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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06
Autoren: Nacht der Sünde
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Klingen, Gewehren, Piken, Pistolen – Waffen, für die sie nicht einmal eine genaue Bezeichnung kannte.
    Dabei waren die Reiter nicht geschickt worden, um sie zu tö- ten. O nein. Der Prinz wollte, dass man sie bei lebendigem Leibe zu ihm brachte. Falls sie überhaupt eine Chance hatte, dann nur jetzt.
    Mit einer raschen Geste, ehe ihre Verfolger an der kleinen Gasse vorüberkamen, zog sie ihren schlammbedeckten Rock- saum zurück. Bebend stand sie in der feuchten Wärme dieser Sommernacht, mit angehaltenem Atem, wie gelähmt, als, nicht weit von ihrem Versteck entfernt, die Pferde anhielten.
    Die Männer waren ihr ganz nahe, und als erfahrene Spuren- sucher wussten die Kosaken das. Prinz Michail Kurkow hatte vier seiner besten Soldaten nach ihr ausgeschickt. Und sollte ihr Auftrag scheitern, so standen ihm noch weitere Späher zur Verfügung. Von ihrem Platz aus konnte sie deren Umrisse aus- machen. Große, bedrohlich wirkende Männer mit kunstvoll ge- drehten Schnurrbärten. Die kampferprobten Kosaken trugen dunkelgraue Mäntel über weiten Hosen, Beine und Füße steck- ten in schwarzen Reitstiefeln. Die Gesichter unter den fremdar- tigen Helmen waren gebräunt und wirkten von einem Leben im Sattel lederig, die schmalen Augen kühl und gefühllos. Es hieß, sie wären Nachkommen der Hunnen.
    Einer von ihnen hob den Kopf und atmete tief ein, als wollte er auf diese Weise ihre Witterung aufnehmen, während die an- deren sich umsahen und sich leise in einer Sprache unterhielten, die sie nicht verstand. Sie schluckte schwer, als die Reiter sich aufteilten, um jeweils zu zweit nach ihr zu suchen. Das erste Paar ritt weiter, während die beiden anderen auf ihren kräfti- gen Pferden wendeten und sich beeilten, wieder die breite, von Laternen erhellte Durchgangsstraße zu erreichen, wie immer sie heißen mochte. Oxford Street – Piccadilly? Becky war nicht ganz sicher. Als die Reiter fort waren, lehnte sie sich erschöpft zurück und sank gegen die verschlossene Tür hinter ihr.
    Einen Moment lang gestattete sie sich, die Augen fest zu schließen.
    Wieder um Haaresbreite entkommen.

Nach vier solchen Tagen, immer auf der Flucht, gehetzt von Stadt zu Stadt, während sie in südlicher Richtung auf dem Weg nach London war, wusste sie nicht mehr, wie lange sie das noch aushalten konnte. Den ganzen Tag über hatte sie noch nichts gegessen, und vor Erschöpfung war ihr schwindelig. Nur die Furcht schien sie wach zu halten, doch es brachte auch keine Erleichterung, die Augen zu schließen. Sofort erschien wieder das schreckliche Bild vor ihren Augen, das Verbrechen ihres mächtigen Cousins. Wie hatte Michail so etwas tun können – kaltblütig einen Mann umbringen?
    Am schlimmsten war, dass sie sich zum Teil mitverantwort- lich fühlte. Wenn ich nur nicht versucht hätte, mich einzu- mischen ...
    Sie erschauerte und riss die Augen wieder auf, und ohne es zu merken tastete sie nach der kleinen Muschel, die sie an einem Band um den Hals trug. Das letzte Geschenk ihres Vaters verlieh ihr wieder ein wenig Mut. Es muss weitergehen.
    Sie musste den Duke of Westland erreichen, ehe die Kosaken sie fanden.
    Als Lord Lieutenant des westlichen Teils von Yorkshire war es die Pflicht Seiner Gnaden, gegen Michail vorzugehen, da der Mord sich in seinem Zuständigkeitsbereich zugetragen hatte. Wegen der hohen Position ihres Cousins hatte Becky gar nicht erst versucht, sich mit einem Vertreter niederen Ranges der eng- lischen Krone abzugeben. Nur ein sehr mächtiger Mann würde es wagen, sich gegen den Prinzen zu stellen. Dessen Mutter war Russin, doch vor Kurzem hatte er von ihrem Großvater den Ti- tel eines Earls geerbt. Der alte Westland jedoch war bekannt für seinen Mut und seine Integrität. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass er Michail der Gerichtsbarkeit zuführen wür- de – vorausgesetzt, es gelang ihr, ihm von dem Verbrechen zu berichten.
    Sie wusste, wie schnell Aristokraten ihre oftmals oberfläch- lichen Urteile fällen konnten. Nach vier Tagen auf der Flucht glich sie mehr einer Bettlerin als einer Lady, daher war sie nicht sicher, ob man sie wirklich empfangen würde. Die Vorstellung, an der Tür abgewiesen zu werden, erschien ihr schrecklich. Dann erinnerte sie sich daran, dass Westland ihren Großvater gekannt hatte. Zwar waren die beiden eher politische Gegner gewesen als Verbündete, aber der Name ihres Großvaters würde

den Duke dazu bringen, sie anzuhören.
    Unglücklicherweise war sie nie zuvor in ihrem Leben
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