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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland
Autoren: Elke Kößling
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rund um Dorset angesiedelt. Die Orte sind erkennbar, trotz ihrer fiktiven Namen. So machte Hardy aus Dorchester Casterbridge, Exeter zu Exonbury und Salisbury zu Melchester. Es ist letztlich ungeklärt, warum Thomas Hardy sich so viel Mühe machte. Seine Charaktere wandern entlang bekannter Straßen; Städte und Dörfer, Landschaften und sogar Häuser sind deutlich erkennbar. Bis in die Details übertrug der Autor die reale in die fiktionale Welt.
    Das strohbedeckte Cottage im Dörfchen Higher Bockhampton bei Dorchester, in dem Thomas Hardy 1840 als Sohn eines Steinmetz geboren wurde, steht heute unter der Obhut des National Trust, einer dieser Institutionen, die zur britischen Eigenart geworden sind. Diese Organisation, 1895 von drei viktorianischen Philanthropen gegründet, hat sich den Erhalt historischer Bauwerke, Gärten und wichtiger Land- und Küstenstriche auf die Fahnen geschrieben. Mit Erfolg. Die Statistiken beeindrucken: Inzwischen hat der National Trust 2,7 Millionen Mitglieder, über 39.700 Freiwillige spendieren pro Jahr 2,4 Millionen Stunden Arbeit, Hunderttausende besuchen jährlich Manor Houses, Industriedenkmäler und Gartenanlagen. Insgesamt schützt der National Trust 248.952 Hektar Land von besonderer landschaftlicher Schönheit, dazu knapp 1.000 km an Küste. Im Finanzjahr 1999/2000 gab der National Trust insgesamt 153,3 Millionen Pfund aus für Erhalt und Anschaffung von historischen Gebäuden, Gärten und Land- schaften. Auch wenn der Name auf eine Regierungsstelle schließen läßt, ist der National Trust doch eine unabhängige Wohltätigkeitsorganisation, die in England jedes Kind kennt. Und noch ein Rekord: Die über 200 Gärten und Landschafts- parks unter der Obhut des National Trust bilden zusammen weltweit die größte und wichtigste »Sammlung« historischer Gärten und kultivierter Pflanzen.
    Keine Frage, ganz Großbritannien sähe ohne den National Trust anders aus. In Südengland alleine kann man Wochen damit zubringen, von einem historischen Gebäude zum nächsten zu reisen, Gärten zu besichtigen und entlang geschützter Küsten zu wandern. Dazu gehören die Klippen von Dover, die auch in Shakespeares »König Lear« Erwähnung fanden, ebenso wie die sieben berühmten kalkweißen Klippen, die Seven Sisters, an der Küste von Sussex. Unter dem Motto Neptune Coastline Campaign kauft der National Trust beharrlich Stück für Stück Strand, Klippen und Hinterland, um auf diese Weise bedrohte Küstenstriche durch vorsichtige Landschaftskonservierungsmaß- nahmen zu schützen und der Öffentlichkeit als Landschaftsschutzgebiet für Spaziergänge und Wanderungen zugänglich zu machen.
    Denn die Engländer laufen gerne. Es handelt sich um so etwas wie eine nationale Leidenschaft. Das liegt wahrscheinlich nicht zuletzt darin begründet, daß es in England so viele Hunde gibt, die alle ins Freie geführt werden müssen. Über 6 Millionen sollen es sein, angefangen bei den königlichen Corgis, den Schoßhunden der Queen, über die arbeitende Bevölkerung der Hütehunde bis zu den Abertausenden Rassehunden und Mischlingen, die vor allem Gesellschafter sind.
    Vielleicht sind Ihnen bei Besuchen in englischen Städten schon einmal die vielen Wohltätigkeitsgeschäfte aufgefallen, die Abgelegtes und Aussortiertes für einen guten Zweck verkaufen. Bekanntestes Beispiel, das auch auf den Kontinent übergeschwappt ist, ist wohl OXFAM (Oxford Committee for Famine Relief), dessen Erlöse in die Entwicklungshilfe gehen. Rund um Taunton in Somerset gibt es zahlreiche solcher charity shops, die Geld sammeln für das St. Margaret Hospice, eine Gnadeneinrichtung, in der krebskranke Patienten in Würde ihre letzten Tage und Wochen verbringen. Andere charity shops widmen ihre Arbeit – übrigens immer freiwillig und ehren- amtlich – der Unterstützung des Imperial Cancer Funds, dem British Red Cross und anderen auf der Insel oder weltweit operierenden humanitären Einrichtungen. Dazu kommen aber noch zahlreiche charity shops, die sich dem Wohl der Tiere widmen, sei es für die nationale RSPCA (Royal Society for The Prevention of Cruelty against Animals) oder für das örtliche Tierheim. Kaum ein Hundebesitzer, der zu seinem Hund aus dem Tierheim namens Susie, Lucy oder Henry nicht eine herzzerreißende Lebens- und Leidensgeschichte erzählen kann.
    Zwar meint der englische Journalist Godfrey Smith »es ist zwecklos, eine vernünftige Reaktion der Engländer zu erwarten, wenn es um ihre Hunde oder Katzen
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