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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland
Autoren: Elke Kößling
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geht«, doch sind die Fußwege erstaunlich sauber, zieht man die wachsende Hunde- bevölkerung in Betracht. Hundebesitzern, die ihren Lieblingen die uneingeschränkte Nutzung von öffentlich zugänglichen Plätzen, Straßen und selbst Wiesen als Toiletten erlauben, drohen massive Geldstrafen. Wobei ich mir nicht sicher bin, daß es wirklich diese fines sind, die englische Hundebesitzer dazu bringen, auf Sauberkeit zu achten. Wahrscheinlich ist es eher eine Frage der englischen Mentalität, die so viel mit Rücksicht auf Mitmenschen zu tun hat.
    Der Aufforderung »Bitte entfernen Sie, was Ihr Hund hinterläßt« in den designierten Scoop up Areas wird ohne Murren Folge geleistet. An strategisch günstigen Stellen hängen Behälter, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Hausbriefkästen haben. Dorthinein plaziert man Doggy’s Häufchen, das man zuvor mit Hilfe einer der knisternden Plastiktüten aufgehoben hat, von denen man bei jedem Einkauf im örtlichen Supermarkt für nahezu jedes käuflich erworbene Teil eine bekommt – und eigentlich zur Beseitigung dieser inflationär anwachsenden Tütenmenge nur eine Möglichkeit hat: Man schafft sich einen Hund an. Wenn man diesen dann hat, muß man, wie eingangs bereits festgestellt, spazieren gehen.
    Da die Engländer letztendlich auch Pragmatiker sind und immer gerne das Nützliche mit dem Schönen verbinden, bietet es sich natürlich an, diese Spaziergänge so zu planen, daß irgendwo entlang des Weges der Besuch eines Pubs oder Tea Rooms unvermeidlich ist. Dafür gibt es sogar ganz spezielle Publikationen, die »Pub Walks in Somerset« oder »Dog Walks in Devon« heißen. Diese Rundkurse beginnen in der Regel auf dem Parkplatz eines Pubs, führen dann über eine für Hunde hochinteressante Schnupperstrecke, angereichert mit Bade- möglichkeiten in Bächen, Gräben und Tümpeln, gespickt mit jeder Menge Stöckchen, Äste und Steine, und enden nach ein bis vier Stunden wieder im Pub. Dort kann sich Herrchen oder Frauchen von den Strapazen erholen. Wunderbar.
    Wer zum Beispiel an einem Sonntagmittag in die Royal Oak Inn in Luxborough im Exmoor kommt, muß sich erst einmal zwischen dampfenden Hundeleibern seinen Weg zur Theke bahnen. Kreuz und quer liegen Labradore, Schäferhunde, Border Collies, Doggen, Whippets und undefinierbare Mischlinge in allen Größen und Farbsortierungen zwischen Tischen und Stühlen. Sie träumen glücklich, erschöpft und ziemlich dreckig von gerade überstandenen Abenteuern und schnarchen leise vor sich hin. Die dazugehörigen Menschen sind auch nicht viel sauberer und genauso naß. Nur (und das wiederum scheint eine besondere Eigenart der Royal Oak Inn zu sein) die grünen Gummistiefel wurden gegen mitgebrachte Hausschuhe ausgetauscht.
    Wer nicht gerne mit seinem Hund alleine läuft, kann sich zum Beispiel im Exmoor öffentlich angekündigten dog walks (Spaziergängen mit Hund) anschließen. Auch hundelose Menschen – es gibt sie – sind herzlich eingeladen. Eine Variante dazu sind die dogs are welcome walks – der Einladungstext bittet Hunde, ihre Besitzer doch an einer Leine mitzubringen, und alle zwei- bis vierbeinigen Teilnehmer des anderthalb- stündigen Spaziergangs sind aufgefordert, die versteckten Wunder des Waldes und der Heide zu sehen, zu hören und zu riechen.
    Natürlich kann man das mit dem Wandern in Südengland auch ernsthaft betreiben. Der Küstenpfad rund um den englischen Südwesten mit dem etwas umständlichen, wenn auch völlig korrekten Namen The South West Peninsula Coast Path beginnt in Poole in Dorset und endet im Seebad Minehead in Somerset, wo ein eigenwillig geratenes Denkmal auf diesen Wanderpfad verweist. Zunächst bringt das monumentale Metallkunstwerk Touristen und einheimische Spaziergänger allerdings erst einmal ins Grübeln und dann ins Gespräch, was der Künstler denn nun damit sagen wollte. Spätestens aber, wenn man die Tafel mit den dazugehörigen Erklärungen entdeckt hat, offenbart sich der tiefere Sinn des Gestells und die Würdigung des Küsten- wanderwegs.
    Zwischen Poole und Minehead liegen immerhin 515 malerische Meilen rund um den südwestlichen Zipfel Englands. Wem das nicht reicht, der kann dazu noch kreuz und quer durchs Land laufen. Hier sind die Meilen der Wandermöglichkeiten ungezählt. In England und Wales gibt es insgesamt 250.000 km an öffentlichen Wegen. Seit März 2000 hat die Öffentlichkeit mit dem Countryside und Rights of Way Bill das verbriefte Recht, in Gebirge, Moor, Heide,
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