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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis
Autoren: Joy Nash
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Grinsen ab. »Und dann wartet da noch eine Frau …«
    »Aber keine besondere.«
    Sein Ärger war gänzlich unangebracht, also unterdrückte er ihn. Christine hatte ja recht. Seine kurzen Abenteuer ödeten ihn schrecklich an. Folglich sollte ihn die Sorge der guten Freundin trösten. Stattdessen machte sie ihn wütend. Was zur Hölle war mit ihm los? Manannán mac Lir wurde nicht wütend. Er war nie deprimiert. Und eifersüchtig erst recht nicht. Er war der allzeit gutgelaunte, unsterbliche Prinz von Annwyn, um der Götter willen! Sein siebenhundertjähriges Leben hatte er bisher größtenteils lachend verbracht. Das Leben war prima, endlos, eine einzige lange Party. Noch nie war er einem Problem begegnet, das er nicht umschifft oder wenigstens verlacht hätte.
    Bis jetzt.
    Nur nebelhaft bekam er mit, dass Christine seine Haltung imitierte: die Ellbogen auf den groben Stein gestützt, das Gesicht zum Meer. Er hatte sie sehr gern, aber, Götter, er wünschte, sie würde ihn einfach in Ruhe lassen. Derzeit war er keineangenehme Gesellschaft, für niemanden. Seit einer Weile schon, um ehrlich zu sein. Und er legte keinen Wert darauf, an diese Tatsache erinnert zu werden.
    »Du bist überhaupt nicht mehr du selbst, Mac. Gib es wenigstens zu.«
    »Christine, ich dachte, Mütter sollten von ihrem Nachwuchs besessen sein«, sagte er mit einem kurzen, freudlosen Lachen. »Die Götter sind meine Zeugen, dass meine Mutter es auf jeden Fall ist.«
    »Geht es darum? Um Niniane? Hat sie irgendwas gemacht?«
    »Irgendwas anderes als sonst, meinst du? Nein, ich kann nicht behaupten, dass die gute alte Mum mich mehr oder weniger belatscht als sonst. Niniane ist … Niniane eben. Sie ist eine Vollblut-Sidhe«, fügte er mit einer Grimasse hinzu, als würde das alles erklären, was es seiner Meinung nach auch tat. »Sie will, dass ich nach Annwyn zurückkomme. Für immer.«
    »Na ja, sie ist die Königin von Annwyn, Mac. Man kann ihr nicht verübeln, dass sie ihren einzigen Sohn bei sich haben will.«
    »Das kann sie vergessen. Ich hasse die Anderwelt. Da ist alles so verflucht perfekt. Es ist Jahrhunderte her, seit ich mehr als ein paar Stunden am Stück dort verbracht habe, und das werde ich jetzt ganz bestimmt nicht ändern. Niniane von meinen Entscheidungen überzeugen zu wollen habe ich längst aufgegeben. Wenigstens kenne ich den ewigen Kampf inzwischen. Der hat nichts mit dem zu tun, was ich … was im Moment mit mir los ist.«
    Fertig. Er hatte es zugegeben. Etwas
war
mit ihm los.
    Christine legte eine Hand auf seinen Arm, so dass ihre Wassermagie einer Frage gleich in ihn hineinfloss. Mit einemSeufzer öffnete er sich ihr gerade genug, um ihr zumindest eine Teilantwort zu geben.
    »Leanna?«, fragte sie verwundert.
    Beim Namen seiner Halbschwester drehte sich Mac der Magen um. Er unterbrach den Kontakt sofort. »Zum Teil, ja. Verdammt, Christine, es ist wie bei einer Schallplatte, auf der die Nadel immerzu an derselben Stelle hakt. In Gedanken sehe ich wieder und wieder, wie dieser dreckige Dämon Leanna ins Höllenfeuer zieht. Ich kann sogar noch ihre Schreie hören, ihre Angst schmecken.« Er blickte auf seine Hände. »Du hast sie in der Nacht auch gehört. Sie hat nach mir gerufen, mich angefleht, sie zu retten. Weißt du, dass das das erste Mal war, das meine Schwester mich um irgendwas bat?«
    »Du hast alles getan, um ihr zu helfen«, sagte Christine mitfühlend. Was erstaunlich war, denn Leanna war Kalens Geliebte gewesen, als Christine seinerzeit in Schottland ankam. Als Kalen seine Sidhe-Geliebte wegen der Hexe in die Wüste schickte, war Leanna entschlossen gewesen, ihre Konkurrentin zu töten. Wild entschlossen.
    »Du hättest gar nichts anderes machen können«, fuhr Christine fort. »In der Nacht am Hünengrab war es schon zu spät. Hätte Leanna keinen Pakt mit dem Ewigen geschlossen … wäre sie nicht zur Dämonenhure geworden … hätte sie dein Hilfsangebot vorher angenommen … vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Aber das hat sie nicht. Leanna hat sich bewusst für die Todes- und gegen die Lebensmagie entschieden. Ich weiß, dass es hart ist, damit fertig zu werden, doch deine Schwester hat ihr Schicksal selbst gewählt. Es ist nicht deine Schuld, dass sie ins Dämonenreich gezogen wurde.«
    Mac knallte die flache Hand auf den Stein. »Aber es fühlt sich an, als wär’s meine Schuld! Wo war ich denn, als Leannageboren wurde? Wo war ich, als Niniane sie bei ihrem saufenden Menschengeliebten
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