der Tattertons und ihrem großen Herrensitz Farthinggale nicht konkurrieren. Aber deren Haus ist aus kaltem, grauem Stein gebaut, während meine Liebe zu dir so warm ist wie ein Frühlingsmorgen.
    Meine Liebe baut ein Schloß um dich herum, das besser ist als jedes Steinhaus, Heaven« – inmitten all der erstaunten Kunden im Drugstore kniete er nieder –, »Heaven, willst du meine Frau werden?«
    Ich blickte ihm tief in die Augen und sah nur Liebe und Sanftmut darin. Ich wußte, er würde alles tun, um mich sehr, sehr glücklich zu machen. Was hatte ich von Leidenschaft –
    der Leidenschaft, die mir durch Troys Tod genommen worden war –, wenn ich statt dessen ein Leben voll warmer Liebe, Fürsorge und unermeßlicher Ergebenheit bekam? »Ja«, sagte ich, und meine Augen
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