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Garan - Der Ewige

Garan - Der Ewige

Titel: Garan - Der Ewige
Autoren: Andre Norton
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seinen Platz zurücktreten, zum Wohle von Krand.«
    Mit diesen Worten wandte ich mich ab und verließ sie.
    Als ich mich wieder in meinem eigenen Zimmer befand, starrte ich blind auf die Wände. Die ganze Nacht lief ich auf und ab. Aber als der Morgen kam, hatte ich den Aufruhr in meinem Inneren bezwungen. Doch in jenen bitteren Stunden starb etwas in mir für immer; vielleicht war es der Geist meiner nie gelebten Jugend.
    Ich verbrachte die mir verbleibenden Tage ruhig und tat mechanisch alles, was ich zu tun hatte. Meine Experten arbeiteten in der Wildnis von Cor, wo das Raumschiff langsam Gestalt annahm. Zacat vollbrachte Wunder in Ru, von wo Gerüchte über seine erbarmungslose Herrschaft zu uns drangen. Anatan war immer um mich und betrachtete mich mit kummervollen Augen. Aber ich ging meinen Weg allein.
    Es war beschlossen worden, einen konzentrierten Energiestrahl als Richtstrahl zu dem ausgewählten Planeten zu senden. Innerhalb dieses gigantischen Tunnels aus reiner Energie sollte das kugelartige Schiff sicher zu seinem Zielort geleitet werden. Die unsichtbaren Wände würden wandernde Meteore abwehren und die Reisenden schützen. Aber es blieb keine Zeit, unsere Theorie zu testen. Das kommende Unheil hing bereits über uns: ein glühender, orangeroter Ball am Nachthimmel.
    Drei Wochen vor dem Ende wurden wir zu einer letzten Versammlung zusammengerufen. Es war nicht länger möglich, das Schicksal Krands geheimzuhalten; das Ende war fast gekommen. Es hatte Vulkanausbrüche gegeben, zwei Sturmfluten und eine Reihe von Erdbeben, deren Stärke ständig zunahm.
    In dieser Nacht trafen wir zusammen, um jene auszuwählen, die sich auf die Reise ins All begeben sollten, um einen kleinen Teil unserer Welt zu retten. Thran und Thrala saßen zusammen, und vor dem Lord von Gorl lag eine Liste mit Namen. Es war klar, daß alle Passagiere jung, stark und imstande sein mußten, die Belastung der Raumfahrt zu überleben. Und nur wenige von denen, die hier versammelt waren, konnten diese Eigenschaften vorweisen. Dennoch lag kein Schatten auf ihren Gesichtern, während sie der Namensverlesung lauschten.
    Name auf Name wurde genannt. Es freute mich sehr, daß sowohl Anatan als auch Analia darunter waren. Aber als Thran endlich fertig war, erhob ich mich, um Einspruch zu erheben.
    »Meine Lords, ich bitte, meinen Namen zu streichen.«
    »Aber wir brauchen dich!«
    Ich widersprach Thran. »Auf eurer neuen Welt werdet ihr wenig Verwendung für einen Soldaten haben. Ich werde hierbleiben, wo ich in diesen letzten Tagen vielleicht noch von Nutzen sein kann. Nein, ich gehe nicht. Ich gehöre hierher, und hier will ich bleiben bis zum Ende.«
    Ich sah Thrala an. Alle Bitterkeit, aller Haß war von mir gegangen, und ich stand ihr lächelnd gegenüber.
    Ich hielt trotz all ihres Drängens an meinem Entschluß fest. Anatan wäre mit mir zusammen zurückgeblieben, hätte ich ihn nicht geradezu gezwungen, das Transportflugzeug zu besteigen, das sie alle nach Cor und zum Schiff bringen sollte.
    Im letzten Augenblick trat Thrala zu mir.
    »Geliebter«, sagte sie laut und deutlich, »jetzt hast du mir eine Erinnerung geschenkt, die kostbarer ist als der Schatz von tausend Königen. Lebe wohl bis zu unserer nächsten Begegnung!« Und vor den Augen aller preßte sie ihre Lippen auf die meinen.
    Dann waren sie fort, und wir standen auf der Landeplattform und blickten dem sich rasch entfernenden schwarzen Pünktchen nach.
    Zacat war der erste, der sprach. Er streckte mir seine Hand hin, und das alte Grinsen erhellte sein häßliches Gesicht.
    »Du bist ein guter Kamerad gewesen, Garan. Wenn wir uns jenseits der Sterne wiedersehen, werden wir uns viel zu erzählen haben, du und ich. Für jetzt lebe wohl!«
    »Wohin gehst du?« fragte ich.
    »Zurück nach Ru. Ich bin Soldat genug, um bis zum Ende auf meinem Posten ausharren zu wollen.«
    Und dann verschwand auch sein Flugboot im dunstigen Himmel.
    Ich war allein.

 
10.
     
    Wir standen auf dem höchsten Wachturm von Yu-Lac. Ich spürte die Kälte der Steinbrüstung durch meinen Mantel, aber in Wahrheit war es die Kälte des Todes in mir.
    »Dort steigt es auf!«
    Hatte der Kaiser gesprochen, oder war ich selbst es, der diese Worte nur dachte?
    Hinter den fernen Bergen wurde eine Flamme sichtbar, eine große, grelle Flamme. Ein Donnern und Dröhnen war zu hören. Der Lärm der vor Angst rasend gewordenen Stadt ging darin unter. Wie eine Lanze aus Licht stieg das Schiff höher und höher. Ein
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