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Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe

Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe

Titel: Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe
Autoren: Sissi Kaiserlos
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Möglichkeiten. Aber meine Kehle war wie zugeschnürt und mein Herz schmerzte. Also nickte ich nur und griff nach meinem Koffer. Er rief mich nicht zurück, als ich das Zimmer verließ

Auf dem Hinweg hatte ich die Bahn benutzt, war nun aber froh, als Sandro mir anbot, mich in seinem Bus nach hause zu bringen. Die Rückfahrt nutzte ich für ein kleines Schläfchen, hatte ich doch in der Nacht kaum ein Auge zubekommen. Kurz vor Hamburg erwachte ich und sah mich erstaunt um.
"Wir sind schon da?"
Sandro lächelte mir kurz zu.
"Ja, du hast fast vier Stunden geschlafen."
"Mein Gott, ich war aber auch fertig."
Vorsichtig streckte ich mich, soweit es der Sicherheitsgurt zuließ. Meine Glieder waren verspannt von der ungemütlichen Position, in der ich auf dem Beifahrersitz halb gelegen hatte.
"Was ist denn los?"
"Dieser Arsch macht mich echt fertig."
"Eigentlich ist Andreas ganz nett, wenn er mal auftaut."
"Auftauen?" ich schnaubte, "der ist aus Stein. Das Einzige was der kann ist, auf den Gefühlen anderer Leute rumtrampeln."
"Du hast dich verknallt?"
"Ja", ich seufzte leise.
"Scheiße."
"Ja, verdammte Scheiße."
Sandro lenkte den Bus von der Autobahn. Ich sah aus dem Fenster und hing meinen Gedanken nach. Irgendwie musste ich mit meiner Verliebtheit klarkommen, würde ich Andreas doch weiterhin auf der Arbeit treffen.
"Weißt du, Andreas hat mir ein bisschen von sich erzählt. Ich glaube, er kann gar nicht anders, als so kalt zu sein."
"Wie?"
Mein Kopf flog herum, ungläubig starrte ich meinen Freund an.
"Ich war mit ihm vorgestern nach dem Abendessen ein bisschen rausgegangen, er tat mir irgendwie leid. Und dann hat er mir erzählt, dass er ein Problem mit Nähe hat."
"Ja, das habe ich auch gemerkt."
Wir schwiegen, bis Sandro vor dem Haus in Barmbek hielt, in dem ich wohnte. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte, trottete ich auf die Haustür zu, meinen Koffer hinter mir herziehend. In Gedanken war ich immer noch bei Andreas, mit meinem Herzen auch.

Ich liebte Samstage. Das Wochenende lag vor einem, man konnte ausschlafen und Abends weggehen. Diesmal war es anders. Die freien Stunden erstreckten sich vor mir wie eine öde Wüste. Lustlos machte ich mir einen Kaffee und trat ans Küchenfenster. Der Herbst hatte in Hamburg Einzug gehalten und zeigte sich von seiner schlechtesten Seite. Nieselregen spritzte gegen die Fenster, graue Wolken verdeckten die Sonne.
Das Wetter spiegelte meine Stimmung wieder, die auf einem neuen Tiefpunkt war. Andreas beherrschte meine ganzen Gedanken, war unter meiner Haut und machte mich unruhig. Am liebsten wäre ich die Wände hochgegangen.
Ich entschied mich dann doch dafür, auf den Wochenmarkt zu gehen. Normalerweise liebte ich das bunte Treiben, kaufte mein Obst und Gemüse dort, plauderte mit den Händlern, die mich kannten. Aber heute war auch das anders, konnte mich nicht ablenken von meinem Liebeskummer.
Wer hatte diese Scheiße eigentlich erfunden? Es reichte doch auch aus, sich gelegentlich zu paaren, um für Nachwuchs zu sorgen. Da war diese Gefühlsduselei doch völlig überflüssig. In meinem Fall wurde sie gar nicht benötigt, da die Paarung mit einem Mann ja nicht dem Zweck der Fortpflanzung diente, sondern nur dem Spannungsabbau. Wenn - ja, wenn da nicht dieses Bedürfnis nach Nähe und einem Kuschelpartner wäre.
Andreas war auf jeden Fall nicht dafür geschaffen, meinen Wunsch nach Zärtlichkeit zu erfüllen. Diese Einsicht hatte ich zwar, aber das kleine Pflänzchen Hoffnung hatte zarte Triebe bekommen, nachdem mir Sandro von dem Gespräch mit Andreas erzählt hatte.
Gegen Abend hielt ich es nicht mehr aus. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fuhr zu Andreas, um mir Klarheit zu verschaffen. Seine Adresse hatte ich mir schon vor längerer Zeit besorgt, eigentlich für den Zweck, ihm eine Briefbombe zukommen zu lassen.

Der schicke Neubau in Harvestehude passte zu meinem Kollegen: glatt und glänzend, aber ohne Atmosphäre. Auf mein Klingeln hin ging die Haustür auf, ohne dass sich jemand nach meinem Namen erkundigte. Das war gut so, hätte ich doch nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen. Langsam stieg ich die

Marmorstufen empor und überlegte, wie ich am besten beginnen sollte. Im ersten Stock stand eine Tür offen. Ich las das Namensschild und trat in den Flur.
"Andreas?"
Sein Kopf erschien in einem Türrahmen, wahrscheinlich dem Badezimmer, denn sein Kinn war mit Rasierschaum bedeckt. Bei meinem Anblick zuckte er zusammen und verzog sein Gesicht zu einer
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