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Garantiert wechselhaft

Garantiert wechselhaft

Titel: Garantiert wechselhaft
Autoren: Fanny Wagner , Carolin Birk
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Schminken», sagte Marie. «Auf die Landfrauenpower!»

    Als ich gegen zwei einen Blick aus dem Fenster meines Arbeitszimmers warf, war ich überwältigt: Dicke Limousinen schipperten auf dem Weg zu unserem ausgeschilderten Parkplatz die Hauptstraße hinunter. Limousinen, in denen die Leute von Volkers Kundenliste saßen. Gespannt, eine Modenschau der besonderen Art zu erleben.
    Nun näherte sich auch noch ein großer Mercedes-Oldtimerbus, der von einem äußerst ansehnlichen Chauffeur gesteuert wurde, und hielt direkt vor dem mit Girlanden geschmückten Gasthof. Die Türen schwangen auf, und die Passagiere, die Martin am Nürnberger Flughafen abgeholt hatte, wurden von Elke routiniert empfangen.
    Jetzt ging es los.
    Behalt deine Ziele fest im Blick, du wirst sehen, so kommt das Glück!
    Mit diesem Spruch von Hubert auf den Lippen schnappte ich mir die Blätter, auf denen ich meine Begrüßungsworte notiert hatte, und ging hinunter. Volkers Geschäftsmodell hatte wirklich Hand und Fuß. Und wie es aussah, war unser Coup gelungen!

    In der Umkleidekammer war die Hölle los. Alle wuselten aufgeregt durcheinander, und mir wurde klar, dass ich noch ein paar Minuten Ruhe brauchte, sonst würde ich kein vernünftiges Wort herausbringen.
    «Ich zieh mich im Kabuff um», sagte ich zu Jeanette und schnappte mein erstes Outfit von der Stange. «Ich muss mich ein bisschen sammeln, sonst rede ich am Ende nur Stuss.»
    «Alles klar», sagte sie. «Und mach dir keine Sorgen, ich habe das hier im Griff.»
    Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu und verschwand in den kleinen Raum neben der Bühne.
    Ich legte die Blätter vor mich hin, las sie mehrmals durch und wiederholte den Text, während ich mich auszog.
    «Es ist mir eine Ehre, Sie heute hier begrüßen zu dürfen», murmelte ich. «Und wenn Sie bisher der Meinung waren, dass in der Provinz nichts los ist, werden Sie hoffentlich eines Besseren belehrt …» Ich stieg in den Zwiebellook-Rock, zupfte meinen BH zurecht und legte die Wickeljacke, die ich als Erstes präsentieren würde, über den Stuhl. «… werden Sie hoffentlich eines Besseren belehrt, denn Kreativität ist nicht abhängig von …»
    Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine kurze Bewegung wahr, und im nächsten Moment stand Gustl vor mir. In einem speckigen, knapp sitzenden Anzug aus den Sechzigern, einen plastikverpackten Blumenstrauß von der Tankstelle in der Hand.
    «Nina, ich weiß ja, du hast eigentlich grad kei Zeit, aber ich muss dir etzt endlich …»
    Oh mein Gott!
    «Gustl!» Geistesgegenwärtig schnappte ich mir mein Oberteil und bedeckte meinen Busen.
    «Ich mein, ich waaß doch, wie gern du mich hast, und du sollst etz endlich wissen, dass du, dass ich, also dass mir beide …»
    «Gustl, das ist jetzt ganz ungünstig!» Ich versuchte, Ruhe zu bewahren, aber das wollte mir nicht so richtig gelingen.
    «Aber Nina, mir beide könnten es doch so schee …»
    «Nein, könnten wir nicht!» Hektisch versuchte ich, das Wickelteil anzuziehen. Immerhin erwischte ich die Ärmel.
    «Aber Nina! Etzt hör mir doch kurz zu!» Gustl kam mit offenen Armen auf mich zu. Ich wich entsetzt zurück, bis ich die Bühnenwand im Rücken spürte.
    «Mir sinn doch füreinander bestimmt! Dei Onkel hat des Werddshaus ned umsonst dir vererbt. Der Hubbert hat des schon im G’spür g’habt, verstehst?»
    Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand nur, dass ich hier raus wollte. Unauffällig drückte ich die Türklinke neben mir hinunter. Aus dem Saal war kein Laut zu vernehmen, und ich flüchtete auf die bereits erleuchtete Bühne. Doch so schnell gab Gustl nicht auf.
    «Etz wart doch, Nina!», rief er. «Schau, mir beide, mir wärn so a schönes Baar …» Er sank vor mir auf die Knie und wollte seine Liebesbeteuerungen fortsetzen, als eine dicke Frau auf uns zustürmte.
    «Hab ich eich endlich in flaggranddi erwischt!», schrie Steffi mit hochrotem Kopf. «Erst machst mir schöne Augen, Gustl Beck, und dann gehst mit dere, mit dere …» Sie sah mich wuterfüllt an.
    Guter Gott, ich hatte seit Schultagen kein Theater mehr gespielt, aber wusste sofort wieder, wie es sich anfühlt, wenn man seine Rolle vergessen hat.
    Zum Glück verschaffte Steffi mir eine Pause. Sie riss Gustl die Blumen aus der Hand und schlug sie ihm links und rechts um die Ohren. «Du elender Schuft, du Gemeiner!» Wieder klatschte der Strauß auf Gustl nieder.
    Jetzt wusste auch ich im Text wieder weiter. «Dann nimm ihn dir doch, du blöde Kuh!», rief
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