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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Entwicklung ihrer Ideale in ihrem Mornak, das unserem Nirwana entspricht, und nicht in Fortpflanzung und zahlenmäßiger, räumlicher Ausdehnung. Seit jener Zeit gehen sie völlig in ihren Meditationen auf. Anscheinend hat selbst die Natur vor dieser Entwicklung kapituliert, denn es dauerte nicht lange, bis die marsianische Zivilisation zerbröckelte und zerfiel. Degeneration setzte ein, und heute leben nur noch wenige Abkömmlinge der einstigen großen Rasse. Zieht man diese Dinge in Betracht, so ist es kein Wunder, daß die Grraloks niemals an eine Weltraumfahrt gedacht haben. Sie fanden ihre Ziele in ihrem eigenen Geist.“
    Ich hörte, wie Travis Pendleton in der Stille des jetzt reglos verharrenden Sandwagens halb abwesend sagte:
    „Und wo ist der absolute Maßstab, um festzustellen, wer von beiden mehr geleistet hat?“
    Nun, damit hatte er natürlich recht. Absolut ist absolut. Aber was mich angeht, so ziehe ich doch die materielle Entwicklung entschieden vor. Können Sie sich etwa den alten Dan Marsh als meditierenden Geistesriesen vorstellen? Na, also!
    So ließ ich denn meine Schäflein wieder aussteigen. Sie trugen alle warme Überkleidung, denn die Kälte war außerhalb des Wagens trotz der direkten Sonneneinstrahlung noch immer unangenehm.
    Ich zeigte den Leuten das Innere des Mornak-Tempels, in dem es allerdings nicht viel zu zeigen gab, da er bis auf ein an einer langen Strippe herunterhängendes Ellipsoid aus weißem Glas völlig leer war. Danach trotteten die Touristen zu einigen halbzerfallenen Wohnhäusern und staunten über die raffinierte Kanalisation, die die Grraloks mit ihrer minderwertigen Technik fertiggebracht hatten. Ich schüttelte mal wieder den Kopf über die Verbissenheit, mit der die zehn Leutchen die Besichtigungstour abklapperten.
    Eine Stunde später trafen wir in dem Eingeborenendorf ein, das unser nächstes Ziel darstellte. Wenn die Grraloks auch auf geistigem Gebiet manch unerhörten Horizont ergründet haben mochten, so war ihnen doch ihr eigener Planet im Laufe der Jahrtausende über den Kopf gewachsen. Die Korrosion des Terrains hatte sie dazu gezwungen, sich dem Nomadendasein zuzuwenden. Denn wie sollten menschenähnliche Wesen, die keine Technik besaßen, auf den endlosen Sandebenen des Mars leben, wenn nicht durch dauernde Wanderungen von Oase zu Oase, von Grünfläche zu Grünfläche?
    In unmittelbarer Nähe von Toranok befand sich ein seichter, versandeter Wasserkanal, an dessen Rändern eine erbärmliche Pflanzenwelt dahinvegetierte. Entlang seinem Ufer zog ein kleiner Stamm von Grraloks und ließ in seinem Kielwasser abgegraste Flächen zurück. Sie trugen ihre zusammenlegbaren Holzhütten mit sich, und ich wußte, daß sie sich gegen entsprechende Gaben bereiterklären würden, unsere Touristen einen Nachmittag lang ihre Nasen in ihre Dinge stecken zu lassen.
    Ich verhandelte mit dem Troppol, dem Hohepriester des Stamms. Ich brachte das Geschäft zum Abschluß, und dann lud Zach Polk die mitgebrachten Essenskörbe aus, die er am Frühen Morgen im Gepäckraum des Sandwagens verstaut hatte.
    Wir nahmen ein umfangreiches Picknick ein und dann verstreuten sich meine Leute in dem kleinen Wanderdorf. Da ich nichts anderes zu tun hatte, gesellte ich mich zu Anne Randolph.
    Am Abend kehrten wir zum Sandwagen zurück und wühlten uns kurz darauf durch die Dünen der Llanos in Richtung Marsport. Zach schimpfte pausenlos vor sich hin, und Mrs. Underwood nörgelte schlechtgelaunt über Gott und die Welt, über die Reiseleiter im allgemeinen und über mich im besonderen. Auch Miss Hermione Stanton zeigte intensive Ermüdungserscheinungen. Nur Hans Jenner und Betty Van’t Hoff waren quicklebendig. Sie hielten wieder einmal Händchen.
    Nach dem Abendessen im „Bleu céleste“ gingen die Leutchen frühzeitig ins Bett. Professor Randolph, Anne und Travis Pendleton konnten es allerdings nicht lassen, mir vorher noch für den interessanten Tagesausflug zu danken und zu erklären, daß sie mir meine lehrreichen Erklärungen hoch anrechneten.
    Ich zog mich in einen stillen Winkel zurück, um mich gemeinsam mit Zach etwas näher mit einer Pulle Venusschnaps zu befassen.
    Ich habe Monsieur Thibaults Kaffee eine ganze Menge zu verdanken. Er war schwarz wie die Nacht, heiß wie die Hölle und süß wie die Liebe, – und er brachte mich am nächsten Morgen wieder völlig zu mir, nachdem ich schon geglaubt hatte, als wandelnder Leichnam vor meine verängstigten Schäflein treten zu
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