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Galaxis Science Fiction Bd. 08

Galaxis Science Fiction Bd. 08

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 08
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ihnen und uns sind nicht so wichtig. Viel wichtiger sind die Unterschiede im Temperament. Zum Beispiel ist ihnen unsere Einstellung gegenüber dem anderen Geschlecht völlig unverständlich. Für sie ist der Geschlechtstrieb genauso ein biologischer Reflex wie das Atmen. Völlig unwichtig. Was dagegen bei ihnen zählt, sind soziale Gruppierungen. Vergessen Sie nicht, daß ihre Vorfahren vieles mit unseren Insekten gemeinsam hatten. Deshalb nehmen sie immer an, daß eine beliebige Gruppe von Menschen, die sie zufällig zusammen finden, eine soziale Einheit bilden.
    Das bedeutet für sie einfach alles. Ich begreife selbst nicht genau, wieso und warum. Kein Mensch wird, das können. Das Ergebnis dieser Einstellung ist jedenfalls das, daß sie eine solche Gruppe, niemals teilen, genauso wie wir – wenn irgend möglich – niemals eine Mutter von ihren Kindern trennen würden. Einer der Gründe, daß sie uns momentan mit Samthandschuhen anfassen, ist bestimmt der, daß sie sich einbilden, wir alle wären im Augenblick über den Verlust von einem von uns verzweifelt, und irgendwie fühlen sie sich deswegen schuldig. Vergessen Sie das nie. Wir werden zusammen interniert werden, und wir werden die ganze Zeit über zusammenbleiben. Ich will Ihnen offen gestehen, daß mir der Gedanke daran bestimmt nicht besonders behagt. Wenn ich hätte wählen, können, dann hätte ich mir keinen von ihnen als Mitgefangenen ausgesucht, und ich bin überzeugt, das gleiche gilt umgekehrt für Sie ebenso. Aber das läßt sich nicht ändern, und wir müssen uns eben mit diesem Gedanken abfinden.
    Die Kloros würden nie verstehen, daß unser Zusammensein auf dem Schiff ein nur rein zufälliges war.
    Das heißt also mit anderen Worten, wir müssen irgendwie versuchen, miteinander auszukommen und miteinander zu leben. Das ist nicht nur kindliches Geschwätz über die kleinen Vögel, die in ihrem Neste turteln. Was glauben Sie wohl, wäre passiert, wenn der Kloro etwas früher gekommen wäre und Polyorketes und mich gesehen hätte, wie wir aufeinander losgingen? Sie wissen es nicht? Nun, was würden Sie von einer Mutter halten, die Sie bei dem Versuch ertappen, wie sie ihre Kinder umbringen will?
    Ja, genau das hätte sich der Kloro gedacht. Er hätte uns alle getötet. In seinen Augen wären wir nichts anderes gewesen als eine Bande pervertierter Ungeheuer. Haben Sie das verstanden? Sie auch, Polyorketes? Wir können uns meinetwegen beschimpfen, aber wir dürfen uns nie aneinander vergreifen. Und jetzt, meine Herren, wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich meine Hände etwas massieren – diese künstlichen Hände, die ich von den Kloros erhalten habe und die einer meiner eigenen Rasse wieder verstümmeln wollte.«
    CLAUDE Leblanc hatte sich wieder etwas beruhigt. Es war ihm ja furchtbar übel gewesen – übel von vielen Dingen, aber am meisten hatte ihn doch der Gedanke krank gemacht, daß er jemals die Erde verlassen hatte. Früher einmal schien es eine großartige Idee gewesen zu sein, auf einem anderen Planeten zu studieren. Es war ein Abenteuer und es hatte ihm gleichzeitig von dem Schürzenbändel seiner Mutter befreit. Irgendwie war er heimlich sehr froh gewesen, daß er sich zu diesem Entschluß durchgerungen hatte, nachdem er erst einmal die schreckliche Zeit der Eingewöhnung in eine andere unbekannte Umgebung überstanden hatte.
    Und dann in den Sommerferien zu Hause – da war er nicht länger mehr Claude, der schüchterne Student, gewesen, sondern Leblanc, der Raumfahrer, der sich mit seinen Erlebnissen großtun konnte. Es hatte ihm das unbeschreibliche Gefühl geschenkt, ein Mann zu sein, wenn er von den Sternen sprach, von Sprüngen durch den Hyperraum und den Sitten und Gebräuchen ferner Welten. Und es hatte ihm Margaret verschafft. Sie hatte sich in ihn verliebt wegen der Gefahren, die er bestanden hatte.
    Außer, daß diese hier seine erste war und er sich dabei wirklich nicht sehr ausgezeichnet hatte. Er machte sich nichts vor, er schämte sich – und er wünschte, er wäre wie Stuart.
    Er nahm die Essenszeit als Vorwand, um sich Stuart zu nähern.
    »Mr. Stuart.«
    Stuart schaute auf und sagte kurz: »Wie fühlen Sie sich?«
    Leblanc spürte, wie er rot wurde. Er errötete leicht, und die Mühe, die er sich gab, um das nicht zu tun, machte es nur noch ärger.
    Er sagte: »Viel besser, danke. Wir essen gerade. Ich dachte, ich bringe Ihnen Ihre Ration.«
    Stuart nahm die ihm dargereichte Konserve entgegen. Es war die
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